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„Sic transit gloria mundi“

Die Nachricht vom Tod des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ist nicht nur in Libyen, sondern auch in vielen Ländern der Welt begrüßt worden.

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UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Libyer zur Versöhnung auf. „Die Kämpfer aller Seiten müssen ihre Waffen in Frieden niederlegen. Das ist die Zeit der Versöhnung, nicht der Rache“, sagte Ban am Donnerstag in New York. „Die Zukunft des libyschen Volkes wird nicht einfach und voller Herausforderungen sein.“ Deshalb müssten alle Libyer kooperieren. „Die Herausforderungen der Zukunft können sie nur zusammen und versöhnt meistern.“

EU sieht „Ende der Gewaltherrschaft“

Die Europäische Union sieht nun „ein Ende der Ära von Gewaltherrschaft und Unterdrückung, unter der das libysche Volk zu lange gelitten hat“. In einer Erklärung von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso vom Donnerstag heißt es: „Heute kann Libyen eine neue Seite in seiner Geschichte aufschlagen und eine neue demokratische Zukunft beginnen.“

Die politische EU-Spitze forderte den Nationalen Übergangsrat Libyens auf, einen „breit angelegten Prozess der Aussöhnung“ einzuleiten. Dieser müsse sich an alle Libyer richten und einen „demokratischen, friedlichen und transparenten Übergang im Land ermöglichen“.

„Wow“

US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Tod Gaddafis als „Ende eines langen und schmerzhaften Kapitels“. Das libysche Volk habe nun die Chance, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die Libyer hätten aber auch eine „große Verantwortung“, eine Regierung zu schaffen, die alle gesellschaftlichen Gruppen einschließe.

US-Außenministerin Hillary Clinton reagierte zuvor laut Reuters mit einem „Wow“ auf die Todesnachricht Gaddafis. Im Anschluss betonte Clinton, dass Libyen nach dem Tod Gaddafis nun eine neue Chance für einen Neustart habe. US-Vizepräsident Joe Biden wertete unterdessen den Libyen-Einsatz der NATO als Beispiel für eine erfolgreiche Arbeitsteilung innerhalb der Allianz: „Die NATO hat es richtig gemacht.“

Cameron verspricht Libyen Unterstützung

Der britische Premierminister David Cameron versprach dem libyschen Volk weiter seine Unterstützung. Die Menschen in Libyen hätten nun eine noch größere Chance, sich eine Zukunft aufzubauen, sagte Cameron am Donnerstag in London. Dabei werde man mit ihnen zusammenarbeiten und sie unterstützen. „Ich bin stolz auf die Rolle, die Großbritannien dabei gespielt hat“, sagte er mit Blick auf den Sturz des Gaddafi-Regimes. Cameron erinnerte zugleich an dessen Opfer.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy rief zu Versöhnung und Einheit in Libyen auf. „Der Tod von Muammar al-Gaddafi ist eine wichtige Etappe bei dem seit acht Monaten geführten Kampf des libyschen Volkes zur Befreiung von dem diktatorischen und gewalttätigen Regime“, heißt es in einer Erklärung.

Es gelte jetzt, ein demokratisches System in dem nordafrikanischen Land aufzubauen, in dem alle Bewohner ihren Platz fänden und die fundamentalen Rechte gesichert seien. Auch Frankreichs Außenminister Alain Juppe betonte zuvor, dass die Nachricht des Todes Gaddafis und der Fall von Sirte „das Ende einer sehr schwierigen Zeit für das libysche Volk“ seien: „Frankreich ist stolz, dem libyschen Volk geholfen zu haben.“

„Jetzt ist der Krieg vorbei“

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte laut einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa: „Sic transit gloria mundi“ (lateinisch: „So vergeht der Ruhm der Welt“). Zudem betonte der einstige enge Verbündete Gaddafis: „Jetzt ist der Krieg zu Ende.“

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sieht Libyen nun vor einem Neuanfang. „Dieser Tag setzt einen Schlusspunkt unter das Regime Gaddafi“, erklärte Merkel in Berlin. „Damit geht ein blutiger Krieg zu Ende, den Gaddafi gegen sein eigenes Volk geführt hat. Der Weg ist nun endgültig frei für einen politischen Neuanfang in Frieden.“ Deutschland sei darüber „sehr froh“. Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle äußerte die Erwartung, „dass die Menschen in Libyen nach Jahrzehnten der Diktatur ein neues demokratisches Kapitel aufschlagen können“.

