Diversity - Anderssein als Bonus
Diversity-Management ist der bewusste und geförderte Umgang mit Heterogenität. In Österreich liegt der Schwerpunkt auf Menschen mit Migrationshintergrund. Bei einem Migrantenanteil von bis zu 35 Prozent haben die Firmen auch das Potenzial dieser Zielgruppe erkannt und versuchen im direkten Umgang mit dem Kunden immer mehr Migranten einzusetzen - mit unterschiedlich großem Aufwand.
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Von Nachhaltigkeit ist in den meisten Bemühungen um Diversität noch zu wenig zu bemerken, sagen Experten. Es gehe bei Diversity-Management auch darum, die Realität der Gesellschaft abzubilden. Soll heißen, es müsste sich die Zahl der Migranten auch in den Firmen entsprechend widerspiegeln. Davon seien die meisten noch weit entfernt. Das Bemühen sei da, aber das zentrale Thema der Zugehörigkeit werde ausgespart. Bei einigen österreichischen Unternehmen versucht man aber mittlerweile sehr wohl das Potenzial auszuschöpfen.
Sprachen sind Kriterium für Personalauswahl
Bei der Bank Austria standen anfangs beim Thema Diversity noch Frauen und Behinderte im Mittelpunkt. In den letzten Jahren wurde die Integration von Migranten immer wichtiger. So gibt es bei der Bank Austria zwar keine speziell gekennzeichnete Filialen, allerdings gibt es mehr als 100 Mitarbeiter, die Kunden mit Migrationshintergrund in ihrer Muttersprache betreuen. „Das Beherrschen von mehreren Sprachen ist ein wesentliches Kriterium bei der Personalauswahl“, sagt Leopoldine Faber, Leiterin des Diversity-Managements bei der Bank Austria.
Eigene Produkte für die Kundschaft mit Migrationshintergrund gibt es nicht. Dazu gebe es keine Nachfrage, heißt es. Die Werbemittel gibt es hingegen schon in unterschiedlichen Sprachen. 40 Prozent der Neuaufnahmen im Vorjahr seien solche mit Migrationshintergrund gewesen.
Sprachbarrieren fallen weg
Ähnlich sieht man das bei der Österreichischen Post. Es ist erwünscht, dass Menschen mit Migrationshintergrund vor allem in Filialen eingesetzt werden, wo der Anteil an Kunden mit Migrationshintergrund besonders hoch ist. So verweist die Post auf eine Amtsleiterin mit türkischen Wurzeln, die in Wien-Ottakring eingesetzt wird - ein Bezirk, in dem traditionell viele Türken leben. Bei der Post beurteilt man dieses Vorgehen für beide Seiten positiv. Es würde zum einen schneller gehen, wenn ohne Sprachbarrieren kommuniziert werden könne. Und ganz nebenbei lassen sich auch viele Produkte in der Muttersprache besser verkaufen, sagte ein Post-Sprecher gegenüber ORF.at.
Deutsch unter Kollegen
Für Aufregung gesorgt hat ein angebliches Verbot, Fremdsprachen zu sprechen, bei einigen Wiener Großbäckereien. Michael Ströck, Vorstand der gleichnamigen Bäckerei stellt das allerdings in Abrede: „Wenn eine Verkäuferin auf Türkisch angesprochen wird, dann darf sie selbstverständlich auch so antworten.“ Er schränkt ein, dass es aber sehr wohl eine Anweisung gebe, untereinander Deutsch zu sprechen, weil es nicht gut fürs Arbeitsklima sei, wenn eine Kollegin das Gespräch der anderen nicht verstehen könne. Das ist auch die Linie bei Ankerbrot, Mitarbeiter werden je nach Qualifikation eingesetzt und nicht nach Herkunft, heißt es dort.
Wenn nun Migranten in Filialen arbeiten, wo auch viele Migranten wohnen, dann ist das oft Zufall. „Wir versuchen, Mitarbeiter in Filialen in der Nähe ihres Wohnortes einzusetzen, weil aufgrund der frühen Arbeitszeiten, das ein großer Vorteil ist“, sagt Michael Ströck. Damit ergebe es sich eben oft, dass Migranten in ihren Wohngegenden eingesetzt sind und damit auch besser mit den Kunden kommunizieren können.
Gleicher Zugang zur Verwaltung
Mit Diversität beschäftigt sich auch die Stadt Wien. Dort wird alle zwei Jahre ein Diversity-Monitor erstellt. Mittels Fragebögen in allen Magistraten wird versucht herauszufinden, wie fit die Verwaltung in Bezug auf Vielfalt ist. Mit dem Diversitätsmonitoring wird analysiert, wo die Stadt Wien heute bei der Umsetzung ihres Diversitätsansatzes steht.
Es wird evaluiert, was Politik und Verwaltung erreicht haben und welcher zukünftige Entwicklungsbedarf besteht. Im Vordergrund stehen die für Qualitäts- und Diversitätsmanagement zentralen Bereiche Dienstleistungen und Kunden, Personal und Kompetenz sowie Organisation und Kooperation. Abgefragt wird die Anzahl der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund genauso wie die sprachlichen Fähigkeiten. Der Monitor wird alle zwei Jahre veröffentlicht. Ziel ist es, die Verwaltung für alle gleich zugänglich zu machen, unabhängig von der Muttersprache.
Beate Tomassovits, ORF.at
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