Employer Branding als Chance
Gute Fachkräfte sind in Österreich rar, heißt es immer wieder von der Wirtschaftskammer. Sieben von zehn Arbeitgebern haben laut aktueller market-Studie Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Employer Branding, also Marketing für den eigenen Betrieb, soll helfen, sich als interessanter Arbeitgeber zu positionieren.
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Die Deutsche Employer Branding Akademie definiert den Begriff „Employer Branding“ als „die identitätsbasierte, intern wie extern wirksame Entwicklung und Positionierung eines Unternehmens als glaubwürdiger und attraktiver Arbeitgeber“. Für die Firmen heißt das, erst einmal herauszufinden, wie man als Unternehmen dasteht, sagt Marketingexperte Christian Reitterer von der Wirtschaftsuniversität Wien.
Employer Branding diene nicht nur dem Selbstzweck. Zuerst müsse es eine Kommunikation nach innen geben, erst dann eine externe Positionierung, so Reitterer. Wichtig sei, wie mit den Mitarbeitern umgegangen wird. „Den Leuten muss das Gefühl gegeben werden, dass sie einen Wert ins Unternehmen einbringen“, so Reitterer.
Mitarbeiter als Markenbotschafter
Employer Branding lässt sich bewusst durch Mitarbeiterbindung managen, so der Marketingexperte. Je zufriedener die Mitarbeiter sind und je mehr sie sich mit dem Unternehmen identifizieren können, desto niedriger ist die Fluktuationsrate. Vor allem der Einzelhandel kämpft darum, gute Leute zu haben und zu halten, so Reitterer.
Laut aktuellem Arbeitsklimaindex des Meinungsforschungsinstituts IFES sind Handelsangestellte „wenig überraschend am unteren Ende der Zufriedenheitsskala“. Die schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, geringes soziales Ansehen und gesundheitliche Risiken seien der größte Grund für die hohe Unzufriedenheit, heißt es.
„Mit 45 Prozent ist die Fluktuationsrate bei manchen Firmen im Einzelhandel sehr hoch", bestätigt Reitterer. Doch Unternehmen, die sich intensiv mit Employer Branding und der Zufriedenheit der Mitarbeiter auseinandersetzen, würden nur mehr eine Fluktuationsrate von neun Prozent haben. Man müsse die richtigen Leute einstellen, die die Kultur leben. Wenn das gut funktioniert, werde die Unternehmensmarke gestärkt, so Reitterer.
Neue Medien als Chance für Employer Branding
Durch die neuen Medien erhält Employer Branding eine zusätzliche Dimension. Personalmarketing ist nicht mehr nur auf Printmedien und Zeitungsannoncen beschränkt, sie findet global statt. Xing, Facebook, aber auch Arbeitgeber-Bewertungsplattformen bieten den Unternehmen die Möglichkeit, den Betrieb bestmöglich zu vermarkten.
„Der nächste Arbeitgeber ist im Internet nur einen Klick entfernt. Die Unternehmen sind austauschbar und müssen sich voneinander abheben“, sagt Martin Poreda von der Plattform Kununu. Deshalb seien Bewertungsplattformen unbezahlbares Employer Branding. Man könne nur gewinnen, so Poreda.
Klein- und Mittelbetriebe profitieren
Eine große Chance seien die Plattformen vor allem für Klein- und Mittelbetriebe, die keine eigene Website oder ein großes Budget für Marketing haben. „Die kleinen Betriebe, die eher nur in gewissen Regionen bekannt sind, können den Service kostenlos nutzen“, sagt Alexandra Wiesinger vom Portal Kelzen. Es gäbe kein besseres Marketing als positive Bewertungen für eine Firma.
Mittlerweile würden Unternehmen ihre Mitarbeiter sogar dazu aufrufen, eine Bewertung abzugeben. Andere werben bei Stellenanzeigen mit ihren Bewertungen auf den Plattformen. In Zeiten des Facharbeitermangels sei es wichtig, dass es den Mitarbeitern gutgeht und sie den Arbeitsplatz als attraktiv empfinden, so Wiesinger. Diese Innenwirkung werde dann auch nach außen getragen und sorge so für ein positiveres Image des Unternehmens.
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