Staatstrauer bis zum Begräbnis
Elf Tage lang will Nordkorea um seinen verstorbenen Machthaber Kim Jong Il trauern. Nach Szenen von Massenhysterien in den Straßen am Montag zeigte das Staatsfernsehen am Dienstag in Standbildern den Leichnam des Verstorbenen, der in einem auf Blumen gebetteten Glassarg lag. Der verstorbene Machthaber trug seine charakteristische khakifarbene Uniform.
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Sein Sohn Kim Jong Un, der als Nachfolger seines Vaters gilt, sowie mehrere Staatsfunktionäre standen, teils in Schwarz gekleidet, teils in Uniform, um den Sarg herum.

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Sohn Kim Jong Un (Bildmitte) erweist seinem Vater die letzte Ehre
Dem Staatsfernsehen zufolge wurde der Sarg im Kumsusan-Palast in der Hauptstadt Pjöngjang ausgestellt. Dort ist an anderer Stelle bereits der einbalsamierte Leichnam von Kim Il Sung, dem Staatsgründer und Vater des Machthabers, in einem gläsernen Sarg zu sehen.

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Ranghohe Funktionäre und Militärs nehmen Abschied
In „schmerzlichster Trauer“
Er sei in „schmerzlichster Trauer“ über den Tod seines Vaters, wurde Kim Jong Un zitiert. Genau dieselben Worte wurden seinerzeit 1994 von offizieller Seite gewählt, als es darum ging, den Tod seines Großvaters Kim Il Sung zu betrauern. Sämtliche Flaggen vor offiziellen Gebäuden und auch auf Fabriken und Geschäften sind auf halbmast, während der Staatstrauer bis zum Begräbnis am 28. Dezember ist Unterhaltung wie Singen und Tanzen verboten. Ausländische Delegationen sind zu den Trauerfeiern nicht eingeladen.
Mit in Tränen erstickter Stimme kommentierte das Staatsfernsehen die Bilder der trauernden Bevölkerung, die Blumen an Denkmälern und Statuen des Regimes niederlegte. Schon am Montag war der Tod Kim Jong Ils von einer weinenden Moderatorin des Fernsehens verkündet worden - Video dazu in iptv.ORF.at.
Hysterie auf den Straßen
Danach waren dramatische Szenen aus den Straßen zu sehen. Mittlerweile auf YouTube gestellte Videos des nordkoreanischen Staatsfernsehens zeigten immer wieder Bilder von weinenden Menschen in Pjöngjang. Viele Menschen gingen auf den Straßen auf die Knie. Regierungsbeamte riefen: „Das können wir nicht glauben.“ Die Menschen „versuchen nicht einmal, die Tränen wegzuwischen, und ringen mit Schmerz und Verzweiflung angesichts des Verlusts“, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag. Große Menschenmengen versammelten sich vor den großen Denkmälern für Kims Vater und „ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung.

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Menschen versammelten sich bei Denkmälern
Bilder reine Propaganda?
Inwieweit die Bilder authentisch waren oder der Propagandamaschinerie des Landes entstammten, war schwer auszumachen. Der deutsche Politikwissenschaftler und Ostasien-Experte Werner Pfennig von der Freien Universität Berlin verwies gegenüber der APA darauf, dass die offen zur Schau gestellte Trauer diesmal „schon weniger war“ als beim Tod Kim Il Sungs im Jahr 1994.
Obwohl er hinter den Szenen auch eine Massenhysterie sieht bzw. meint: „Wenn Staatstrauer verordnet ist, ist das auch ein Wettbewerb.“ Der Experte wies darauf hin, dass viele Menschen in Nordkorea wohl „ein Gefühl der Unsicherheit“ verspürten, zumal bisher „der Großteil der Bevölkerung von Kim Jong Un nichts weiß“.
International nur wenige Kondolenzbekundungen
International hielten sich die Kondolenzbekundungen in Grenzen: Südkoreas Regierung sprach den Nordkoreanern ihr Mitgefühl aus. Die Regierung werde zwar keine offizielle Trauerdelegation nach Pjöngjang entsenden, sagte Vereinigungsminister Yu Woo Ik am Dienstag in Seoul. Man werde jedoch unter anderen Angehörigen des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung erlauben, nach Nordkorea zu reisen.
Die Regierung Nicaraguas bedauerte den Tod des nordkoreanischen Machthabers zutiefst und sprach sich für eine Fortsetzung seines politischen Kurses aus. Der einstige Revolutionsführer und Chef der Sandinistischen Front (FSLN) und jetzige Staatschef Daniel Ortega pflegte bereits während seiner ersten Regierung in den 1980er Jahren enge Kontakte zu Nordkorea. In Kuba ordnete die sozialistische Führung eine dreitägige Staatstrauer an. An öffentlichen und militärischen Gebäuden würden Flaggen in dieser Zeit auf halbmast gesetzt.
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