Philosophie, Krimi, Science-Fiction
Ob beim Radfahren, neben der Hausarbeit oder gebannt auf der Couch: Der Siegeszug der Hörbücher ist nicht aufzuhalten. Manche Werke entwickeln sogar ganz neue Qualitäten, wenn man sie sich vorlesen lässt.
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Philosophie für Kinder
Zu Autoren, die ihren Nachwuchs literarisch produktiv machen, gibt es geteilte Meinungen. Im Fall von „Warum gibt es alles und nicht nichts?“, geschrieben vom populären deutschen Philosophen Richard David Precht, hat das Vorgehen Sinn. Er spricht gegenüber seinem Sohn elementare Fragen an wie: Warum gibt es den Tod? Darf man Tiere essen? Unbedingt mit den Kindern hören und dann ganz viel darüber reden - ein prägendes Erlebnis für beide Seiten.
Richard David Precht: Warum gibt es alles und nicht nichts? Sprecher: Caroline Mart, Richard David Precht, Oskar. Hörverlag, drei CDs, 14,99 Euro.
Ein grantiger Opportunist
Die Kritik an Umberto Ecos „Der Friedhof in Prag“ lautet: Historisches Material überlädt die Geschichte. Das Hörbuch, wo man hin und wieder unkonzentrierter ist als beim Lesen, schafft hier Abhilfe. Auch wenn man da und dort abdriftet, bleibt man bei der intrigendurchseuchten Handlung, die ein Schlaglicht auf die Entstehung des modernen Antisemitismus wirft, am Ball. Jens Wawreczeck mimt den grantigen opportunistischen Hauptprotagonisten überzeugend.
Umberto Eco: Der Friedhof in Prag. Sprecher: Jens Wawrczeck, Gert Heidenreich. Hörverlag, zwei MP3-CDs, 24,99 Euro. (Auch als Version in 14 CDs erhältlich)

ORF.at/Zita Köver
Drei Generationen in sieben CDs
Eugen Ruges Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ wurde nicht zu Unrecht mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. In der Hörbuchfassung findet der Routinier Ulrich Noeten den richtigen Ton für die epische, drei Generationen umspannende Familiengeschichte. Zunächst meint man, die sieben CDs nebenher hören zu können, doch dann hält man immer öfter inne, bis man meint, das Schicksal der Protagonisten, vom Gulag bis zur Krebserkrankung, sei das eigene. Man darf hier inflationäres Lob aussprechen: Dieses Hörbuch ist ein Erlebnis.
Eugen Ruge: In Zeiten abnehmenden Lichts. Sprecher: Ulrich Noeten. Argon, sieben CDs, 29,95 Euro.
„Tatort“-Star als interner Ermittler
Ian Rankin ist der vielleicht erfolgreichste britische Krimiautor der Gegenwart. In seiner neuen Reihe rund um Malcolm Fox und sein Team aus der „Abteilung für interne Ermittlungen“ wird der Lack von Kommissaren gründlich angekratzt - die sonst in Krimis ja eher gut wegkommen. Diesmal geht es zunächst um einen korrupten Polizisten in dem Küstenstädtchen Kirkcaldy. Doch der Fall nimmt bald ungeahnte Dimensionen an und betrifft das Umfeld von Fox. „Tatort“-Schauspieler scheinen auf das Krimivorlesen gebucht zu sein. Auch Boris Aljinovic (Felix Stark in Berlin) lauscht man gebannt.
Ian Rankin: Die Sünden der Gerechten. Sprecher: Boris Aljinovic. Hörverlag, sechs CDs, 19,99 Euro.
Wenn Farben über Leben und Tod entscheiden
Jasper Ffordes Science-Fiction-Roman „Grau“ ist der Paradestoff für ein Hörbuch. Im englischsprachigen Raum als Jugendbuch vermarktet, eignet sich die simple und dennoch höchst spannende Story perfekt für den Hörgenuss. Oliver Rohrbeck ist zudem die Idealbesetzung. Er verkörpert den etwas unreifen jungen Eddie, als wäre er es selbst. In einer faschistischen Zukunft dreht sich alles um Farben - sie entscheiden über den Status und letztlich über Leben und Tod. Man darf sich auf die Fortsetzungen freuen.
Jasper Fforde: Grau. Ein Eddie-Russett-Roman. Sprecher: Oliver Rohrbeck. Eichborn, sieben CDs, 24,95 Euro.
Simon Hadler, ORF.at
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