Themenüberblick

Pflegesysteme umbauen

Die Kosten für die Altenpflege werden sich nach einer OECD-Studie bis 2050 mindestens verdoppeln. Wegen wachsenden Pflegebedarfs für Senioren fordert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) den Umbau von Pflegesystemen in den Industrieländern.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Aus der Studie „Help Wanted?“ zur Langzeitpflege geht hervor, dass in Deutschland und Österreich die Pflegekosten von derzeit rund 1,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf bis zu 2,7 Prozent in den kommenden 40 Jahren steigen. Schon heute ist in Deutschland gut jeder 30. Mensch auf dauerhafte Pflege im Alter angewiesen.

Pflegekapazitäten werden knapp

Eine steigende Lebenserwartung, nachlassende familiäre Bindungen und mehr berufstätige Frauen führen laut OECD dazu, dass Pflegekapazitäten in den kommenden Jahrzehnten knapp werden könnten. „Besonders kritisch wird es für Deutschland, das im Jahr 2050 zu knapp 15 Prozent von Menschen bewohnt sein wird, die älter sind als 80.“ Derzeit seien es etwa fünf Prozent.

Laut Studie sollten alle 34 OECD-Mitgliedsstaaten - die meisten davon sind Industrieländer - eine gezielte Pflegepolitik stärker vorantreiben. Viele Länder reagierten auf den wachsenden Pflegebedarf nur mit kleineren Verbesserungen statt mit nachhaltigen Reformen, kritisierte die OECD. Der demografische Wandel mache ein rasches Vorgehen nötig.

Altersheim nur als letzter Schritt

Die OECD-Fachleute schlagen finanzielle Anreize für Menschen vor, die Verwandte oder Freunde pflegen. Zudem sollten diese Helfer flexible Arbeitszeiten, ein Recht auf Pflegezeit, psychologische Beratung und Weiterbildung bekommen. Allerdings müssten auch die Pflegesysteme verbessert werden. Insgesamt müsse die Finanzierung der Langzeitpflege auf eine breitere Basis gestellt werden.

Ein Weg, um die Kosten für die Langzeitpflege überschaubar zu halten, besteht laut OECD darin, die Bedürftigen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu lassen. „2008 entfielen auf Altenbetreuung in Pflegeheimen knapp zwei Drittel aller Kosten, obwohl nur ein Drittel aller Pflegebezieher in Heimen oder Sanatorien untergebracht waren.“

Links: