Späteres Pensionsantrittsalter „gerecht“
Österreichs Jugendliche denken, dass Pensionen, Gesundheit und Pflege immer schwerer zu finanzieren sind. Das ergab der „Jugendmonitor“ im Auftrag des Familienministeriums, der am Montag in Wien präsentiert wurde. Zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen befürchten sogar, dass ihre staatliche Pension nicht ausreichen wird.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Hälfte jener Befragten, die nicht mit einer ausreichend hohen Pension rechnen, meint überhaupt, dass sie einmal keine staatliche Pension erhalten wird. „Das Problembewusstsein der Jugendlichen zur Bevölkerungsentwicklung ist sehr aktuell“, sagte der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier. Mit dem Begriff Bevölkerungsentwicklung verbinden die 14- bis 24-Jährigen hauptsächlich eine alternde Bevölkerung, eine sinkende Geburtenrate und vermehrte Zuwanderung. Dadurch erwarten sich die jungen Leute in erster Linie Probleme bei den Pensionen und eine Anhebung des Pensionsalters.
Ursache: Sinkende Kinderzahlen
Neun von zehn Umfrageteilnehmern sind überzeugt, dass das Pensions-, Gesundheits- und Pflegesystem unter der älter werdenden Gesellschaft leiden werden. „Je älter die Befragten, desto höher ist hier die Zustimmung“, erklärte Filzmaier. Als Ursache für diese Entwicklung identifizieren die jungen Leute vor allem niedrige Kinderzahlen und immer kleiner werdende Familien, aber auch eine verbesserte Gesundheitsversorgung.
Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte nötig
„Eine überwiegende Mehrheit der Jugendlichen hält ein späteres Pensionsantrittsalter für gerecht“, sagte Filzmaier. Für knapp drei Viertel bedeutet die Bevölkerungsentwicklung auch, dass eine grundlegende Reform des Pensionssystems nötig ist. Als eine weitere Konsequenz sehen 62 Prozent zudem die Notwendigkeit der Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften. Dass es mehr Arbeitsplätze für sie selbst geben wird, glaubt aber nur rund die Hälfte der Befragten.
800 Jugendliche befragt
Dem „Jugendmonitor“ liegt eine telefonische Umfrage (Erhebungszeitraum 12. August bis 1. September) unter 800 Personen, repräsentativ für die 14- bis 24-Jährigen, zugrunde. Durchgeführt wurde sie vom Institut für Strategieanalysen (ISA).
Bereits am 10. Oktober hatten die Spitzen der Sozialpartner ein Konzept zur Anhebung des faktischen Pensionsalters präsentiert. Dieses ist für den Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ein „erster Ansatzpunkt“. Langfristig sei es jedoch zu wenig, um das Pensionssystem auch für die kommenden Generationen zu sichern. Der Minister sprach sich daher für eine Vereinfachung des Pensionssystems, mehr Generationengerechtigkeit durch Nachhaltigkeitsautomatismus und ein Bonus-Malus-System aus, das längeres Arbeiten belohnt, kürzeres dafür mit höheren Abschlägen bestraft.
„Kein Bashing gegenüber älteren Menschen“
„Die Umfrageergebnisse stellen kein Bashing gegenüber älteren Menschen dar“, erklärte der Politikwissenschaftler. Zwar beurteilen die Befragten das Verhältnis zwischen Alt und Jung in Österreich ambivalent, dennoch sind die jungen Leute überwiegend der Meinung, dass sie von der Erfahrung älterer Menschen profitieren können. Jüngere sehen eher Solidarität, Ältere Spannungen und Konflikte zwischen den Generationen.
Pflege Angehöriger daheim befürwortet
Mehr als die Hälfte der Befragten befürwortete die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger zu Hause. Und diese sollte in erster Linie der Ehe- oder Lebenspartner übernehmen. Jeweils 37 Prozent sehen die Betreuung als Aufgabe der Kinder und externer Pflegehelfer. Dieser Standpunkt freute den Minister, denn die Betreuung zu Hause würde Kosten sparen. „Es ist eine Generationenaufgabe, würdiges Altern in der Familie zu ermöglichen“, sagte Mitterlehner. Ein Viertel der jungen Leute hat sich über die Betreuung der Angehörigen jedoch noch keine Gedanken gemacht. „Die Eltern der Befragten sind noch nicht im Pflegealter“, erklärte Filzmaier.
Grundsätzlich sind die Jugendlichen jedoch optimistischer: 76 Prozent der Befragten sind sehr oder eher zuversichtlich was die Zukunft betrifft - im Mai 2011 waren es noch 84 Prozent.
Links: