Geburt und Tod in Sirte
Libyens Muammar al-Gaddafi wurde als Terrorhelfer international geächtet und als Handelspartner hofiert. Im Westen galt der selbst ernannte Revolutionsführer mit bizarr anmutenden Gewohnheiten vielen als unberechenbar. Die Revolution in Libyen gestaltete sich langwierig und blutig.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
1942: Gaddafi wird im September nahe der Stadt Sirte geboren.
1963: Sein Jus- und Geschichtsstudium bricht er für seine Offizierslaufbahn ab.
1969: Ein „Bund der freien Offiziere“ putscht Gaddafi an die Macht.
1970: Ausländische Ölfirmen in Libyen werden verstaatlicht.
1973: Gaddafi veröffentlicht seine „Dritte Universaltheorie“ als Mittelweg zwischen Kommunismus und Kapitalismus.
1977: Der „Revolutionsführer“ ruft die „Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Dschamahirija (Herrschaft der Massen)“ aus.
1985: Wegen Libyens Verstrickung in den internationalen Terrorismus verhängen die USA einen Wirtschaftsboykott.
1986: Die USA machen Gaddafi für einen Anschlag auf die Berliner Diskothek „La Belle“ verantwortlich und bombardieren Tripolis.
1988: 270 Tote bei Explosion eines US-Jumbos über dem schottischen Lockerbie.
1991: Der UNO-Sicherheitsrat verhängt Sanktionen gegen Libyen.
2003: Libyen sagt für den Anschlag von Lockerbie die Zahlung von Entschädigungen zu; die UNO hebt die Sanktionen auf.
2003: Gaddafi kündigt die Einstellung des libyschen Atomprogramms und die Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen an.
2004: Die USA heben ihre Handelsbeschränkungen auf.
2007: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy vereinbart mit Gaddafi eine militärische und atomtechnische Kooperation. Anvisiert wird die Lieferung von Kampfjets und eines Atomkraftwerks.
2008: Die USA schließen mit Libyen ein Ölhandelsabkommen.
2009: Gaddafi wird für ein Jahr Ratsvorsitzender der Afrikanischen Union und fordert die „Vereinigten Staaten von Afrika“.
2009: Freundschaftsabkommen und erster Staatsbesuch Gaddafis in Rom.
2010: Nach Festnahme seines Sohns Hannibal in Genf wegen Misshandlung von Angestellten ruft Gaddafi zum „Dschihad“ gegen die Schweiz auf.
2010: Um den Zustrom afrikanischer Flüchtlinge über Libyen einzudämmen, zahlt die EU Gaddafi 50 Millionen Euro.
2011:
15. Februar: Zusammenstöße zwischen Aufständischen, Polizei und Anhängern von Gaddafi in Bengasi. Blutige Kämpfe folgen.
25. Februar: Bengasi wird Rebellenhochburg. Die USA verhängen Sanktionen, um Gaddafi zum Nachgeben zu zwingen.
26. Februar: Die Vereinten Nationen beschließen Strafmaßnahmen.
27. Februar: Die Aufständischen bilden eine Übergangsregierung, spalten sich aber. Ein Teil gründet den Nationalrat in Bengasi.
28. Februar: Die EU beschließt zum 11. März Sanktionen. Konten der libyschen Führung werden eingefroren.
Anfang März: Luftwaffeneinsatz der Gaddafi-Truppen; sie dringen in Rebellengebiete im Osten ein. Der libysche Nationale Übergangsrat fordert eine Flugverbotszone. Erbitterte Kämpfe um strategisch wichtige Städte.
17. März: Der UNO-Sicherheitsrat billigt eine Flugverbotszone ohne Einsatz von Besatzungstruppen.
19. März: Spitzenpolitiker aus aller Welt stimmen in Paris das weitere Vorgehen ab. Kurz danach starten die USA, Frankreich und Großbritannien einen ersten Militärschlag gegen Libyen.
23. März: Die NATO beginnt mit der Durchsetzung des Waffenembargos.
Ende März, erste April-Woche: Unklare Lage um die von Rebellen und Regierungstruppen umkämpften Städte Misrata, Sirte und Ras Lanuf.
April: Den ganzen Monat lang wogen Kämpfe um Misrata.
28. Mai: Die NATO greift erneut Ziele in Tripolis an. Russland schließt sich den Forderungen zum Rücktritt Gaddafis an.
7. Juni: Die NATO intensiviert ihre Angriffe tagsüber auf Tripolis.
Juli und August: Schwere Kämpfe um eine Reihe von Städten; Fortsetzung der NATO-Luftangriffe.
16. August: Gaddafis Truppen setzen erstmals eine ballistische Scud-Rakete ein. Sie verfehlt ihr Ziel Brega.
19. August: Die Aufständischen nehmen in Brega einen General Gaddafis fest. Die Rebellen erobern al-Sawija. Ein wichtiger Vertrauter Gaddafis, Abdelsalam Dschallud, läuft zu den Rebellen über.
20. August: Die Aufständischen haben Brega sowie wichtige Raffinerieanlagen erobert. Ein blutiger Kampf um die Hauptstadt beginnt. Es gibt viele Tote.
21. August: Gaddafi ruft in mehreren Audiobotschaften zum Kampf bis zum letzten Blutstropfen auf.
22. August: Nach heftigen Kämpfen stehen die Rebellen im Zentrum von Tripolis. Hunderte feiern auf dem Grünen Platz bereits den Sturz des Regimes.
September/Oktober: Die Kämpfe gegen die Gaddafi-Truppen gehen weiter. Die Stadt Sirte ist die letzte Gaddafi-Hochburg.
20. Oktober: Sirte wird erobert. Der Übergangsrat meldet den Tod Gaddafis.