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„Alle kommen nicht in die Band“

„Ich hatte ab einer gewissen Zeit in meinem Leben immer das Glück, immer die richtigen Leute zu treffen. Leute, die weiterhelfen,“ beschreibt Paul Würdig - besser bekannt unter seinem Pseudonym Sido - das Geheimnis seines Erfolgs als Rapper. Dieselbe Chance will er nun fünf jungen Männern geben, denen er ein besseres Leben ermöglichen möchte - in der ORF-Dokuserie „Blockstars - Sido macht Band“.

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Als Schützlinge für die Sendung, die ab Donnerstag in ORFeins zu sehen ist, hat er deshalb auch Kandidaten ausgewählt, die zwar in Bezug auf Herkunft und Charakter unterschiedlicher nicht sein könnten, doch eines gemeinsam haben: eine schwierige Kindheit in armen Verhältnissen. Ein Schicksal, das auch Sido mit den „Blockstars“-Anwärtern teilt.

Berliner Rapper Sido

ORF/Thomas Ramstorfer

„Super-intelligentes Drogenopfer“ Paul Würdig

Von der schiefen Bahn an die Chartspitze

Der heutige Star wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, nachdem er mit seiner Familie von Ost- nach Westdeutschland ausgereist war. Die Familie lebte in einem Problembezirk in Westberlin, wo die schiefe Bahn für Sido zunächst die einzige Karriere nach dem Hauptschulabschluss zu sein schien. Eine Ausbildung zum Erzieher brach er mit 19 Jahren ab und trieb sich stattdessen auf der Straße herum.

Sein Ausweg aus dem tristen Leben kam eher zufällig, als Sido sein Talent für Rap-Musik entdeckte. Er begann, zu Hause Songs aufzunehmen, und finanzierte sich sein Leben durch den Verkauf selbst kopierter Kassetten. Mit 24 boten ihm die Gründer des Labels Aggro Berlin einen Plattenvertrag an. Der Durchbruch gelang dem Musiker, dessen Pseudonym eine Abkürzung für „super-intelligentes Drogenopfer“ ist, gleich mit seiner ersten professionell produzierten Single „Mein Block“, die ihm und seinem Plattenlabel zum Durchbruch verhalf.

Der Mann hinter der silbernen Maske

Wer hinter den Songs steckte, die der „Spiegel“ 2009 als den „Soundtrack von Hartz IV“ bezeichnete, war bis 2005 ein großes Geheimnis: Sido trat stets mit einer silbernen Totenkopfmaske auf, um seine wahre Identität geheim zu halten - möglicherweise auch, um sein biederes Äußeres zu verstecken, das seiner frühen Karriere als „Rüpelrapper“ wohl kaum förderlich gewesen wäre.

Seit seiner Entwicklung vom Untergrund- zum Mainstreamstar und seinem Auftritt bei der deutschen Song-Contest-Vorentscheidung ist sein Gesicht regelmäßig auch im Fernsehen zu sehen. Vor „Blockstars“ sammelte der Rapper bereits Jury-Erfahrungen in Castingformaten wie „Popstars“ (2005) und den ORF-Sendungen „Helden von morgen“ und „Die große Chance“.

Berliner Rapper Sido

ORF/Thomas Ramstorfer

Sidos Hauptanliegen ist „der soziale Aspekt“

Keine klassische Castingshow

Um eine Castingshow im klassischen Sinn handle es sich bei „Blockstars“ allerdings nicht, betont Sido, vielmehr um eine TV-Dokureihe. In der Sendung sollen den jungen Leuten „Werte abseits der Musik beigebracht werden“, so Sido, „wie Pflichtbewusstsein oder Ähnliches. Unser Hauptanliegen für dieses Projekt ist der soziale Aspekt.“

TV-Hinweis

ORFeins zeigt die achtteilige Dokuserie „Blockstars - Sido macht Band“ ab 15. Dezember donnerstags um 21.50 Uhr - mehr dazu in tv.ORF.at/blockstars.

Ob Sidos Schulter zum Ausweinen herhalten wird, ist allerdings fraglich: „Die Kandidaten könnten natürlich mit ihren privaten Problemen zu mir kommen. Aber ich glaube nicht, dass sie das tun. Ich bin ja eine Respektsperson“, stellt er klar. „In diesem Projekt wird nach meiner Pfeife getanzt.“

Zum Auswahlprozess selbst lässt sich der 30-Jährige nichts entlocken. Er rechne aber damit, dass jemand das Camp verlässt: „Wir wissen, welche Herrschaften in dieser WG wohnen. Das sind eben keine Leute, die normalerweise im Fernsehen zu sehen sind. Sie sind nicht berechenbar.“ Sido: „Es gab einfach Fälle, die ich nicht auf der Strecke lassen konnte. Die müssen die Chance bekommen.“ So bleibe nicht dem Publikum, sondern ihm „die Qual der Wahl“, denn: „Fest steht: Alle kommen nicht in die Band.“

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