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Begehrte Rohstoffe treiben Wirtschaft an

Die weltweit hohe Nachfrage nach Rohstoffen ist nun auch in Mosambik angekommen. Ein wahrer Bergbauboom internationaler Konzerne hat zu einem kräftigen Wirtschaftswachstum in dem südostafrikanischen Land geführt und damit einhergehend die Landeswährung Metical an die Weltspitze der stärksten Währungen gehoben.

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Wegen der starken Nachfrage nach Kohle aus dem afrikanischen Land ist der Metical in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar bisher im Wert um 21 Prozent gestiegen. Gegenüber dem ebenfalls auf einem Höhenflug befindlichen japanischen Yen beläuft sich das Plus auf sechs Prozent. Während aber Japan und auch die Schweiz Milliarden aufbringen, um ihre starken Währungen zum Schutz der eigenen Wirtschaft zu schwächen, ist der Trend in Mosambik gegenläufig. Die Regierung ist stolz auf die Stärke des Metical.

Etliche Rohstoffe auf Lager

Im Gegensatz zu Japan und der Schweiz kann sich die Regierung in der Hauptstadt Maputo auch über ein rasantes Wirtschaftswachstum freuen. Angefeuert von zahlreichen Rohstoffprojekten und Investitionen in die Infrastruktur dürfte die Wirtschaft des ostafrikanischen Landes im kommenden Jahr neuerlich um mehr als sieben Prozent zulegen.

Ein Goldschürfer in der Provinz Manica

Reuters/Goran Tomasevic

Ein Arbeiter in einer Goldmine in der Provinz Manica

Und ein Ende dieses Booms ist nicht in Sicht: Die Kohle- und Gaslagerstätten Mosambiks gehören zu den größten der Welt. Neben Steinkohle gibt es Vorkommen von Bauxit, Eisenerz, Gold, Marmor, Erdgas, Titan, Tantal und Salz.

Internationale Konzerne angelockt

Dieser Rohstoffreichtum Mosambiks hat in den letzten Jahren die Bergbaugiganten aus aller Welt angelockt. Der britisch-australische Konzern Rio Tinto, zweitgrößter Kohleförderer der Welt, Nippon Steel aus Japan und Posco aus Südkorea. Auch der Rohstoffgigant Vale aus Brasilien will weitere Milliarden US-Dollar in dem nach wie vor verarmten und noch immer vom Bürgerkrieg gezeichneten Land investieren. Vale will seine Kohleförderung verdoppeln. Rio Tinto hat sich erst kürzlich durch die Übernahme vom Mitbewerber Riversdale Zugang zu großen Mengen an hochwertiger Kokskohle in Mosambik gesichert.

Aus dem dort gewonnenen Rohstoff wird Koks erzeugt, der zur Roheisenproduktion in Hochöfen benötigt wird. Experten erwarten, dass das Land im Südosten Afrikas in den kommenden Jahren zum zweitwichtigsten Kokskohleexporteur der Welt aufsteigen wird. Der Rohstoff ist vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern Indien und China begehrt.

Auch China mischt mit

Auch China ist, wie in vielen anderen afrikanischen Ländern, auch in Mosambik präsent. Die Chinesen agieren vorzugsweise in autoritär regierten Staaten, so auch in Simbabwe, Angola, und Kongo. Hauptfokus ist die Wirtschaft dieser Länder. Für die Ausbeutung der Bodenschätze wie Öl, Erdgas, Eisenerz, Kupfer, Bauxit und Uran schnürt Peking ein Paket aus Krediten, Investitionen und Projekten.

Gebaut werden Straßen und Krankenhäuser, Flughäfen, Stadien und Präsidentenpaläste. Menschenrechte und wie Afrikas Eliten das Volk oder Minderheiten behandeln, interessiert wenig. Es gibt keine Forderungen nach Einhaltung der Menschenrechte oder Rechtsstaatlichkeit. Auch eine stark eingeschränkte Pressefreiheit und die Behinderung unabhängiger Medien ist kein Thema.

Chinas Einfluss in Afrika wächst unvermindert. Die aufstrebende Weltmacht hat die USA als Wirtschaftspartner Nummer eins verdrängt. Peking investierte in Afrika bis 2009 laut der Zeitschrift „African Business“ über 100 Milliarden Dollar. Der Handel zwischen Afrika und China stieg 2010 auf weit über 100 Milliarden US-Dollar an. Auch in Südafrika, Afrikas stärkster Wirtschaftsmacht, löste China 2009 Deutschland als wichtigsten Handelspartner ab.

