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Make love, not war

Staatsmänner im Kuss vereint: Der italienische Modekonzern Benetton schafft es wieder einmal, mit einer ungewöhnlichen Bilderkampagne zu schockieren und gleichzeitig Aufmerksamkeit zu erregen. Mit der „konstruktiven Provokation“ will sich das Unternehmen für mehr Toleranz starkmachen.

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In perfekten Fotomontagen küssen unter anderen einander US-Präsident Barack Obama und sein chinesischer Amtskollegen Hu Jintao. Das Plakat ist mit der Aufschrift „Unhate“ versehen und soll gegen die Hasskultur in aller Welt mobilmachen. Doch nicht alle fanden Gefallen an dem Aufruf nach mehr Liebe.

Benetton-Webesujet

APA/EPA/Francesca Frattura

Hu Jintao und Barack Obama auf dem Benetton-Plakat

Papst-Bild zurückgezogen

Eine Welle der Empörung löste vor allem die Variante mit Papst Benedikt XVI. und dem ägyptische Imam Ahmed al-Tajjeb aus. Das Kussbild wurde ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zum Vatikan, auf der Ponte dell’Angelo, ausgerollt. Wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ berichtet, versammelten sich bereits Hunderte Touristen davor und machten Fotos.

Noch am selben Tag zog Benetton dieses Sujet zurück. Man habe die „Gefühle der Gläubigen“ nicht verletzen wollen, heißt es in einer Erklärung. In der neuen Werbekampagne gehe es „ausschließlich um den Kampf gegen die Kultur des Hasses“. Aber das Bild mit den innig vereinten religiösen Oberhäuptern ist nicht das einzige ungewöhnliche Paar, das - zumindest für Benetton - kurz die gegenseitige Abneigung begraben hat.

Benetton-Webesujet

APA/EPA/Ufficio Stampa Handout

Verbotener Kuss zwischen Papst und Imam

Bruderkuss zwischen Großmächten

Auf ähnlichen Bildern werden Küsse zwischen Obama und dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez gezeigt. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas finden mit spitzen Lippen zueinander. Besonders gelungen ist der Kuss zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Denn auf der Fotomontage kämpft sich Merkel an der stattlichen Nase des französischen Staatsoberhauptes vorbei.

Die Bilder der Kampagne „Unhate“ sind weltweit in Filialen der Modekette sowie in Zeitungen, Zeitschriften und auf Websites zu sehen. Aber auch an prominenten Orten in Rom, Mailand und Paris wurden die Plakate in einer „Guerilla“-Aktion affichiert.

„Toleranz weithin sichtbar machen“

Laut dem Vizeunternehmenschef Alessandro Benetton handle sich bei der Aktion um eine „konstruktive Provokation“. Ziel sei es, „das Ideal der Toleranz weithin sichtbar zu machen“. Das Unternehmen verfolge soziale Ziele und setze sich aktiv für humanitäre Angelegenheiten ein. Das habe „nicht auf andere Weise global kommuniziert werden können“.

Die Modefirma hatte bereits in den 1990er Jahren mit schockierenden Werbekampagnen für Aufsehen gesorgt. Der Chef des katholischen Fernsehverbands in Italien, Luca Borgomeo, verurteilte die Reklame und forderte, dass diese zurückgezogen wird. Der Vatikan war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu gewinnen.

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