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Eruptive Uraufführung in München

Die Folgen des Eyjafjallajökull-Ausbruchs im Vorjahr haben es mittlerweile sogar auf die Bretter des Theaters geschafft. In München wurde diese Woche jedenfalls das „Eyjafjallajökull-Tam-Tam“ uraufgeführt - sozusagen als eruptive Ergänzung des Einstandes des Österreichers Martin Kusej am Münchner Residenztheater.

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„Eyjafjallajökull-Tam-Tam“ ist alles andere als ein klassisches Bühnenstück und kommt eher als eine Form des Improvisationstheaters daher.

Eine Bühne gab es nicht bei der Uraufführung im Marstall vergangenen Sonntag; keine räumliche Trennung zwischen Schauspielern und Publikum. An ihre Stelle tritt der Nachbau einer Flughafen-Wartehalle (Bühne: Alain Rappaport), riesige Bildschirme und Schauspieler, die das Publikum zur Requisite machen. Wer es nicht ins Theater schafft, kann Episoden des Stückes online verfolgen.

Passend zum Thema ging es ziemlich chaotisch zu. Die Aschewolke macht die Reisenden zu Gefangenen auf dem Flughafen. An allen Ecken und Enden entwickeln sich leise Gespräche oder lautstarke Streitereien - bis die Situation komplett außer Kontrolle gerät.

Stehen anfangs alle Zuschauer und Schauspieler Seite an Seite noch brav an zur Ticketkontrolle, geht schließlich die Anarchie um.

Etwas ratlose Gesichter

Spätestens als ein blutüberströmter, nackter Mann in die Flughafenhalle rennt und die großen Bildschirme Verfolgungsszenen im Wald zeigen, die, so sah es Britta Schultejans von der dpa, dem Horrorfilm „Blair Witch Project“ entsprungen sein könnten, sind die geordneten und durchgeplanten Flughafen-Abläufe endgültig passe. Auf den Gesichtern einiger Zuschauer macht sich Ratlosigkeit breit.

„Diese Katastrophe war ja keine. Sie kam ja nur uns Deppen so vor, weil wir plötzlich keine Flüge mehr hatten“, sagte der neue Intendant Martin Kusej kurz vor der Uraufführung. „Der Autor hat eine Situation gesucht, in der er möglichst viele Menschen bannen kann. Er hatte eben die Vorgabe, ein Stück zu schreiben, in dem alle Schauspieler mitspielen können.“

Das Schauspielerteam stellt sich vor

Und so verfolgt „Eyjafjallajökull-Tam-Tam“ aus der Feder von Helmut Krausser unter der Regie von Robert Lehniger vor allem ein Ziel: Alle 55 Schauspieler von Kusejs neuem Ensemble - darunter Eva Mattes, Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek, Juliane Köhler und Tobias Moretti - sollen mitspielen und sich ihrem Publikum vorstellen. Und dabei mutet das neue Team dem - an die Zuschauerrolle statt an eigene Beteiligung gewohnten - Publikum schon einiges zu.

Genau das aber hatte Kusej angekündigt, als er die Intendanz von Dieter Dorn übernahm. Mit liebgewonnenen Gewohnheiten aufräumen ist sein Ziel. Einen kleinen Vorgeschmack darauf haben die ersten vier Premieren seiner Intendanz gegeben - zumindest zum Teil.

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