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Umstrittener Besuch in Dachau

Als Graf Danilo in Franz Lehars „Die lustige Witwe“ ist Johannes Heesters in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen - eine Rolle, die er mehr als 1.500-mal verkörperte, womit er das Auftrittslied „Da geh’ ich ins Maxim“ zum Klassiker machte. Der Danilo prägte auf ewig das Heesters-Bild als alternder Gigolo mit Frack, weißem Seidenschal, Sektglas in der Hand und Blume im Knopfloch.

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Dabei hatte der Niederländer seinen Karriereweg mit einer Banklehre begonnen, bevor die Gesangs- und Schauspielausbildung folgte. Bereits 1924 hatte er in der niederländischen Produktion „Cirque Hollandais“ seinen ersten Filmauftritt. Der große Erfolg stellte sich jedoch erst zehn Jahre später als Operettentenor ein, was Heesters 1934 an die Wiener Volksoper führte.

Kometenhafter Aufstieg in Nazi-Deutschland

Im Jahr 1936 wechselte der Niederländer zur Berliner UFA, wobei die Zusammenarbeit mit Millöckers „Bettelstudent“ begann. Spätestens während des Zweiten Weltkriegs avancierte er zusammen mit der Schwedin Zarah Leander und der Ungarin Marika Rökk zum Star des deutschen Revuegenres.

Sein kometenhafter Aufstieg in Nazi-Deutschland warf bis zuletzt auch einen Schatten auf sein Leben, vor allem in seiner holländischen Heimat, wo ihm lange verübelt wurde, Hitlers „Lieblings-Danilo“ gewesen zu sein, obwohl Heesters ein eher distanziertes Verhältnis zum Nationalsozialismus nachgesagt wurde. In der NS-Zeit gab es auch den umstrittenen, nach seinen Erinnerungen befohlenen Besuch im KZ Dachau.

Auch Auftritt in Dachau?

Aufgetreten sei er dort aber nicht, betonte Heesters. Dem widersprach der frühere Dachau-Häftling und spätere Wiener Kulturstadtrat Viktor Matejka: Er selbst habe ihm den Vorhang gezogen. Der Historiker Volker Kühn behauptet darauf aufbauend, Heesters sei aufgetreten. Ein Rechtsstreit ging erst im Vorjahr mit einem Vergleich zu Ende: Kühn durfte weiter seine Meinung äußern, Heesters sei damals im KZ auch aufgetreten. Er durfte den Schauspieler aber nicht als einen Lügner bezeichnen, sollte dieser das bestreiten. Für Wirbel hatte 2008 auch ein Interview mit einem niederländischen Sender gesorgt, in dem sich Heesters missverständlich über Hitler äußerte.

Ruhige 60er und 70er Jahre

Auf der Leinwand zeigte sich Heesters jedenfalls wie auch im frühen Nachkriegskino vornehmlich als der charakterlich untadelige, mit ironischer Attitüde komische Situationen unterspielende Charmeur. So trat er auch nach 1945 in zahlreichen Unterhaltungsfilmen auf und wurde 1953 von Otto Preminger für „Die Jungfrau auf dem Dach“ sogar nach Hollywood geholt.

Filmisch gesehen wurde es in den 1960ern und 1970ern dann allerdings völlig ruhig um den einstigen Star, der dafür umso häufiger im Fernsehen zu sehen war. Zugleich wollte Heesters nicht von der Bühne lassen und ging als greiser Casanova in Karl Gassauers „Casanova auf Schloss Dux“ ab 1986 auf Tournee.

Bis zuletzt auf der Bühne

Ab 1996 stand er erstmals mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Simone Rethel, auf der Bühne am Berliner Kurfürstendamm in dem eigens für ihn geschriebenen Stück „Ein gesegnetes Alter“ von Curth Flatow. Fast bis ganz zuletzt suchte Heesters die Bühne. Und jahrelang gab der passionierte Raucher auch sein „Zigarettenlied“ zum besten. Erst einige Jahre vor seinem Tod schwor er dem Nikotin ab. Selbst an seinem 108. Geburtstag Anfang Dezember wollte er noch auftreten, der Termin musste aber abgesagt werden.

Zahlreiche Auszeichnungen

In seinem langen Künstlerleben wurde Heesters mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, so etwa 1967 mit dem Ehrenpreis der Stadt Wien, 1982 mit dem Johannes-Heesters-Ring des Theaters an der Wien, 1984 mit der Ehrenmitgliedschaft der Volksoper Wien und 2001 mit der Platin-Romy für sein Lebenswerk. Geradezu überhäuft wurde der Entertainer jedoch mit Bambis, von denen er neun sein Eigen nennen durfte - der zehnte konnte dem Künstler nicht mehr überreicht werden.

Heesters hinterlässt seine Frau Simone sowie zwei Töchter. Nicole Heesters, Schauspielerin wie der Vater, entsprang allerdings wie ihre Schwester Wiesje der ersten Ehe Heesters’ mit der belgischen Schauspielerin Louise H. Ghijs, mit der er von 1930 bis zu ihrem Tod 1985 verheiratet war.

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