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„Kontrast als Konzept“

„Bunt und durcheinander - und das mit voller Absicht“, beschreibt Kurator Horst Stasny die Ausstellung „Zeit-zeugen - Photographie in Österreich seit 1945“ im Wiener Künstlerhaus, die den Abschluss der Feierlichkeiten zum 150. Jubiläumsjahr der Photographischen Gesellschaft bildet.

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Die Schau schließt an die Mitte des Jahres in der Albertina gezeigte historische Ausstellung „Explosion der Bilderwelten“ an, die sich mit der Fotografie bis 1945 beschäftigt hat. Es sei keine leichte Aufgabe gewesen, eine repräsentative Liste von Fotografen aus den letzten 60 Jahren aufzustellen, die nicht jeden Rahmen einer Ausstellung sprengen würde, erklärt Stasny im Vorwort zum Katalog.

Foto "Anilin" zeigt ein Pferd das auf einem Sockel steht

Horst Stasny

„Anilin (Geschenk Ägyptens an Nikita Chruschtschow)“, Horst Stasny, 1990

Ausstellung soll Jungen eine Chance bieten

„Wir wollen so viele Fotografen wie möglich zeigen“, umriss der Kurator, selbst Fotograf, sein Konzept. Mehr als 150 Künstler wurden schließlich ausgewählt, darunter ein großer Teil der bekannten und bedeutenden lebenden Fotografen, aber auch aufstrebende - teils unbekannte - Jungkünstler, denen Stasny durch die Aufnahme in die Schau auch eine Chance bieten möchte.

So hängen ikonische Bilder, wie Sepp Dreissingers Thomas-Bernhard-Porträt von 1988 und Lillian Barylli-Fayers Oscar-Werner-Fotografie, neben teils abstrakten Arbeiten von Nachwuchsfotografen wie Maria Schnabl, Maurizio Cirillo und Zita Köver. Die historischen Bilder kamen unter anderem von der Galerie WestLicht, ansonsten wurden die Fotografen gebeten, Vorschläge einzureichen, aus denen gewählt wurde. Manche haben eigene Originale beigesteuert, die restlichen wurden gedruckt.

Foto "Liebe im Alter" zeigt zwei sich umarmende Pensionisten

Willy Puchner

„Liebe im Alter“, Willy Puchner, 2005

Aktionistenklassiker neben Starfotografen

Und so hängen friedlich vereint drei Generationen von Fotografen ohne erkennbare hierarchische Anordnung. Altmeister wie Inge Morath und Harry Weber finden sich neben den Aktionistenklassikern von Hermann Nitsch und Valie Export und jungen Stars wie Andreas H. Bitesnich, Hans Klaus Techt und Helmut Fohringer. Auch bildende Künstler wie Erwin Wurm und Franz West dürfen mit oftmals ironischen Arbeiten das bunte Spektrum ergänzen, das in gänzlich weißem Ambiente - vom Boden bis zur Decke - präsentiert wird.

Thomas Bernhard am Graben Wien, 1988

Sepp Dreissinger

Ausstellungshinweis

„Zeit-zeugen - Photographie in Österreich seit 1945“, bis 29. Jänner im Wiener Künstlerhaus, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog (480 Seiten, 50 Euro) erschienen.

Entsprechend variantenreich zeigen sich die Formate, die durch verschiedene Hängung noch hervorgehoben werden. „Hier ist Kontrast zum Konzept geworden“, skizzierte Künstlerhaus-Präsident Joachim Lothar Gartner die Idee. Ergänzt werden die klassischen Aufnahmen durch eine kleine stereoskopische Abteilung, die einen Blick auf die mögliche Zukunft des Mediums erlaubt.

Versuch einer wertfreien Abbildung

Eine Wertung soll die Ausstellung nicht abgeben, erklärt Werner Sobotka, der Präsident der Photographischen Gesellschaft im Katalog. Vielmehr sei „Zeit-zeugen“ der Versuch, die Gesamtheit der österreichischen Fotoszene der vergangene Jahrzehnte möglichst wertfrei abzubilden.

Genauso breit gestreut wie die Auswahl der gezeigten Fotografen sind sowohl die ausgestellten Techniken als auch das Genrespektrum: Porträts, Werbesujets, Mode- und Reportagefotografie hängen bunt gemischt neben, über und untereinander. Ergänzt werden die klassischen Aufnahmen durch eine kleine Ausstellung von stereoskopischen Aufnahmen - Fotos, die mittels Brille dreidimensional erscheinen.

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