Teures Kerosin und starker Euro
In der kalten Jahreszeit wächst wieder der Wunsch nach Sonne, Strand und Meer. In den Reisebüros stapeln sich bereits die Kataloge für den Sommerurlaub 2012. Doch bei näherer Durchsicht werden die Urlaubsfreuden rasch getrübt: Denn vor allem Fernreisen werden empfindlich teurer.
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„Unser größtes Thema ist momentan der Euro“, sagte Christian Bruckmüller, Geschäftsführer des Asien-Spezialisten Jumbo Touristik GmbH, eine Tochter von Verkehrsbüro. Üblicherweise würden Wechselkursschwankungen 14 bis 15 Monate im Voraus abgesichert. Das betrifft hauptsächlich den US-Dollar und den thailändische Baht, weil unter anderem Mitarbeiter an Ort und Stelle in Lokalwährung bezahlt werden. „Aber irgendwann ist das Geld aus“, so Bruckmüller. „Im Moment tut uns der Euro weh.“
Weitere Preistreiber sind Kerosinzuschläge, diverse Luftverkehrsabgaben und Flughafensteuern. „Jeder Airport lässt sich neue Steuern einfallen“, so Bruckmüller. Bei einem Südamerika-Trip machten die Abgaben heute in Summe rund 450 Euro aus, vor zwei Jahren seien es erst 200 Euro gewesen.
Thailand-Reisen werden empfindlich teurer
Ins selbe Horn stößt auch Neckermann. Der deutsche Reisekonzern hebt die Preise für Fernreisen im nächsten Sommer um durchschnittlich drei Prozent an. Besonders stark steigen die Preise für Thailand-Urlaube. Sie verteuern sich um ganze sechs Prozent. Mittelstreckenziele wie Mallorca und Griechenland kosten rund zwei Prozent mehr, für die Türkei und die kanarischen Inseln müssen bis zu vier Prozent mehr einkalkuliert werden.
Hotelpreise in Brasilien steigen um ein Drittel
Auch der Geschäftsreisenanbiet er Carlson Wagonlite Travel (CWT) sieht für nächstes Jahr besondere Herausforderungen auf die Reisebranche zukommen. In ihrer Prognose für die Preisentwicklung 2012 („Travel Price Forecast 2012“) werden vor allem Reisen nach Lateinamerika drastisch teurer, in Europa dürften sich die Tarife moderater entwickeln, die USA werden sogar günstiger als noch im Vorjahr.

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Volle Strände in Rio de Janeiro
Für Lateinamerika-Flüge rechnete CWT mit einer Preissteigerung von fast sechs Prozent, nach Kolumbien könnten es sogar 11,4 Prozent werden. Noch teurer werden die Übernachtungen. Die durchschnittlichen Hoteltagesraten dürften zwischen neun und zwölf Prozent zulegen, in Brasilien wird mit einem Plus von 24 bis 34 Prozent gerechnet. Als Erklärung nennt CWT die boomenden Wirtschaftszahlen und die kommenden Großveranstaltungen wie die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016.
Nordafrika als Gewinner 2012?
Die vergleichsweise schwache Wirtschaft in Europa kommt hingegen Reisenden durchaus entgegen. CWT prognostiziert bei Flugpreisen ein moderates Wachstum von 2,1 bis 3,7 Prozent. Auch die Hotelpreise steigen mit bis zu 0,9 Prozent vergleichsweise schwach. Eine ähnlich schwache Zunahme wird von dem Spezialisten für Events und Meetings auch für Nordafrika angenommen.
In den Reisekatalogen ist Nordafrika auf jeden Fall schon der Preisgewinner für nächstes Jahr. Mit niedrigen Preisen wollen Ägypten und Tunesien wieder Touristen in Hotelanlagen locken. Während sich zumindest Ägypten bereits langsam wieder erholt hat, brachen die Buchungen für Tunesien in Österreich um mehr als 60 Prozent ein, wie Verkehrsbüro-Vorstand Martin Bachlechner mitteilte. Eine Erklärung dafür hat Bachlechner nicht. Auch Neckermann hat die Preise für Nordafrika gesenkt.
Günstig durch die Staaten
Günstiger werden nächstes Jahr auch Reisen in die USA, in die Dominikanische Republik und nach Mexiko. Vor allem in Nordamerika (mit Ausnahme von Kanada) profitieren Europäer von der angespannten Wirtschaftslage und dem schwachen Dollar. Laut CWT-Prognose werden vor allem günstigere Mietwagenpreise das Urlaubsbugdet entlasten. Bei den Flugpreisen bleibt CWT vorsichtig. Je nach Auslastung könnten die Preise wieder um bis zu vier Prozent anziehen.
Bei den Österreichern liegen im nächsten Jahr laut Verkehrsbüro Spanien und die Türkei weiter hoch im Kurs. Aber auch Fernreisen nach Thailand, auf die Malediven und die Dominikanische Republik werden verstärkt gebucht. Weiterhin beliebt sind Kreuzfahrten, insbesondere im Mittelmeer - „da gibt’s kein Ende nach oben“, sagte Jumbo-Geschäftsführer Bruckmüller.
Bei den Afrika-Reisen sind vor allem Kombinationen von Golf und Safari (Südafrika) bzw. Baden und Safari (Kenia) im Kommen. Dass die Wirtschaftskrise die Leute abschrecken könnte, glaubt zumindest Verkehrsbüro-Chef Bachlechner nicht: „Ich glaube nicht, dass die Leute total sparen werden.“
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