Themenüberblick

Angaben bisher verschwiegen

An Bord des vor Neuseeland havarierten Frachters „Rena“ sind mehr Container mit gefährlichem Inhalt als bisher angenommen. Das teilte die neuseeländische Schifffahrtsbehörde MNZ am Freitag mit. Die Versicherer, die im Auftrag der Charterfirma arbeiteten, hätten erst jetzt darauf hingewiesen, dass in 21 Containern die gefährliche Substanz Kryolith enthalten sei, so MNZ-Chefin Catherine Taylor.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zuvor hatte die Schifffahrtsbehörde von elf Containern mit gefährlichen Gütern berichtet. Kryolith ist eine umweltschädliche und für Menschen giftige Substanz, wenn sie im trockenen Zustand eingeatmet oder verschluckt wird. An Bord des Frachters „Rena“ sind nach MNZ-Angaben 490 Tonnen des Minerals. Der Stoff wird von der Industrie unter anderem bei der Produktion von Aluminium eingesetzt.

Gesundheitsgefahr für Bergungskräfte

Die Rettungsleute müssten bei den Bergungsarbeiten nun besonders vorsichtig sein, sagte Taylor. Gesundheitsschädlich ist vor allem das Einatmen und Verschlucken von Kryolithteilchen, die akut zu Beschwerden im Atemstrakt mit erschwerter Atemtätigkeit und schließlich Lungenemphysem (Überblähung der Lungenbläschen) führen können. Längerfristig hat Kryolith eine toxische Wirkung auf Knochen, Zähne und Nieren.

Ein anderer Grund zur Sorge ist erneut das Wetter: Bis Samstag sind starke Winde und stürmische See vorausgesagt. Es wird befürchtet, dass das Containerschiff deshalb auseinanderbrechen könnte. Wann die Bergung fortgesetzt wird, ist noch offen. „Die ‚Rena‘ ist noch intakt. Aber sie ist in einem sehr anfälligen Zustand und dem Wetter ausgeliefert“, teilte die MNZ am Donnerstag mit.

Noch 1.000 Container an Bord

An Bord sind noch mehr als 1.000 Container. Nach Angaben der Schifffahrtsbehörde wurden bis Donnerstag 95 Container umgeladen. 87 Container - nicht 88 wie bisher angenommen - rutschten von Bord der „Rena“ ins Meer. Davon gelten 54 als vermisst. Die anderen wurden in der Nähe des Wracks gefunden und geborgen.

Unterdessen kritisieren Umweltaktivisten die Behörden bei den Arbeiten auf der „Rena“. Greenpeace bemängelt, dass die für das Auflösen von Öl eingesetzte Chemikalie Corexit 9.500 möglicherweise das Meeresleben beschädigt, berichtete die Tageszeitung „New Zealand Herald“. Dem Bericht zufolge sollen rund 200 Liter davon gesprüht worden sein. Der britische Ölriese BP hatte die Substanz bei der Ölpest im Golf von Mexiko verwendet, um austretendes Öl zu zersetzen. Obwohl die genauen Folgen unbekannt sind, befürchten Kritiker langfristige Umweltschäden.

Naturparadies Bay of Plenty

Das Unglücksgebiet vor der Bay of Plenty ist ein Paradies für Seevögel, Delfine und Wale. Die Badestrände sind auch bei Touristen sehr beliebt.

360 Tonnen Öl ins Meer gelangt

Am 5. Oktober war das Schiff nur 22 Kilometer vor Tauranga im Norden Neuseelands auf ein Riff gelaufen. Spezialisten gelang es, den Großteil des Schweröls an Bord abzupumpen und so eine größere Umweltkatastrophe zu verhindern. Rund 360 Tonnen Öl gelangten dennoch ins Meer und verschmutzten Strände. Mehr als 2.000 Vögel verendeten.

Links: