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1938 in die USA emigriert

Georg Kreisler wurde am 18. Juli 1922 in Wien geboren. Da er Dirigent werden wollte, besuchte er zunächst das Konservatorium. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er 1938 mit seinen Eltern nach Hollywood, wo er seine Musikstudien fortsetzte. Er arbeitete im amerikanischen Exil als Arrangeur, Pianist und Dirigent beim Film und bei Musicals.

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Als Truppenbetreuer schrieb er Shows und Revueprogramme für Soldaten und versuchte sich in einer New Yorker Bar als Chansonnier. 1955 kehrte der mittlerweile amerikanische Staatsbürger als Barpianist nach Wien zurück, wo er rasch zum Kabarett wechselte. Im Radioprogramm seiner Heimatstadt stießen Kreislers schwarzhumorige Lieder auf wenig Anklang.

Gefeierter Bühnenstar

Ganz anders verhielt es sich mit den Livedarbietungen der „Lieder zum Fürchten“, „Nichtarischen Arien“ und „Seltsamen Gesänge“ in der legendären Marietta-Bar: Die Auftritte wurden dort stürmisch gefeiert. Mehr als 100.000 Platten von „Taubenvergiften im Park“ verkauften sich in der Folge.

Kreisler und seine Werke - Gedichte, Chansons, Bücher, Hörspiele, Kabarett-Texte und Theaterstücke - sind durch eine gewisse Hassliebe zu seiner Geburtsstadt geprägt. Nicht ohne Grund freilich: „Diese Stadt hat nie einen Finger für mich gerührt. Ich bin mehr weggebissen worden als zugelassen“, beklagte er sich einmal in einem Interview. Dennoch bleibt das Land der verkannten Genies für ihn bestimmend: „Heimat bleibt eben Heimat, auch wenn man mit ihr geschlagen ist.“

Scharfer Gesellschaftskritiker

Von 1958 bis 1962 lebte der Kabarettist in München, kehrte danach aber wieder nach Wien zurück. Viele Programme präsentierte er mit seiner damaligen Frau Topsy Küppers. Das Erfolgsstück „Heute Abend Lola Blau“ war nach der Scheidung des Ehepaares Anlass eines erbitterten Urheberrechtsstreits. Ab 1976 lebte Kreisler in Berlin, wo er gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Barbara Peters auftrat. Vom heiteren Sarkasmus und schwarzen Humor hatte er sich längst zum scharfen Gesellschaftskritiker entwickelt, wie spätere Publikationen zeigen: „Ist Wien überflüssig?“ (1987), „Die alten, bösen Lieder - Ein Erinnerungsbuch“ (1989), „Ein Prophet ohne Zukunft“ (1990).

Zahlreiche Ehrungen

Zu seinem 80. Geburtstag veröffentlichte der - wie Hans Weigel ihn nannte - österreichische „Dichterkomponistchansonnierpianist“ Georg Kreisler eine neue CD unter dem Titel „Lieder gegen fast alles“. 2006 inszenierte er am Hamburger Schmidt-Theater die Neubearbeitung seines Musicals „Adam Schaf hat Angst“ mit Tim Fischer. Zuletzt erhielt Kreisler zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter etwa den Kabarett-, Kleinkunst- und Satirepreis „Prix Pantheon 2003“, 2004 folgte der Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire. 2010 erhielt er den Hölderlin-Preis. Bereits 1988 erhielt er die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold.