Schalits Identität bestätigt
Der israelische Soldat Gilad Schalit, der sich fünf Jahre lang in palästinensischer Geiselhaft befunden hat, ist am Vormittag am ägyptischen Grenzübergang Rafah an die israelischen Autoritäten übergeben worden.
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Laut israelischer Armee ist die Identität des Soldaten Gilad Shalit (25) bestätigt. Er befinde sich am Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Erste ägyptische Fernsehbilder zeigten einen abgemagerten Schalit, der ein helles Hemd und eine dunkle Baseballkappe trug. Er sollte in Kürze nach Israel gebracht werden. Er sei in gutem gesundheitlichem Zustand, berichteten arabische Medien. Schalit habe zwar einen Dolmetscher an seiner Seite, spreche mittlerweile aber selbst Arabisch.

APA/EPA/Israel Defence Force
Via Telefon spricht Schalit erstmals wieder mit seinen Eltern
„Sehnte mich am meisten nach meiner Familie“
Ein Sprecher der israelischen Armee bestätigte mittlerweile offiziell die Übergabe. Schalit habe unmittelbar nach der Rückkehr nach Israel mit seinen Eltern telefoniert und sei dann medizinisch untersucht worden. Anschließend wurde Schalit per Helikopter in die Militärbasis Tel Nof gebracht, wo er erstmals nach Jahren wieder seine Familie trifft. In Tel Nof warten auch Regierungschef Benjamin Netanjahu und Armeechef Benjamin Gantz auf Schalit.
In einem Interview mit dem ägyptischen Staatsfernsehen, das irgendwann in den letzten Tagen geführt wurde, sagte Schalit, er habe immer an seine Freilassung geglaubt. Im israelischen Radio wurde von einem Propagandainterview gesprochen. Schalits Körpersprache zeige, dass er zu dem Interview gezwungen worden sei und möglicherweise nicht gewusst habe, ob das Teil des Abkommens ist.
Schalit betonte im Interview, er habe die Nachricht von seiner bevorstehenden Freilassung vor einer Woche erhalten. Gefragt, wonach er sich am meisten gesehnt habe, meinte Schalit: Nach seiner Familie und danach, seine Freunde zu treffen. Gefragt, ob er sich für die Freilassung der noch in israelischer Haft befindlichen Palästinenser einsetzen werden, meinte Schalit: Er würde sich über deren Freilassung freuen, unter der Voraussetzung, dass sie nicht mehr gegen Israel Krieg führen. Der Zusatz wurde nicht auf Arabisch übersetzt.

AP/Egypt TV
Ein abgemagerter Schalit auf dem Weg in die Freiheit
Der Austausch war minutiös geplant: Im Gegenzug wurden 477 palästinensische Häftlinge entlassen, die in Bussen des Roten Kreuzes an zwei Grenzübergängen - einem zum Gazastreifen, einem zum Westjordanland - gewartet hatten. Zuvor war es zu einer rund einstündigen Verzögerung gekommen: Zwei der weiblichen Gefangenen, die nach Gaza ausgewiesen werden sollten, wollten nach Ägypten gebracht werden, berichtete der israelische Rundfunk.
Jubel in Palästinensergebieten
Mittlerweile wurden die palästinensischen Häftlinge nach ihrer Freilassung jubelnd in den Palästinensergebieten begrüßt. In Ramallah küsste Palästinenserpräsident Mahmud Abbas freigelassene Gefangene, die zu seinem Amtssitz gebracht wurden.
Auch im Gazastreifen feierten Tausende Menschen die Ankunft von Häftlingen, die Israel im Tausch gegen den 2006 entführten Soldaten Gilad Schalit freigelassen hat. Etwa 40 Gefangene wurden über Ägypten in Drittländer abgeschoben.
In der Nähe des Übergangs Beitunia in das Westjordanland kam es während des Häftlingsaustauschs zu Zusammenstößen palästinensischer Demonstranten mit israelischen Sicherheitskräften. Die israelische Armee teilte mit, etwa 1.500 Palästinenser hätten Steine geworfen und Reifen in Brand gesetzt. Die Sicherheitskräfte hätten Tränengas eingesetzt.

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Schalits Familie auf dem Weg zur Militärbasis
Erst am Montagabend gab der Oberste Gerichtshof Israels den Weg für den Gefangenenaustausch frei, indem er Einwände gegen die Freilassung der Palästinenser abwies. Unter den Häftlingen sind viele wegen tödlicher Anschläge in Israel verurteilt worden. Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte am Montag in einem Brief an die Angehörigen der Anschlagsopfer seine Gründe für den Austausch und sprach von einer der „schwersten Entscheidungen“ seines Lebens.
Feiern in Palästinensergebieten
Während die Israelis gebannt auf erste Bilder Schalits warteten, bereiteten sich die Menschen in den Palästinensergebieten auf den feierlichen Empfang der Gefangenen vor. Im Gazastreifen erklärte die regierende Hamas den Dienstag zum nationalen Feiertag. Im Westjordanland und in Ostjerusalem wurden bereits Feste vorbereitet, um die Häftlinge willkommen zu heißen. In palästinensischen Städten soll drei Tage lang gefeiert werden.
In den kommenden zwei Monaten sollen dann 550 palästinensische Gefangene auf freien Fuß kommen. Israel und die radikal-islamische Hamas hatten sich in der vergangenen Woche unter Vermittlung Ägyptens auf den Austausch verständigt. Mit diesem Austausch bezahlt Israel den bisher höchsten Preis für einen seiner Soldaten. Im Mai 1985 hatte Israel 1.150 Palästinenser gegen drei Soldaten ausgetauscht.
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