„Libyen muss moderner Staat werden“

Kremlchef Dimitri Medwedew forderte die Vertreter des Übergangsrates und der verschiedenen Stämme zu einer Einigung über die künftige Regierung auf. „Libyen muss ein moderner demokratischer Staat werden“, sagte Medwedew in Moskau nach Angaben der Agentur Itar-Tass. Allerdings gab es auch kritische Stimmen in Moskau. Der Tod Gaddafis werde die Situation in Libyen nicht radikal ändern, sagte Medwedews Sondergesandter Michail Margelow, der mehrmals die Region bereist hatte. „Bis zum Ende der Krise ist es noch ein weiter Weg.“ Auch ohne Gaddafi sei ein Guerilla-Krieg in Libyen weiterhin möglich, warnte Margelow.

Chavez spricht von Mord

Der venezolanische Präsident Hugo Chavez bedauerte den Tod Gaddafis und sprach von „Mord“ an ihm. Sein früherer Verbündeter werde als „Märtyrer“ und „großer Kämpfer“ in Erinnerung bleiben, sagte Chavez am Donnerstag nach Angaben der venezolanischen Zeitung „La Nacion“ gegenüber Journalisten.

Chavez hatte seit Beginn des Aufstandes in Libyen vor acht Monaten Gaddafi die Treue gehalten. Er betrachtete den libyschen Machthaber als Freund und Verbündeten. Er hatte ihn stets ermuntert, der „imperialistischen Aggression“ der NATO Widerstand zu leisten. Deswegen gab es Spekulationen, Gaddafi könnte versuchen, nach Venezuela ins Exil zu gehen.

Iran fordert Ende des NATO-Einsatzes

Der Iran begrüßte den Tod Gaddafis und forderte ein sofortiges Ende des NATO-Einsatzes in dem Land. „Das unausweichliche Schicksal aller Diktatoren und Unterdrücker, die die Rechte der Völker nicht respektieren, ist die Zerstörung“, sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast laut der Nachrichtenagentur IRNA am Freitag. „Der Iran begrüßt diesen großen Sieg und gratuliert dem muslimischen libyschen Volk sowie dem Nationalen Übergangsrat.“

Nun gebe es für die NATO „keinen Vorwand mehr“ für ihren Militäreinsatz in Libyen, hieß es weiter. Es sei daher nötig, dass die Truppen „umgehend abziehen, damit das libysche Volk seine Zukunft selbst bestimmen kann“. Der Iran hatte den Volksaufstand gegen Gaddafi unterstützt, den Nationalen Übergangsrat jedoch nicht als Vertretung des Landes anerkannt.

Spindelegger: „Gefühl der Erleichterung“

„Einem demokratischen Neubeginn in Libyen steht nichts mehr entgegen“, stellte Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zur Nachricht vom Tod Gaddafis fest. „Die Befehle zum gewaltsamen Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung sind besonders zu verurteilen. Wegen Gaddafis Entscheidungen waren Tausende Opfer zu beklagen.“

Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) betonte in einer ersten Reaktion, dass mit dem Tod Gaddafis nun „mehr als 42 Jahre Diktatur in Libyen zu Ende“ gehen. „Wenngleich Freude über den Tod eines Menschen nie angebracht ist, herrscht ein Gefühl der Erleichterung, denn jetzt hat das Blutvergießen endgültig ein Ende.“ Das neue Libyen könnte laut Spindelegger „auf die Unterstützung Österreichs, der EU und der internationalen Staatengemeinschaft beim Aufbau demokratischer Strukturen und Institutionen sowie einer Zivilgesellschaft zählen“.

Vatikan hofft auf friedliche Zukunft

Der Vatikan hofft laut Kathpress auf einen raschen Übergang zu geordneten Verhältnissen in Libyen. „Angesichts des Todes eines Menschen kann man sich nicht freuen“, sagte der Botschafter des Papstes für Libyen, Erzbischof Tommaso Caputo, der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA am Donnerstag im maltesischen Rabat. „Ich hoffe, dass dieses Ereignis zu einer Zukunft der Eintracht und des Friedens führt“, so der italienische Vatikandiplomat.

Syriens Opposition: „Assad ist der Nächste“

Die Opposition in Syrien hofft nun auf ein Ende des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. „Gaddafi ist gegangen, und als nächster bist du dran, Baschar!“, heißt es auf der Facebook-Seite Syrian Revolution 2011.

Der Internetauftritt der Opposition zeigt auch die rot durchgestrichenen Porträts der gestürzten Machthaber Hosni Mubarak (Ägypten), Ben Ali (Tunesien) und Gaddafi - neben den nicht durchgestrichenen Konterfeis von Assad und Ali Abdallah Saleh (Jemen). „Das ist das Ende der Tyrannen“, hieß es auf der Seite.

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