Heftiges Ringen um Flughafenausbau
In der laufenden Debatte über die Fluglärmbelastung durch den Flughafen Wien-Schwechat hat Ex-Fluglinienbesitzer Niki Lauda Donnerstagabend seine Sicht der Dinge deutlich gemacht. Für ihn sei ein Flughafen nun einmal laut. Die aktuelle Nachtflugregelung mit nur einer offenen Piste sei für ihn keine Lösung.
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„Einer brüllt: ‚Ich kann nicht schlafen‘“, und schon sperre der Flughafen Wien eine der beiden Start- und Landebahnen zwischen 21.00 und 7.00 Uhr. Mit seinen Äußerungen griff Lauda die Fluglärmgegner direkt an. „Wer bitte schläft von neun bis sieben?“, fragte der Unternehmer, der erst vor wenigen Tagen seine Fluglinie Niki an Air Berlin verkauft hatte.
„Müssen über Wien kreisen“
Wegen der aktuellen Nachtflugregelung ist in den Randzeiten am Vormittag und am Abend nur eine Piste offen. „Unsere Flieger sind dann am Abend im Holding und müssen über Wien kreisen“, ärgerte sich Lauda. „Und dann beschweren sich Leute, wenn wir noch später landen.“ In der Früh gebe es das gleiche Problem: Vor 7.00 Uhr stünden die Flugzeuge Schlange, weil nur eine Startbahn geöffnet ist. „Eine Minute nach sieben hat sich der Stau aufgelöst.“
Lauda verwies außerdem darauf, dass Flugzeuge immer leiser würden. „Einen A380 hört man beim Starten fast nicht“, so Lauda. Dafür seien modernere Triebwerke verantwortlich. Er kritisierte auch, dass die Medien die Stimmung aufheizten und die „dritte Piste“ nicht sachlich diskutiert werde.
Bürgerinitiativen kämpfen um Lebensqualität
Mit dieser Aussage fachte Lauda die Diskussion über den Flughafenausbau wieder an. Anrainer und Einwohner des 23. Wiener Gemeindebezirks, über den schon jetzt die meisten Flugzeuge einfliegen, kämpfen seit Monaten gegen eine Zunahme des Fluglärms. Schon jetzt seien Überflüge im Minutentakt eine gesundheitlichen Belastung, argumentierte die Bürgerinitiative „Liesing gegen Fluglärm und die 3. Piste“.
Man wolle „nicht der Lärmmistkübel Österreichs werden“, forderte auch die „Bürgerinitiative Lebenswertes Enzersdorf a.d. Fischa“ (BILEF). Die dritte Piste und der geplante Infrastrukturausbau „in der geplanten Umsetzung“ brächten „für den Flughafen und die Wirtschaft viele Vorteile, aber auch für Hunderttausende Menschen enorme Nachteile“, warnten sie bei der letzten UVP-Verhandlung im September.
FPÖ unterstützt Fluglärmgegner
Unterstützung erhalten die Lärmgegner auch von der FPÖ. In einer Aussendung wies der Wiener FPÖ-Nationalrat Toni Mahdalik die Aussagen Laudas zurück. „Einen gleichsam lautlos startenden A380 vermag vermutlich auch nur ein Ex-Formel-1- und Flugzeugpilot auszumachen“, so Mahdalik. Über 300.000 Betroffene in Wien hätten da ein etwas anderes Lärmempfinden. Dabei musste Mahdalik erst seine eigenen Parteikollegen auf Linie bringen. FPÖ-Verkehrssprecher Gerhard Deimek hatte sich nämlich noch im Oktober „grundsätzlich“ für einen Flughafenausbau ausgesprochen.
Die Planung für den Bau der dritten Piste ist noch nicht abgeschlossen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist derzeit noch am Laufen. Vielleicht löst sich das Problem aber auch ganz von alleine. Denn sollte der Flughafen nicht in der Lage sein, seine Produktivität zu steigern, wäre die dritte Piste in Gefahr, berichtete der „Standard“ erst vergangene Woche. Bis zur Aufsichtsratssitzung im Dezember wollen die Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner Details der geplanten Sparmaßnahmen präsentieren.
Millionenabschreibung wegen Skylink
Derzeit lasten hohe Abschreibungen schwer auf der Bilanz. 74 Mio. Euro müssen in der Quartalsbilanz abgeschrieben werden - darunter sind Wertberichtigungen für den Terminalbau Skylink sowie eine Abschreibung auf die Beteiligung am Flughafen Kosice und auch Rückstellungen für Altersteilzeit von Airport-Mitarbeitern. Auch der Investitionsplan bis 2015 müsse um 70 Mio. Euro auf nun 590 Mio. Euro gekürzt werden, teilte der Vorstand am Freitag mit.
Auch die Zahl der Starts und Landungen sank im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent auf 21.600. Dafür stiegen die Passagierzahlen um 4,7 Prozent auf etwas mehr als 1,9 Millionen Passagiere. Auch konnte Wien-Schwechat seine Rolle als Drehscheibe ausbauen. Die Zahl der Transferpassagiere nahm um 13,5 Prozent zu - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
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