Ausblick negativ
Nach der Ratingagentur Fitch hat auch Standard & Poor’s (S&P) die Kreditwürdigkeit von Spanien herabgestuft. Beide Agenturen bewerten das Land nun mit „AA-“, also einer nur noch guten Bonität. Bei S&P besaß die viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone vorher ein leicht besseres „AA“. Fitch und S&P schlossen eine weitere Herabstufung nicht aus und setzten den Ausblick auf negativ.
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Die Herabstufung von Donnerstagabend erhöht den Druck auf Spanien. Denn je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto höhere Zinsen werden für die Aufnahme neuer Schulden fällig. „Wir sehen gestiegene Risiken für Spaniens Wachstumsperspektiven aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, der angespannteren finanziellen Bedingungen, des immer noch hohen Niveaus der Verschuldung im privaten Sektor und eines wahrscheinlichen wirtschaftlichen Abschwungs bei Spaniens wichtigsten Handelspartnern“, begründete S&P in London den Schritt. Als weitere Gefahr nannten die Experten die absehbare Abkühlung der Konjunktur.
„Trotz der Anzeichen für eine gewisse Widerstandsfähigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung 2011 sehen wir wachsende Risiken für das Wachstum Spaniens“, hieß es in der Erklärung. Die Arbeitsmarktreform der Regierung sei noch nicht abgeschlossen, und die spanische Finanzbranche werde durch den wachsenden Umfang an „problematischen Vermögenswerten“ geschwächt, erklärte die Agentur.
Zahlreiche Großbanken im Visier
Besonders Spaniens Banken werden in immer größere Schwierigkeiten geraten, fürchtet S&P. Erst am Dienstag hatte die Ratingagentur die Bonität von zehn Instituten des Landes gesenkt, darunter die beiden Branchenriesen Banco Santander und BBVA. Auch sie haben nun ein „AA-“. S&P stellte sogar die nächste Herabstufung des Landes in Aussicht.
Auch Italien war zuletzt unter Beschuss der drei großen Ratingagenturen geraten, zu denen noch Moody’s zählt. Damit wächst der Druck auf die Euro-Zone, zügig eine umfassende Lösung für die Schuldenkrise vorzulegen. Am Donnerstagabend holte Fitch zum Rundumschlag in der Bankenbranche aus. Die Agentur überprüft mehrere Großbanken auf eine mögliche Herabstufung.
Zu den Geldhäusern, die auf der Beobachtungsliste mit einem negativen Vorzeichen stünden, gehörten neben der Deutschen Bank die US-Kreditinstitute Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs. In Europa würden die „Viability Ratings“ und langfristige Emittentenratings von Barclays Bank, BNP Paribas, Credit Suisse und Societe Generale auf eine Abwertung hin geprüft.
Rückschlag für Euro
Die wachsenden Zweifel an der Finanzkraft Spaniens versetzten dem Euro in Fernost am Freitag einen Rückschlag. Die Gemeinschaftswährung wurde mit 1,3741 Dollar gehandelt. Der Euro blieb damit dennoch auf Kurs für das größte Plus binnen einer Woche seit Jänner. Seit Montag hatte er insgesamt um 2,5 Prozent zugelegt.
„Der Euro hatte einen ziemlich guten Lauf in der Woche“, sagte Greg Gibbs von RBS. Vor dem Euro-Gipfel zur Lösung der Schuldenkrise am 23. Oktober bauten sich spürbar Erwartungen unter den Händlern auf. Am Freitag treffen sich zudem die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industriestaaten und Schwellenländer (G-20), um ihre Politik abzustimmen. Von dem Treffen wurden in Asien keine marktbewegenden Nachrichten erwartet.
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