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Die „Zwänge“ des Erfolgs

Erstmals in der Geschichte des kommunistischen China hat das Land grenzüberschreitende Patrouillen auf dem Mekong-Fluss begonnen. Rund 200 chinesische Grenzbeamte sollen künftig gemeinsam mit Grenzpolizisten dreier weiterer Anrainerstaaten (Burma, Thailand und Laos) im „Goldenen Dreieck“ für die Sicherheit des Handelsverkehrs auf der wichtigen Wasserstraße sorgen.

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Das „Goldene Dreieck“, ein Dschungelgebiet, ist wegen der Opium- und Heroinproduktion sowie wegen des regen Drogenschmuggels berühmt-berüchtigt. Die Patrouillen sind eine Reaktion auf den Tod von 13 chinesischen Matrosen, die Anfang Oktober auf einem Handelsschiff angegriffen wurden, als sich dieses gerade im thailändischen Abschnitt des Fluss befand.

Im Zuge dieser gemeinsamen Aktionen werden chinesische Boote erstmals in der Geschichte des kommunistischen Chinas jenseits der Grenze aktiv. China entsendet zwar seit langem Soldaten auf UNO-Missionen ins Ausland, doch dies ist das erste Mal, dass chinesische Sicherheitskräfte ohne UNO-Mandat außerhalb des eigenen Territoriums aktiv werden.

Chinesische Patrouillen auf dem Mekong-Fluss

AP/Xinhua, Lin Yiguang

Chinesische Schnellboote mit Besatzung auf dem Fluss

Wirtschaftliche Macht absichern

Die Patrouillen spiegeln wider, wie der starke wirtschaftliche Einfluss in der Region sich auch politisch niederschlägt, vor allem in den ökonomisch besonders schwachen Ländern Laos und Burma.

Allerdings birgt das Engagement auch ein politisches Risiko für Peking, dessen wachsende Vormacht von seinen Nachbarn ohnehin bereits mit großem Unbehagen beobachtet wird. Chinas militärische Stärke und die Härte, mit der Peking territoriale Ansprüche geltend macht, haben bereits mehrere Länder Südostasiens dazu bewogen, die Beziehungen zu den USA zu verstärken. Erst zuletzt hatte US-Präsident Barack Obama auf einer Asien-Reise klar gemacht, dass in dieser Wachstumsregion der außenpolitische Schwerpunkt für Washington liegt.

Landkarte zeigt Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam und den Mekong-Fluss

Google Earth; ORF.at (Montage)

Der Mekong trennt und vereint

China bereits mächtig genug

Obwohl Peking lange Zeit die entscheidende diplomatische und wirtschaftliche Unterstützung für das Militärregime in Burma bereitstellte, wurden die Beziehungen zuletzt durch Kämpfe zwischen der burmesischen Armee und Rebellengruppen belastet, weil diese einen Flüchtlingsstrom in Richtung Südostchina auslösten.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AP beruhigt Zhao Gancheng, Leiter der Südostasien-Abteilung an Schanghais staatlichem Außenpolitikinstitut jedoch: Die Patrouillen würden keinen Einfluss auf die Mächteverhältnisse in der Region haben. Sie könnten sogar die Beziehungen der vier Länder untereinander verbessern. „China ist bereits das mächtigste Land in der Region und hat es nicht nötig, zusätzlichen Einfluss zu erlangen“, so Zhao.

Sonnenuntergang am Mekongfluss in Laos

Corbis/Ron Watts

Sonnenuntergang am zehntlängsten Fluss der Welt

Seit Jahren Überfälle

Details über den Ablauf der Patrouillen und das Ausmaß sind nicht bekannt. Seeleute, die Industrie- und landwirtschaftliche Produkte aus China auf dem Mekong transportierten, klagten seit langem über bewaffnete Gruppen, die ihre Schiffe überfallen oder Geld fordern. Doch bis zur tödlichen Attacke auf ein Schiff im Oktober war auch von China wenig dagegen unternommen worden. Zunächst waren Drogenschmuggler für den Angriff verantwortlich gemacht worden, doch später stellten sich neun thailändische Soldaten.

Chinas Vizeminister für Öffentliche Sicherheit, Meng Hongwei, sagte, die Kriminalität entlang des Mekong sei im Steigen begriffen. Es gebe einen regen Drogenhandel im „Goldenen Dreieck“ und es herrschten chaotische Zustände, so Meng.

Richtungswechsel für Peking

China, das selbst für sich - etwa in Menschenrechtsfragen - immer das Prinzip der Nichteinmischung von außen in Anspruch nimmt, war bisher auch selbst bei Militäreinsätzen entsprechend zurückhaltend. Doch die wachsenden wirtschaftlichen Interessen des Landes würden Peking immer mehr zwingen, seine bisherige Position zu überdenken, so AP. So entsandte Peking Ende 2008 Kriegsschiffe an den Golf von Aden, um dort gemeinsam etwa mit der NATO Schiffe, die chinesische Güter nach Europa transportierten, vor somalischen Piraten zu schützen.

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