„Wir sind die 99 Prozent“
Nach dem Vorbild der US-Protestbewegung „Occupy Wall Street“ sind am Samstag weltweit Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ihrem Ärger über Exzesse des Kapitalismus und die ihrer Ansicht nach zu große Macht der Banken Luft zu machen. Demonstrationen gab es von Australien bis Österreich. Weltweit wurde in über 950 Städten zu Kundgebungen aufgerufen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
In der größten Stadt Neuseelands, Auckland, versammelten sich Hunderte auf den Straßen, um gemeinsam zur Hauptkundgebung mit rund 3.000 Teilnehmern zu ziehen. Etwa 200 Demonstranten kamen in der Hauptstadt Wellington zusammen. Im australischen Sydney protestierten rund 2.000 Menschen - darunter zahlreiche Aborogines - nach dem Vorbild der Anti-Wall-Street-Bewegung in New York vor dem Gebäude der australischen Notenbank.
Auch im japanischen Tokio und der philippinischen Hauptstadt Manila beteiligten sich Menschen an dem weltweiten Aktionstag. In der Hauptstadt Südkoreas, Seoul, versammelten sich Aktivisten vor dem Hauptquartier der Finanzüberwachungsbehörde. Sie riefen nach US-Vorbild „besetzt den Finanzdistrikt“ und „wir sind die 99 Prozent“.
„Wir sind Menschen, keine Waren“
In Europa begannen die meisten der Protestkundgebungen zu Mittag bzw. am frühen Nachmittag, so auch in Wien. Dort versammelten sich Demonstranten auf dem Heldenplatz. „Echte Demokratie jetzt“ und „wir sind Menschen, keine Waren“ war auf ihren Transparenten zu lesen - mehr dazu in wien.ORF.at.
Auch in Innsbruck, Salzburg und Graz waren Aktionen geplant - mehr dazu in salzburg.ORF.at und steiermark.ORF.at.
Massenkundgebung in Rom
Die meisten Demonstranten - mehrere zehntausend bis zum frühen Nachmittag - hatten sich in Rom auf und um die Piazza della Repubblica versammelt. Die Protestkundgebung wandte sich dort auch gegen die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi und deren Sparpolitik. Aus Sorge vor Krawallen wurden schärfste Sicherheitsvorkehrungen ergriffen. 2.000 Polizisten wurden unter anderem zum Schutz von Banken und anderen Institutionen eingesetzt. Vier U-Bahn-Stationen wurden gesperrt.
Demonstrationszug zur EZB-Zentrale
Im deutschen Frankfurt am Main versammelten sich rund 5.000 Finanzmarktkritiker mit Plakatparolen wie „Ihr spekuliert mit unserem Leben“ oder „Ihr verzockt unsere Zukunft“. Ziel des Demonstrationszugs war dort der Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB). Weitere größere Demonstrationen gab es in den deutschen Städten Berlin, Köln, München, Hamburg, Hannover und Stuttgart. In Zürich besetzten einige hundert Personen den Paradeplatz im Finanzviertel. Zu den befürchteten Ausschreitungen kam es zunächst nicht.
Vorbild „Occupy Wall Street“
Die Proteste orientieren sich am Vorbild der „Occupy Wall Street“-Bewegung in New York, die seit Mitte September gegen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Mittelschicht und die ärmere Bevölkerung demonstriert. Die Teilnehmer beschreiben sich als die „99 Prozent“ - im Gegensatz zu dem reichsten Prozent der US-Bevölkerung, von dem sie sich hintergangen fühlen. Bei den Protesten kam es bereits mehrfach zu Festnahmen. Erst in der Nacht auf Samstag schritt die Polizei in New York und Denver (Bundesstaat Colorado) ein und nahm rund 50 Aktivisten fest.
In Österreich werden die Proteste unter anderem vom globalisierungskritischen Netzwerk ATTAC getragen. Wie dessen Sprecher David Walch sagte, besteht die Bewegung „aus vielen Menschen, die sich selbstständig organisieren“. Für Österreich erwartete ATTAC allerdings keine Massenproteste, weil die Krise noch nicht die gleichen sozialen Dimensionen wie in Spanien oder Griechenland erreicht habe.
Links: