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Geldanlage mit Tücken

Anleger zahlen für Diamanten bei internationalen Auktionen Rekordpreise. Offenbar erscheinen die Edelsteine als lukrativere und vor allem sicherere Anlage als Aktien und Anleihen. Doch wer sein Erspartes jetzt in Brillanten stecken will, sollte einiges beachten.

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Der weltgrößte gelbe Diamant mit dem Namen „Sun Drop“ wiegt 110 Karat (22 Gramm) und hat bei einer Auktion von Sotheby’s in Genf nun einen neuen Besitzer gefunden - zum Rekordpreis von acht Millionen Euro. Mit seinen 110 Karat ist der „Sonnentropfen“ nicht nur außergewöhnlich schwer, wegen seines birnenförmigen Schliffs soll auch seine gelbe Farbe ungewöhnlich intensiv sein. Farbige Diamanten sind äußerst selten.

Teuerste Juwelen der Auktionsgeschichte

Der letzte Weltauktionsrekord für einen gelben Diamanten liegt über 21 Jahre zurück: Bei der Londoner Versteigerung des „Golden Drop“ mit einem Gewicht von 18,49 Karat erzielte Christie’s im Juni 1990 3,76 Millionen Dollar (2,76 Mio. Euro). Im vergangenen Jahr erreichte der rosafarbene Diamant „Graff Pink“ bei Sotheby’s einen Rekordpreis von mehr als 46 Millionen Dollar (34 Mio. Euro). Er ist damit der teuerste Diamant und das teuerste Juwel in der Auktionsgeschichte. Es müssen aber nicht immer Millionenwerte sein, die Anleger in Diamanten stecken.

Frau blickt auf den gelben Diamanten

AP/Anja Niedringhaus

„Sun Drop“ ging an einen unbekannten Telefonbieter

Firmen bieten Anlagediamanten schon um wenige tausend Euro an. Ihre Argumente für den Erwerb solcher vermeintlich krisenfester Werte erscheinen einleuchtend: Diamanten seien vor Inflation und Bankpleiten geschützt, der Besitzer werde nicht staatlich registriert und bleibe daher anonym, ein Wertzuwachs bleibe daher steuerfrei, und wegen ihrer geringen Größe seien Diamanten auch leicht zu transportieren. Zudem seien Diamanten international verkäuflich. Dennoch warnen Konsumentenschützer davor, das Ersparte in Diamanten zu stecken.

Gewinnspanne frisst Gewinne

Denn der Markt für Diamanten hat seine eigenen Spielregeln. Genau genommen gibt es gar keinen freien Markt dafür. Wer Diamanten verkaufen will, muss zu einem Händler gehen. Und der lukriert eine nicht zu knapp bemessene Gewinnspanne, die er beim Einkauf vom Preis abzieht und beim Verkauf draufschlägt. Dazu kommt, dass sich zu diesem Großhandelspreis nur fälschungssicher verpackte und mit internationalen Expertisen versehene Diamanten absetzen lassen. Vor dem Verkauf von „gewöhnlichen“ Diamanten muss der Verkäufer erst eine Expertise bestellen und bezahlen. Auch das schmälert den Ertrag.

Auf lange Sicht, also über Jahrzehnte gesehen, steigt der Wert von Diamanten beständig. Darüber wacht der weltgrößte und marktbeherrschende Diamantenproduzent De Beers. Entsprechend der Nachfrage kann De Beers den Markt mit Diamanten versorgen oder das Angebot verknappen und damit den Preis steuern. Händler, Anbieter und Verarbeiter versorgen sich über eine Diamantenbörse namens Rapnet mit den edlen Steinen. Dieses vom US-Diamantenexperten Martin Rapaport gegründete Netzwerk veröffentlicht eine regelmäßig aktualisierte Preisliste für den Diamantengroßhandel. Der Handelsindex RapNet Diamond Index (RAPI) spiegelt die Marktlage wider.

Begrenzte Krisenfestigkeit

In der Entwicklung der Diamantenpreise hat sich die aufziehende Wirtschaftsflaute schon früh abgezeichnet: Bis Jahresmitte verzeichnete der RAPI einen beständigen Aufwärtstrend. Doch seither geht es wieder eher leicht bergab. Der Grund ist vor allem, dass der interne Handel zurückgeht, während die Nachfrage durch Endkunden weiter hoch ist. Offenbar zeigt sich darin das Interesse an der - vermeintlich - sicheren Geldanlage.

Denn Diamanten sind mitunter im Fall des Falles gar nicht leicht zu Geld zu machen. So blieb Sotheby’s Genf bei einer Versteigerung im Jahr 2008 auf einem blauen Diamanten im Wert von vier Millionen Euro sitzen, weil sich wegen der Wirtschaftskrise kein Käufer fand.

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