Badepaläste und Schwimmhallen
Bäder haben immer Saison, ob Thermen in der ungemütlich kalten Winterzeit oder See-, Strand- und Freibäder im Sommer. Auch wenn man in Österreich angesichts des Thermenbooms der letzten Jahre diesen Eindruck bekommen könnte - neu ist das Phänomen in ganz Europa nicht, dokumentiert nun das Buch „Badefreuden“ in Bild und Text.
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Die Wiener Autorin Iris Meder besuchte für das Buch die ihrer Ansicht nach außergewöhnlichsten Bäder Mitteleuropas - von türkischen Thermalbädern in Ungarn über historische Badepaläste mondäner Kurorte bis zu städtischen Schwimmhallen der Gegenwart. Fasziniert habe sie vor allem das Zusammenspiel von Architektur mit „benutzbaren Wasserflächen“, so Meder im Vorwort ihres Buches, in dem naturgemäß auch die Wiener Bäderkultur eine große Rolle spielt.
Paradebeispiel Dianabad in Wien
Die erste öffentliche Badeanstalt in Österreich war das 1804 erbaute Dianabad in Wien, das ursprünglich als Wannenbad von dem Architekten Charles de Moreau entworfen und betrieben wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Bad um eine Winterschwimmhalle mit damals revolutionärem 36-Meter-Becken erweitert, 1879 folgte eine Sommerschwimmhalle nach einem Entwurf von Otto Wagner. Die weitere Geschichte des Bades, das in einhundert Jahren dreimal neu aufgebaut wurde, wertet Meder als „kontinuierlichen Niedergang architektonischer Qualität“.
Tröpferlbäder
Als „Tröpferlbäder“ wurden die öffentlichen Brausebadanstalten Wiens bezeichnet, weil bei Überbeanspruchung bei großem Andrang das Wasser oft nur spärlich aus den Leitungen kam.
War es im 19. Jahrhundert noch hauptsächlich die Hygiene, die im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses an Bädern stand, war schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Erholungsgedanke wesentlich geworden. So galten Volksschwimmbäder - wie das Amalienbad oder das Gänsehäufl - in Wien als Prestigeprojekte der sozialistischen Stadtregierung.
Architekturdenkmal Stadthallenbad
Auch das 1974 mit den Schwimm-Europameisterschaften eröffnete Stadthallenbad - ein Roland-Rainer-Bau, der nicht selten mit dem Pariser Centre Pompidou verglichen wird - gilt als Architekturdenkmal. Derzeit wird unter Hochdruck an der Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Baus gearbeitet, der im Dezember modernisiert wieder eröffnet werden soll.
Nicht modernisiert, sondern komplett neu gebaut wurde das ehemalige Bad in Oberlaa, an dessen Standort sich nun die 2010 eröffnete Therme Wien befindet.

Therme Wien
Therme Wien nach der Neueröffnung 2010
Kurorte als Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft
Doch Meders Buch widmet sich nicht nur Wiener Bädern. Beleuchtet werden auch architektonische Highlights aus den Bundesländern, den traditionellen Kurgegenden Deutschlands, Ungarns, Tschechiens, der Slowakei und Sloweniens. Die Kurorte prägten die Architektur ihrer Epoche und sind gleichzeitig Spiegel medizinischer, sozialer und politischer Entwicklungen.

Metroverlag
Buchhinweis
Iris Meder: Badefreuden. Metroverlag, 192 Seiten, 25 Euro.
Im Zentrum der berühmten böhmischen Kurtradition steht das „Bäderdreieck“ Karlsbad - Marienbad - Franzensbad, wo sich die gehobene Gesellschaft - vom russischen Geldadel bis zur High Society Europas - jahrzehntelang die Klinke in die Hand gab.
Trotz beeindruckender Architektur und einer Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten lag der Kurwert mehr im sozialen Erlebnis denn in der medizinischen Wirkung. Oder, wie Meder aus Friedrich Torbergs „Tante Jolesch“ zitiert: „Nicht, dass Marienbad so scheen is - scheen is bald was. Aber es hat sehr gute Kaffeehäuser, wo man alle Zeitungen kriegt - in ein paar Restaurants kann man ganz anständig essen - das Theater ist gar nicht schlecht - und das bisserl frische Luft muss man eben in Kauf nehmen.“
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