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White intervenierte bei Regierung

Jamie Oliver ist berühmt - wegen seines einfachen Zugangs zum Kochen, seiner Fernsehauftritte und seinem Plan, gesundes Essen in die Schulen zu bringen. Sein Herausforderer, der rund 14 Jahre ältere Marco Pierre White, schaffte es als jüngster Koch, sich mit 25 Jahren den ersten von insgesamt drei Michelin-Sternen zu erkochen. Seit einiger Zeit sind die beiden britischen Starköche im Kriegszustand.

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Im Vorjahr ließ der streitlustige White Oliver über die Medien ausrichten, dass dieser eigentlich gar „kein richtiger Küchenchef“ sei, auch wenn er viele Menschen zum Kochen inspiriere. Oliver habe jedoch keinen Michelin-Stern gewonnen. Als Koch sei er daher nicht ernst zu nehmen. Nun geriet der Kampf um das Essen an britischen Schulkantinen an die Öffentlichkeit.

White, der zuvor noch Olivers Kampagne für gesünderes Essen in den Schulkantinen als Werbung in eigener Sache kritisierte, soll offenbar versucht haben, in Olivers Gebiet zu wildern und ein Konkurrenzsystem für das Essen für Schüler aufzubauen.

Privates Treffen mit Bildungsminister

Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung „Guardian“ vom November soll er sich mit dem britischen Bildungsminister Michael Gove bereits im vergangenen Jahr getroffen haben, um ihn von seiner Projektidee zu überzeugen. Er wollte eine Leidenschaft für gutes Essen schon in frühen Jahren schulen, zum Kochen inspirieren und die Kosten senken, indem überall dieselben Speisen angeboten werden.

Whites Plänen zufolge sollten professionelle Köche in den Kantinen für Schüler kochen. Die Lieferung sollte von großen Cateringfirmen übernommen werden. Den vom „Guardian“ zitierten Regierungsmemos zufolge soll White sich einen Fünfjahresvertrag für Großbritannien erhofft haben.

Regierung nicht überzeugt

Die Regierung nahm sein Angebot offenbar zur Kenntnis, schob dann aber Whites Ideen als zu wenig innovativ und nicht überzeugend auf die lange Bank: „Es gab keine neuen Vorschläge, die nicht bereits versucht worden sind. Der Plan basierte vor allem darauf, Kinder zu inspirieren, früh ihren Gaumen zu entwickeln, Essen und Kochen zu mögen und in Entscheidungen involviert zu werden, was ihr Essen in Schulen betrifft“, heißt es in einer regierungsinternen E-Mail.

Damit unterlag White, der selbst seit 1999 nicht mehr als Koch tätig ist, sondern nur noch als Restaurantbesitzer, seinem Konkurrenten Oliver, mit dem er nicht nur wegen des Schulkantinenprojekts auf Kriegsfuß steht.

Oliver verdammt ungesundes Essen

Oliver führt seit 2005 eine nicht unumstrittene Kampagne, die Qualität des Essens für Schüler zu verbessern. Die Regierung, damals noch unter Premierminister Tony Blair, reagierte schnell und stockte das Schulkantinen-Budget auf 280 Millionen Pfund auf.

In seiner TV-Show „Jamie’s School Dinners“ kritisierte Oliver jegliches ungesunde Essen und verdammte Fast Food, wozu er auch die beliebten „Turkey Twizzlers“, Nuggets aus gepresstem Truthahnfleisch, von dem britischen Fertiggerichthersteller Bernhard Matthew’s zählte. Diese bestünden vor allem aus Wasser, Schweinefett und nur zu einem Drittel aus „mechanisch wiederhergestelltem“ Truthahnfleisch. Einige Cateringfirmen stoppten daraufhin die Auslieferung der Twizzlers. Sogar auf Facebook wurde ihnen nachgetrauert.

White unterstützt Olivers Gegner

Mit der Entscheidung von White - gegen lukrative Bezahlung - das Lebensmittelunternehmen Bernard Matthew’s öffentlich mit seinem Namen zu unterstützen, stellte er sich damit demonstrativ gegen seinen Konkurrenten Oliver. Nicht zuletzt deshalb bezeichnete White Olivers Feldzug gegen die „ungesunden“ Truthahn-Twizzlers von Bernhard Matthew’s als „unfair“. Denn immerhin hätten diese weniger Fett als jeder normale Burger.

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