Kurze Erholung wieder vorüber
Die Geldentwertung in Österreich hat nur kurz nachgelassen: Im November stieg die Jahresinflationsrate nach heimischer Berechnung wieder - wie im September - auf 3,6 Prozent, nachdem sie im Oktober auf 3,4 Prozent zurückgegangen war. Für den Anstieg sind vor allem die Preise von Nahrungsmitteln und Mineralölprodukten verantwortlich, erklärte die Statistik Austria am Donnerstag.
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Auffallend nannte Statistikexperte Josef Auer gegenüber der APA, dass seit Sommer - besonders deutlich aber in den letzten ein, zwei Monaten - die Nahrungsmittelpreise kräftig stiegen. Speisefett und Öl inklusive Butter seien im November bereits um über 13 Prozent teurer als vor einem Jahr gewesen. Vollmilch habe sich um mehr als zehn Prozent verteuert. Fleisch insgesamt habe sich zuletzt um 5,6 Prozent binnen Jahresfrist verteuert, dabei Schweinefleisch sogar um 10,2 Prozent - allerdings nachdem Fleisch vor einem Jahr deutlich billiger geworden war.
Aus Angst vor einer weiteren Teuerung hätten die Österreicher heuer sogar um rund 18 Prozent weniger gespart als zuvor, schrieb das auf Handelskunden spezialisierte Beratungsunternehmens RegioPlan in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Für Urlaubszwecke würden etwa 1.000 Euro ausgegeben, was in etwa den Ausgaben eines Haushalts für Fleisch und Fisch bzw. für Glücksspiele entspricht. Im Gegensatz dazu ist den österreichischen Haushalten Obst und Gemüse nur 500 Euro pro Jahr wert, ebenso viel wie die Bereiche Kultur und Unterhaltung.

APA/Rainer Waxmann
Benzin und Heizöl weiter Inflationstreiber
Manche Bereiche sind von der Teuerung jedoch ausgenommen - und bleiben deshalb ein gleichbleibender Faktor für die Haushaltskalkulation. Im November blieben etwa die Preise für die Dienstleistungen der Nachrichtenübermittlung fast unverändert und hatten somit einen wesentlich geringeren inflationsdämpfenden Einfluss. Und ohne die Teuerungen bei Mineralölprodukten (plus 19 Prozent) hätte die Inflationsrate im November lediglich 2,7 Prozent betragen.
Der für die Euro-Zone berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) Österreichs lag wie im Monat davor auch im November um 3,8 Prozent über Vorjahr. Die Teuerung für Pensionistenhaushalte (PIPH) wurde mit 3,8 (3,6) Prozent im Jahresabstand ermittelt, auch hier wurde wie beim VPI wieder der hohe Septemberwert erreicht.
Entspannung im Februar erwartet
Eine Entspannung bei der seit Februar durchgehend über drei Prozent liegenden Inflationsrate wird es voraussichtlich im Februar kommenden Jahres geben - selbst wenn die Rohöl- und Spritpreise gleich hoch bleiben, so Auer. Dann wird sich nämlich bei Mineralölprodukten - die ein relativ hohes Gewicht im Warenkorb haben - der „Basiseffekt“ bemerkbar machen, also eine Inflationsdämpfung im Zwölfmonatsabstand, nachdem es genau ein Jahr davor hier starke Preisschübe gegeben hatte.
WIFO und IHS hatten zuletzt für heuer in ihrer Herbstprognose 3,1 bzw. 3,2 Prozent Jahresinflation nach nationaler Berechnung (VPI) erwartet - Werte, die wohl leicht nach oben revidiert werden müssen. Mitte kommender Woche gibt es die neue Vorschau der Institute. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ging Anfang Dezember für 2011 für den HVPI Österreichs von 3,5 Prozent Teuerung aus und prognostizierte für 2012 einen Rückgang auf 2,2 Prozent. Am 17. Jänner werden von der Statistik Austria der VPI und der HVPI für Dezember und das Gesamtjahr 2011 veröffentlicht.
Das europäische Ranking
In der Euro-Zone lag die jährliche Inflationsrate (HVPI-Berechnung) im November genau wie im Vormonat bei drei Prozent. In der gesamten EU betrug die Inflationsrate 3,4 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. Österreich meldete nach vorläufigen Angaben eine Teuerungsrate von 3,8 Prozent für November.
Die niedrigsten jährlichen Raten wurden in Schweden (1,1 Prozent), Malta (1,5 Prozent) und Irland (1,7 Prozent) verzeichnet, die höchsten in der Slowakei und in Großbritannien (je 4,8 Prozent) sowie in Estland, Litauen und Polen (je 4,4 Prozent). Am stärksten zur Preissteigerung trugen Treibstoffe, flüssige Brennstoffe, Gas und Elektrizität bei, teilte Eurostat mit. Im November 2010 hatte die Inflationsrate in der Euro-Zone 1,9 Prozent und in der EU 2,3 Prozent betragen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht nur bei Raten von bis zu zwei Prozent die Preisstabilität im gemeinsamen Währungsgebiet gewahrt.
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