Negativer Ausblick
Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Euro-Landes Portugal auf Ramsch-Niveau gesenkt. Die Bonität sank um eine Note von „BBB-“ auf „BB+“, wie die Agentur am Donnerstag mitteilte. Der Ausblick für das Rating ist negativ, was eine weitere Herabstufung in mittlerer Frist möglich macht.
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Damit ist Standard & Poor’s (S&P) die letzte der großen Agenturen, die portugiesische Staatsanleihen noch nicht als Ramsch bewertet. Die dritte große Agentur Moody’s hatte die Bonität Portugals bereits im Sommer auf Ramsch-Niveau gesenkt, mit dem riskante Anlagen gekennzeichnet werden. Die Nachricht der Herabstufung kam gerade an dem Tag, für den die portugiesischen Gewerkschaften zu einem Generalstreik aufgerufen hatten.
Schrumpfen der Wirtschaft erwartet
Fitch begründete die jüngste Herabstufung mit der hohen Staatsverschuldung Portugals, die bis Ende 2011 auf rund 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen dürfte. Zudem verwies die Agentur auf hohe Wachstumsrisiken. Fitch erwartet, dass die portugiesische Wirtschaft im kommenden Jahr um drei Prozent schrumpfen wird. Angestoßene Reformen dürften sich nur langfristig auswirken. Indes dürfte die angestrebte Konsolidierung der Staatsfinanzen durch die Wachstumsrisiken erschwert werden.
Auf schwierige Zeiten eingestimmt
Der jüngste Schritt von Fitch hat damit keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Kassenlage Portugals. Da das Land Hilfsgelder erhält, ist es zurzeit nicht auf dem Kapitalmarkt aktiv. Für die Stimmungslage ist die Herabstufung allerdings fatal.
„Das Jahr 2012 wird entscheidend sein, um das Vertrauen unserer internationalen Partner zurückzugewinnen“, sagte Finanzminister Vitor Gaspar letzte Woche und stimmte den internationalen Finanzmarkt und sein Land auf eine schwierige Zeit ein. Die Arbeitslosigkeit könnte demnach einen Rekordwert von 13,4 Prozent erreichen. Der Haushalt für 2012 sieht bereits harte Sparmaßnahmen vor: Beamte sowie Pensionisten mit einem Einkommen von mehr als 1.000 Euro müssen zum Beispiel auf das 13. und 14. Monatsgehalt verzichten.
Troika erwartet auch Rezession
Die Troika-Expertengruppe erwartet für das kommende Jahr eine schwerere Rezession in Portugal als bisher vorhergesagt. In einer gemeinsamen Erklärung der Vertreter der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) hieß es zudem letzte Woche, das Wachstum im laufenden Jahr dürfte zwar besser ausfallen.
„Aber jetzt wird eine ausgeprägtere Rezession 2012 erwartet“, hieß es. Das BIP dürfte um drei Prozent schrumpfen. Für 2013 werde von einer langsamen Erholung der portugiesischen Wirtschaft ausgegangen. Die Experten lobten den geplanten Haushalt für 2012, der „mutige und willkommene Maßnahmen“ enthalte. Der zuständige EU-Kommissionsdirektor für Portugal, Jürgen Kröger, sagte, er sei „sehr zufrieden“ damit, wie Portugal die geforderten Sparschritte umsetze. Zugleich warnte Kröger davor, Einsparungen über einmalige Maßnahmen vorzunehmen.
Strenges Spar- und Sanierungsprogramm
Die Troika empfahl die Auszahlung von acht Milliarden Euro, die für Dezember oder Jänner geplant ist. Die Kredittranche ist Teil des 78 Milliarden Euro schweren Notprogramms für Portugal. Als Gegenleistung für das Hilfspaket muss Lissabon ein strenges Spar- und Sanierungsprogramm durchziehen. Das Land muss sein Haushaltsdefizit in diesem Jahr von 9,8 (2010) auf 5,9 Prozent der Wirtschaftsleistung senken. Das Ziel für 2012 beträgt 4,5 Prozent.
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