„Döner-Morde“ vor Aufklärung?
Für die Morde an einer Polizistin in Heilbronn sowie an acht Türken und einem Griechen ist nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft eine Gruppe Rechtsextremer verantwortlich. Weitere Gewalttaten könnten ebenfalls auf das Konto der Bande gehen - die Ermittler untersuchen nun bundesweit ungeklärte Fälle. Die Serie könnte im Jahr 2000 begonnen haben. Nachfolgend ein Rückblick:
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Januar 1998: In Jena (Thüringen) hebt die Polizei eine Bombenwerkstatt der Rechtsextremisten Uwe B., Uwe M. und Beate Z. aus. Das Labor war in einer Garage versteckt. Es werden Rohrbomben mit dem Sprengstoff TNT sichergestellt. Das Trio flieht.
1999: Unbekannte Täter beginnen eine Serie von mindestens 14 Banküberfällen in mehreren ostdeutschen Bundesländern. Später werden die Taten Uwe B. und Uwe M. zugeordnet.
9. September 2000: In Nürnberg wird ein türkischer Blumenhändler erschossen. Bis April 2006 folgen weitere Morde an sieben Türken und einem Griechen, immer mit derselben Waffe und nach dem gleichen Muster. Die Taten werden als „Döner-Morde“ bekannt. Die blutige Spur zieht sich quer durch Deutschland: Drei Morde ereignen sich in Nürnberg (2000, 2001, 2005), zwei in München (2001, 2005), jeweils ein Mord geschieht in Kassel (2006), Hamburg (2001), Rostock (2004) und Dortmund (2006).
9. Juni 2004: Bei einem Nagelbombenanschlag in Köln werden 22 Menschen verletzt. Die Täter zünden einen selbstgebauten Sprengsatz auf einem Fahrrad per Fernsteuerung. Der bisher ungeklärte Fall wird von den Ermittlern jetzt wieder aufgerollt. Laut „Spiegel“ bekennen sich die Neonazis der nun im Fokus stehenden Gruppe in einer DVD zu dem Anschlag. Die Bundesanwaltschaft hat bisher aber keine „zureichenden Anhaltspunkte“.
25. April 2007: In Heilbronn wird eine aus Thüringen stammende 22-jährige Polizistin erschossen. Ihr Kollege überlebt schwer verletzt. Am Dienstwagen wird die DNA-Spur einer Unbekannten sichergestellt.
2007 bis 2009: Die Ermittler jagen ein Phantom. Genspuren einer angeblichen „Frau ohne Gesicht“ werden bei mehr als 35 Straftaten gefunden - darunter Morde und Einbrüche.
27. März 2009: Die Staatsanwaltschaft Heilbronn gibt bekannt, dass die Genspuren der „Frau ohne Gesicht“ bereits beim Verpacken auf die Wattestäbchen der Ermittler gelangt sind.
1. November 2011: In Döbeln bei Leipzig wird der Betreiber einer Dönerbude erschossen. Der Täter kann fliehen. Ob es eine Verbindung zu den früheren Morden gibt, ist unklar.
4. November 2011: Nach einem Banküberfall in Eisenach (Thüringen) werden Uwe B. und Uwe M. tot in ihrem ausgebrannten Wohnmobil in einem Vorort von Eisenach gefunden. In Zwickau (Sachsen) geht die Wohnung, in der die beiden mutmaßlichen Bankräuber mit Beate Z. gelebt hatten, ebenfalls in Flammen auf.
7. November 2011: Das Landeskriminalamt teilt mit, dass die Dienstpistolen der Heilbronner Polizistin und ihres Kollegen in dem ausgebrannten Wohnmobil entdeckt wurden.
8. November 2011: Beate Z. stellt sich der Polizei in Jena und wird festgenommen. Sie soll nach Polizeiangaben mehrere Aliasnamen benutzen.
11. November 2011: Die deutsche Bundesanwaltschaft gibt bekannt, dass sie Verbindungen zwischen dem Polizistenmord von Heilbronn und der „Döner-Mordserie“ sieht.
13. November 2011: Die Bundesanwaltschaft lässt einen mutmaßlichen Komplizen des Trios in Niedersachsen festnehmen. Er soll wie die anderen Mitglied der terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) sein und dem Trio Ausweise zur Verfügung gestellt haben. Die Ermittler prüfen auch, ob er an den Morden unmittelbar beteiligt war.