Milliardenschwere Abschreibungen
Tausende Jobs sollen beim Mailänder Bank-Austria-Mutterkonzern UniCredit abgebaut werden. Am Montag tagt der Verwaltungsrat. Das deutsche „Handelsblatt“ (Montag-Ausgabe) berichtete unter Berufung auf Finanzkreise in Mailand, dass das Institut bis zu zehn Milliarden Euro auf Beteiligungen abschreiben könnte, wobei das Blatt primär von Österreich und Osteuropa spricht.
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In informierten Kreisen wurde diese Zahl für Österreich und Zentral- und Osteuropa (CEE) am Sonntagabend als unrealistisch bewertet. Für Österreich und den größten Teil Osteuropas (außer Polen) ist die Wiener Bank Austria zuständig. Wegen der Abschreibungen drohen der UniCredit hohe Verluste im dritten Quartal, heißt es in dem Blatt weiter. Die Zahlen für die ersten neun Monate werden am Montag veröffentlicht. Unmittelbar davor wurde die UniCredit-Aktie am frühen Nachmittag in Mailand vom Börsenhandel ausgesetzt.
Analysten gehen davon aus, dass das Quartalsergebnis von Abschreibungen und den Marktturbulenzen belastet wird. Sie erwarten für den Zeitraum Juli bis September im Durchschnitt einen Nettogewinn von sechs Millionen Euro. Vor einem Jahr waren es noch 334 Millionen Euro.
Wo die Bank sparen könnte
Die britische „Financial Times“ („FT“) hat in der Wochenendausgabe ohne Quellenangabe berichtete, wolle sich die UniCredit von ihrem Londoner Wertpapiergeschäft trennen. Zudem könnte sich die Bank auch teilweise aus Osteuropa zurückziehen. Für das Ostgeschäft ist im Konzern die Wiener Bank Austria die Subholding. Auch die deutsche HypoVereinsbank (HVB) soll nicht ungeschoren bleiben, heißt es im „Handelsblatt“.
Kapitalerhöhung nötig
Am Sonntag gab es Beratungen der Steuerungsgremien, Montagnachmittag will Konzernchef Federico Ghizzoni die Öffentlichkeit informieren. Eine mehrere Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung ist nötig, um bis Juni 2012 auf die neuen EU-Vorgaben zur Kernkapitalquote zu kommen. Reuters sowie italienische Medien hatten am Sonntag von einem möglichen Volumen von bis zu 7,5 Mrd. Euro berichtet.
Reuters berichtete, es gebe den Plan, im Dezember eine außerordentliche Aktionärsversammlung abzuhalten und die Kapitalerhöhung am 9. Jänner anzugehen, wenn das Marktumfeld passe. Gerade die Turbulenzen rund um die italienische Schuldenkrise belasten aber die UniCredit, die mehr als 50 Milliarden an italienischen Anleihen in ihren Büchern stehen hat, derzeit stark.
Aktie hat stark verloren
Hintergrund für die Kapitalerhöhung sind die strengeren Kapitalanforderungen der Europäischen Bankaufsichtsbehörde (EBA). Ghizzoni wolle sicherstellen, dass sein Institut die geforderten neun Prozent (Core Tier 1) erreiche. Den Kreisen zufolge wird zudem erwogen, weltweit bis zu 5.000 Stellen zu streichen. UniCredit lehnte einen Kommentar ab. Gemessen an den Einlagen ist die UniCredit die größte Bank Italiens. Ghizzoni steht unter Druck, die Kapitalausstattung seines Unternehmens zu stärken. Seit Jahresbeginn verloren die Aktien die Hälfte ihres Werts. Die jetzige Kapitalerhöhung wäre die dritte seit dem Jahr 2009.
Ghizzoni muss vor der angeblich Anfang Jänner startenden Kapitalerhöhung erst einmal die Investoren von seiner neuen Mittelfriststrategie überzeugen. In Arbeitnehmerkreisen werde der Abbau von im schlimmsten Fall bis zu 10.000 Stellen befürchtet. Die Einschnitte dürften aber etwas milder ausfallen, die italienische Zeitung „Il Giornale“ berichtete am Wochenende von 5.000 bedrohten Jobs. Bei der HVB könnten etwa 1.000 Stellen betroffen sein, schätzen Betriebsräte. Allerdings sei ein großer Teil davon bereits in bekannten Kostensenkungsprogrammen vorgesehen. Zudem seien auch HVB-Stellen in London betroffen.
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