Viele Namen für ein Zeichen
Im Englischen heißt das @-Zeichen „at“, andere Sprachen sind etwas kreativer: Das Zeichen wird als „Elefantenrüssel“, „Affenschwanz“, „Schlange“ oder „Maus“ bezeichnet. Auf Deutsch war lange der Begriff „Klammeraffe“ beliebt.
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Als Ray Tomlinson das @-Zeichen 1971 erstmals verwendete, um beim Adressaten einer E-Mail den Namen des Nutzers von dem des Hosts zu trennen, wurde es im englischen Sprachraum vor allem von Buchhaltern und Händlern verwendet. Für englischsprachige Nutzer ergab sich ab dann die Verschiebung des Begriffs weg von einer Menge hin zu einem Ort.
In anderen Sprachen tauchten bei diesem Übergang die fantasievollsten Anspielungen auf - auf Tiere, Nahrungsmittel und Körperteile. Die meisten bezogen sich auf die verwirbelte Form des Zeichens.
Strudel, Rollmops, Alpha-Locke
Das Symbol ist in Israel ein „Strudel“ und ein „Rollmops“ in Tschechien. Das „Hündchen“ in Russland wurde in Norwegen zu einer „Alpha-Locke“ und in Schweden zu einem „Kanelbulle“, einem im Land beliebten Zimtgebäck. Allerdings ist man sich gerade in Schweden noch unschlüssig: Das @ wird dort auch als „Elefantenrüssel“, „Elefantenohr“, „Affenschwanz“, „Katzenpfote“, „Katzenschwanz“ und „Bretzel“ bezeichnet.
Rorschachtest für Linguisten
Sprachwissenschaftler vergleichen die Einbindung des @ in die Sprachen als eine Art Rorschachtest, einem in der Psychologie gebräuchlichen Test mit Tintenklecksen, in die jeder Betrachter etwas anderes hineininterpretieren kann.
„Die Sprache sieht in dem Zeichen etwas aus der eigenen Kultur“, so die Linguistin Karen Steffen Chung von der Universität von Taipeh in Taiwan. „Was den Menschen vertraut ist, variiert stark, und so kamen all diese verrückten Bezeichnungen heraus.“
Zahlreiche Variationen
Chung forderte Kollegen in der ganzen Welt auf, ihr die örtlichen Bezeichnungen für das Symbol zu mailen. Dabei entdeckte sie zum Beispiel zahlreiche Variationen im serbischen Sprachgebrauch. Das Wort „majmun“ ist eine davon. Es bedeutet Affe, scheint aus dem Türkischen entlehnt zu sein und wird als „mujmunski rep“ (Affenschwanz) und „majmunsko-a“ (Affen-a) verwendet. Die Serben erfanden auch das „ludo-a“, das „verrückte a“ als Bezeichnung für das @.
Die Griechen sprechen von einer „kleinen Ente“, die Ungarn von einem „kleinen Wurm“. Arabische Muttersprachler übersetzen manchmal das englische „at“ zu „fi“, andere sagen auch „Ohr“. In Taiwan ist das Symbol eine „kleine Maus“ und in Korea eine „Schlange“. In Spanien wird meist „arroba“ verwendet, was auch eine Gewichtseinheit bezeichnet, außerdem gebräuchlich ist das „ensaimada“, ein mallorquinisches Gebäck. In Japan wird üblicherweise „atto maaku“ verwendet, die japanische Übersetzung des englischen „at“.
Wandlung im Sprachgebrauch
In einigen Ländern nahmen sich die Behörden des Symbols an und verordneten offizielle Bezeichnungen. Die schwedischen Sprachhüter verwenden seitdem das „snabel-a“, das „Rüssel-a“, während in Finnland, Südafrika und Indien die englische Aussprache gültig ist. Das gilt auch für die Niederlande, nachdem sich „apeklootje“, „Hoden des kleinen Affen“, nach anfänglicher Zustimmung nicht durchsetzen konnte.
In einigen Gegenden in Lateinamerika wird das @ mittlerweile als geschlechtsneutrale Bezeichnung verwendet. So bedeutet das Wort „nin@s“, dass sowohl Mädchen als auch Burschen gemeint sind.
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