Landwirtschaft bleibt Thema

Die Industrie ist aber erst seit jüngerer Zeit ein Thema in Mosambik. Die Wirtschaft basiert ursprünglich vor allem auf Landwirtschaft. Nach der Unabhängigkeit wurde die Wirtschaft in den 1980er Jahren durch den Bürgerkrieg, die Abwanderung portugiesischer Fachkräfte und mehrere Dürreperioden fast zum Erliegen gebracht. Zu diesem Zeitpunkt waren Plantagen und Industriebetriebe noch im Besitz des Staates. Die freie Marktwirtschaft wurde von der Regierung erst 1990 eingeführt. Mühevoll gelang im Gegensatz zu anderen afrikanischen Ländern der Weg zur Demokratisierung. Heute gilt Mosambik als entwicklungspolitisches Erfolgsmodell.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist heute nach wie vor in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Erzeugnisse reichen von Cashewnüssen, über Baumwolle und Zuckerrohr - die verstärkt exportiert werden - bis zu Tee. Auch die Küstenfischerei ist ein Faktor, der sich stark entwickelt hat mit Schwerpunkt Thunfisch und Garnelen.

Niedriger Lebensstandard

Laut jüngstem UNO-Bericht zur menschlichen Entwicklung zählt aber Mosambik weiterhin zu jenen, die am schlechtesten bewertet werden. Gemeinsam mit Guinea, der Zentralafrikanischen Republik, Sierra Leone, Burkina Faso, Liberia, dem Tschad, Burundi, Niger und der Demokratischen Republik Kongo liegen alle Länder am Ende der Rangliste südlich der Sahara.

Schülerin in einer Schule in der Nähe von Maputo

APA/EPA/EVA/Lotta Jansson

Mädchen in einer Schule in der Nähe der Hauptstadt Maputo

Sie leiden unter geringem Einkommen, begrenzten Bildungschancen, hohem Analphabetismus und mit einer Lebenserwartung von 50 Jahren weit unter dem globalen Durchschnitt, weil viele Menschen an behandelbaren Krankheiten sterben. Unzureichender Zugang zu sauberem Wasser und Mangel an Hygienemaßnahmen führt immer wieder auch zu Cholera-Epidemie-Schüben. Auch Aids ist ein großes Thema.

Einerseits wird die politische Lage in Mosambik heute grundsätzlich als stabil eingeschätzt. Andererseits zählt es nach wie vor zu den ärmsten Staaten der Welt, rund die Hälfte der Bevölkerung lebt in absoluter Armut. Wirtschaftliche Schwierigkeiten führen des Öfteren zu Demonstrationen und Ausschreitungen, speziell Preiserhöhungen bringen die Menschen auf die Straße.

Aufgeholt bei Chancengleichheit

Auf einer sozialen Ebene hat Mosambik zuletzt allerdings einen besseren Wert eingefahren: beim Thema Frauengleichstellung. Im „Gender Gap Report“ des World Economic Forums liegt das südostafrikanische Land an 26. Stelle. Untersucht wurden dabei die vier Bereiche wirtschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, die Bildungsbeteiligung, Gesundheit und Lebenserwartung sowie die Präsenz von Frauen in der Politik. Österreich liegt in diesem Ranking dahinter auf Platz 34.

Geheimtipp: Safaris und der Indische Ozean

Große Hoffnungen setzt Mosambik heute in den Bereich Tourismus. Noch steckt er in den Kinderschuhen, wird aber mehr und mehr zum Thema. Im Visier sind vor allem Safaritouristen. Das Land ist dafür noch wenig erschlossen. Unterkünfte wie Hotels sind rar. Ansätze zum Ausbau des Tourismus laufen aber. Immer mehr Investoren sind daran interessiert, in Mosambik Hotels, Ferienwohnungen und Appartementanlagen zu errichten. Das Angebot reicht von Basisunterbringung hinauf in die Fünf-Sterne-Region mit Luxuslodges. Auch die im Bürgerkrieg zerstörte Infrastruktur in Mosambik wird ausgebaut, das Straßennetz erweitert.

Als Highlights für Overland-Safaris angepriesen werden Reisen durch die Nationalparks wie den Drei-Länder-Nationalpark Limpopo an der Grenze zum südafrikanischen Kruger-Nationalpark. Er gilt als der größte Wildpark der Welt. Punkten will Mosambik auch mit einer Zeitreise in die eigene koloniale Vergangenheit. Die Insel Ilha de Mocambique mit ihrer erhaltenen Kolonialarchitektur ist von der UNESCO zum Weltkulturerbe erkoren worden.

„Unverfälschtes Paradies“

Zweiter Schwerpunkt als künftiger Tourismusmagnet ist die Küste des tropisch-feuchten Landes mit abwechselnder Regen- und Trockenzeit. Unvorstellbare 2.800 Kilometer stehen zur Verfügung.

Wasserschildkröte

Corbis/moodboard

Der ostafrikanische Staat wirbt für sich als Paradies für Taucher

Geworben wird weltweit mit Schlagworten wie Taucherparadies, herrliche Strände, wilde Tiere, unverfälschte Natur. Und als Highlight: „Reisen Sie in dieses unverfälschte Paradies, solange der Massentourismus hier noch nicht seine unschönen Spuren hinterlassen hat.“

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