Kapitän in Haft
Die neuseeländischen Behörden kämpfen nach der Havarie des Frachters „Rena“ weiter auf Hochtouren gegen die möglicherweise größte Umweltkatastrophe des Landes. „Oberste Priorität“ hat nach wie vor das Abpumpen des Treibstoffs. Während es hier seit Donnerstag eine erste Entwarnung gibt, wurde bestätigt, dass die „Rena“ auch Container mit Gefahrengut geladen hat.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Wie die zuständige Schifffahrtsbehörde (Maritime New Zealand, MNZ) mitteilte, sind von den rund 1.380 Containern schon Dutzende ins Meer gekippt. Darunter befindet sich zumindest ein mit potenziell gefährlicher Fracht beladener Container, der nun Anlass zu neuer Sorge gibt.

APA/EPA/Mark Alen
Knapp 90 Container der „Rena“ fielen bereits ins Meer
Allerdings droht laut MNZ keine unmittelbare Gesundheitsgefahr von den insgesamt elf mit Alkylsulfonsäuren beladenen „Rena“-Containern. Einsatzleiter Bruce Anderson betonte laut Radio New Zealand, dass eine Spezialfirma mit der Bergung der verlorenen Fracht beauftragt worden sei. Die „Rena“ habe den Angaben zufolge bisher 88 Container verloren. 48 davon seien leer, die restlichen unter anderem mit Milchpulver, Holz und Pelzen beladen.
Bergungsteam wieder an Bord
Nach einer zweitägigen Unterbrechung wegen eines heftigen Sturms konnte am Donnerstag wieder ein Bergungsteam an Bord des Containerschiffs gehen. Die drei Experten erklärten den Frachter nach einer fünfstündigen Inspektion für stabil genug, um einen neuen Anlauf zu starten, die verbleibenden 1.300 Tonnen Schweröl aus den Treibstofftanks abzupumpen. Der vorherige Versuch hatte wegen rauer See abgebrochen werden müssen. Das 236 Meter lange Schiff droht laut MNZ wegen mehrerer Risse im Rumpf allerdings weiter auseinanderzubrechen.

Reuters/Maritime New Zealand
Helfer im Einsatz gegen die Ölpest
Rund 350 Tonnen des giftigen Öls sind bereits in den Südpazifik ausgelaufen. An der Küste wurden die Strände auf einer Länge von rund 30 Kilometern gesperrt, nachdem dort größere Mengen Öl angetrieben worden waren. Mindestens 500 Seevögel verendeten, darunter auch Zwergpinguine. Die zuständige Gesundheitsbehörde warnte vor dem Verzehr von aus der Unglücksregion stammenden Schalentieren und Fischen.
Naturparadies Plenty-Bucht
Das Unglücksgebiet vor der Bay of Plenty ist ein Paradies für Seevögel, Delfine und Wale. Die Badestrände sind auch bei Touristen sehr beliebt.
500 Helfer in weißen Overalls waren am Donnerstag bei der Reinigung im Einsatz. Insgesamt wurden etwa 1.500 Freiwillige in Schnellkursen auf die Säuberung der Strände vorbereitet. Geht es nach MNZ-Kommandant Nick Quinn, werde die Verschmutzung „in den kommenden Tagen deutlich zunehmen“.
„Unnötige Gefahr“
Die in Liberia registrierte „Rena“ war am Mittwoch vergangener Woche auf ein Riff 20 Kilometer vor der Küste aufgelaufen und leckgeschlagen. Der aus den Philippinen stammende Kapitän und sein Navigationsoffizier wurden inzwischen wegen fahrlässiger Schiffsführung angeklagt. Nach Ansicht der Ermittler sollen die seit Mittwoch Inhaftierten „unnötige Gefahren und Risiken“ eingegangen sein und könnten nun für die Havarie zur Verantwortung gezogen werden. Bei einem Schuldspruch drohen ihnen neben einer hohen Geldstrafe bis zu zwölf Monate Haft.
Links: