Bandgeschichte voller Emotionen
War der Tod von Rocklegende Freddie Mercury auch das Ende von Queen? Hätten die verbliebenen Bandmitglieder den Namen einfach ruhen lassen sollen? Unter Fans ist das umstritten. 40 Jahre nach der Gründung einer der wohl bekanntesten Bands der Welt sehen Gitarrist Brian May und Schlagzeuger Roger Taylor das gar nicht so eng.
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Und Bassist John Deacon sowieso nicht - er hat sich mittlerweile längst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. May und Taylor wollen das Erbe von Freddie bewahren. Für sie ist Queen eine Art Schöpfung, die sowieso besteht - ganz egal, was sie damit machen.
„Unser erster Gedanke war: Wir hören auf“, erinnert sich May an die Zeit kurz nach dem Tod Mercurys am 24. November 1991. „Ich dachte, es ist vorbei. Queen lag wie ein dunkler Schatten über mir.“ Er machte erst einmal weiter alleine Musik, ebenso wie Taylor. Doch nachdem die schlimmste Trauer überwunden war, erkannte May: „Queen ist unsere Schöpfung.“ Queen habe einfach existiert, geschaffen von ihnen selber. Taylor und May widmeten sich wieder ihrer Kreation, vor der sie davonzulaufen versuchten.
Vier Musiker mit einer Vision
Der Beginn dieser Schöpfung liegt 40 Jahre zurück. In London - damals laut Taylor „der Ort, an dem alles spielte“ - trafen Mercury, May und Taylor 1971 zusammen. Bassist Deacon stieß kurz darauf dazu. „Wir hatten sehr klare Vorstellungen, was wir machen wollten“, erinnerte sich May. „Wir hatten dieselbe Vision, was wir kreieren wollten.“ Breit angelegte Arrangements sollten es sein, harmonisch und melodisch. „Wir hatten eine sehr enge Verbindung untereinander.“
Am 2. Juli 1971 traten Queen zum ersten Mal live im englischen Surrey auf - in jener Formation, die für die nächsten 20 Jahre unverändert bleiben sollte. Es folgten weltweit über 700 Livegigs, darunter legendäre Auftritte im Londoner Hyde Park (1976), in Rio de Janeiro vor rekordverdächtigen 250.000 Zuschauern (1985), Live-Aid (1985) und hinter dem Eisernen Vorhang in Budapest (1986). Sieben Konzerte bescherten „die Königlichen“ in Originalbesetzung Wien, zum letzten Mal vor 25 Jahren.
Durchbruch mit „Killer Queen“
Der Durchbruch kam 1974 mit „Killer Queen“. 1975 katapultierte Mercurys Opus Magnum „Bohemian Rhapsody“ sie endgültig nach oben. Die Quantität an Welthits dokumentieren drei Best-of-Sampler mit über 40 Queen-eigenen Titeln, wobei die 1981 erschienene „Greatest Hits I“ mit mehr als 5,5 Millionen verkaufter Kopien und 553 Wochen in den Charts nach wie vor als bestverkauftes Album Großbritanniens gilt.
2002 wurde das Queen-Musical „We Will Rock You“ in London uraufgeführt und in den Folgejahren rund um den Globus exportiert, 2008 auch nach Wien. Im Frühjahr 2005 begannen sie mit Ex-Free-Frontman Paul Rodgers eine ausgedehnte Queen-Tour. Obwohl dies das Fanlager dramatisch spaltete, lief die Tour bestens. Die Zusammenarbeit mit Rodgers habe so gut funktioniert, weil dieser nicht versucht habe, Freddie zu sein, meinte May. Die Zusammenarbeit, die 2008 in Form eines Albums und eines Tour-Da-Capos weitere Früchte trug, wurde inzwischen wieder beendet.
„Beschützerinstinkt“ gegenüber Mercury
Im Jubiläumsjahr legt Universal das Gesamtwerk technisch überarbeitet neu auf. Gleich mehrere Ausstellungen beleuchten die frühen Jahre der Band. Ein Film mit „Borat“-Darsteller Sacha Baron Cohen als Freddie ist in Vorbereitung.
„Wir wollen das tun, was wir als Queen können“, sagte May. „Wir fühlen eine Art Beschützerinstinkt gegenüber Freddie. Wir wollen ihn so weit schützen, wie wir können.“ Auf 40 Jahre Bandgeschichte zurückzublicken, das sei eine sehr emotionale Sache. „Manchmal denke ich immer noch, das war alles ein Traum. Ein kleiner Teil von mir glaubt weiterhin: Das ist alles gar nicht wirklich passiert.“
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