Themenüberblick

„Geld und Schönheit“

Meisterwerke von Sandro Botticelli, Filippo Lippi, Beato Angelico, Paolo Uccello, Donatello, Antonio del Pollaiolo, Domenico Veneziano und Lorenzo di Credi - die Renaissance-Künstler zeigen, wie sich das moderne Bankensystem parallel neben den wichtigsten künstlerischen Blüten in der Geschichte der westlichen Welt entwickelt hat.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Ausstellung „Geld und Schönheit. Bänker, Botticelli und das Fegefeuer der Eitelkeit“ im Palazzo Strozzi in Florenz zeigt aber auch, wie sich damals Wertkonflikte zwischen Finanzwelt, Verfeinerung des Lebensstils durch die Künste und religiösem Kodex krisenhaft zuspitzten.

"Savonarola predigt in Florenz gegen den Luxus" von Ludwig von Langenmantel

Olean, NY, St. Bonaventure University, The Regina A. Quick Center for the Arts

„Ihr Kaufleute, gebt eure Wuchergeschäfte auf“, predigte Savonarola, „gebt zurück, was ihr unrechtmäßig erworben habt“

Für die Aufarbeitung der komplexen Thematik wählten die Kuratoren Ludovica Sebregondi und Tim Parks eine Gliederung der Ausstellung in acht Sektionen. Künstlerische Meisterwerke, Kunsthandwerk und Archivdokumente beleuchten das eng verwobene Beziehungsgeflecht zwischen Geldadel, Förderung der Künste und dem Erwachen eines religiösen Fanatismus’. Dieser zeigt sich in der Hinrichtung des radikalen Reformmönchs Girolamo Savonarolas 1498, die auf dem Gemälde von Filippi Dolciati wie eine schaurige Sensationsmeldung verbildlicht wird.

Der Siegeszug des Goldflorins

Doch die Geschichte der Banken und der Geldgeschäfte nahm vorerst einen vielversprechenden Lauf. Der Aufschwung von Florenz zur mächtigen Banken- und Handelsmetropole begann 1252, als die Prägung des Goldflorins den Geldumlauf förderte. Bereits am Ende des 13. Jahrhunderts hatten die rund 80 Bankhäuser in Florenz ein perfekt funktionierendes Bankensystem mit Kredit und Wechsel etabliert, das die mittelalterlichen Methoden von Barzahlung und Tausch ersetzte.

Goldflorin

Museo Nazionale del Bargello, Florenz

Der Florin wurde ab 1252 in Florenz herausgegeben und in ganz Europa anerkannt

Zahlreiche Darstellungen der Renaissance illustrieren die damaligen Gesetze, Regeln und Gepflogenheiten. So war eine Geldvermehrung durch Finanzgeschäfte - durch die Einhebung von Zinsen oder Geldwucher - durch den Vatikan strikt verboten und galt als schwere Sünde.

Wer sich nicht - wie die Medici durch großzügige Spenden an die Kirche und umfangreiches Kunstmäzenatentum „freikaufen“ konnte oder wollte, wurde von den Renaissance-Malern wie Marinus van Reymerswaeles und Jan Provoost gern unvorteilhaft dargestellt. So wurde verdeutlicht, dass man sich den Weg ins Paradies durch Geldgeschäfte unausweichlich verbaute.

Erfinderische Medici

Doch Verbote machen die Finanzwelt erfinderisch, damals wie auch heute. Die 1397 gegründete Medici-Bank deklarierte Zinsen auf Kontoeinlagen als „Geschenke“ der Bank an den Kunden. Weitere Innovationen der Florentiner wie das Führen verdeckter Konten dokumentiert die Ausstellung anhand der Kontobücher der Medici-Banker Benci und Sassetti.

Auch die Erfindung des den Zahlungsverkehr europaweit erleichternden Cambiales (Wechsel) durch die Medici war dazu angetan, die Spuren sündiger Zinseinnahmen zu verwischen. „Im Namen Gottes“ ist auf einem unscheinbaren Zettel in der Schau zu lesen - einem Wechselbrief aus dem Jahr 1398, dem revolutionären Beginn des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Europa.

Savonarola und die Feuer der Eitelkeit

Der ebenso kreative wie offensichtliche Erfindungsreichtum der Medici, was die Umgehung der strengen vatikanischen Regeln anging, rief den mächtigen Bußprediger Savonarola auf den Plan. Ab 1482 wetterte er gegen die heidnische Gesinnung und forderte Zucht, Armut und schlichte Frömmigkeit. Er ließ in öffentlichen Feuern der Eitelkeit Kleider, Perücken, Gemälde und Bücher verbrennen. Zahlreiche Bürger, Kleriker, aber auch Künstler folgten seinen radikalen Aufrufen und beteiligten sich an den öffentlichen Verbrennungen. So auch Botticelli, der sich, beeindruckt von der unbestechlichen Strenge der Predigten, den strengen Forderungen unterwarf und fortan nur mehr zu religiösen Themen arbeitete.

"Die Verleumdung des Apelles" von Sandro Botticelli

Galleria degli Uffizi, Florenz

Botticellis allegorisches Gemälde „Verleumdung“ war sein letztes Werk, bevor er seine Malerei - geläutert durch Savonarola - ausschließlich religiösen Themen widmete

Dennoch war Savonarolas Kampf vergeblich - auch wenn sein Fundamentalismus für den Moment erfolgreich war. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts standen Geldgeschäfte, Bankwesen und der Kapitalismus noch ganz am Anfang einer langen Geschichte. Und der Prediger wurde am Ende auf demselben Platz hingerichtet und verbrannt, auf dem er zuvor Luxusgüter im Feuer aufgehen ließ.

Links: