Von Amann bis Zeppl-Sperl
„‚Was mich erregt, sammle ich‘, hat mein Vater immer gesagt“, begründete Diethard Leopold bei einer Pressekonferenz den Titel der neuen Ausstellung im Leopold Museum in Wien - „The Excitement Continues“. „Das klingt auf Englisch aber besser, als wenn man sagt: ‚Die Erregung setzt sich fort.‘“
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Zu sehen sind Werke aus der Sammlung II, also Ankäufe, die der Kunstsammler Rudolf Leopold von der Einbringung seiner ersten Sammlung in die Leopold Museum Privatstiftung 1994 bis zu seinem Tod 2010 zusammengetragen hat. Es sei gewissermaßen eine „geheimnisvolle“ Sammlung, so Managing Director Peter Weinhäupl.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit
Denn die aus rund 6.000 Objekten bestehende Sammlung ist längst nicht zur Gänze gesichtet und katalogisiert. Fest steht jedenfalls, dass Leopolds Auswahl der Werke stark subjektive Züge trägt und damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder konkrete Schwerpunkte erhebt. Viele Künstler, die zu den Hauptvertretern ihrer Zeit zählen, sind nicht in der Sammlung vertreten, in der sich hingegen auch Werke von damaligen Studenten und ganz jungen Künstlern finden.

Leopold Museum/APA-Fotoservice/Bargad
Grobe Wände aus Paletten unterteilen die Ausstellungsräume
Für „The Excitement Continues“ habe man versucht, aus der Überfülle des Fundusangebots „thematische und stilistische Schwerpunkte“ zu filtern, so Franz Smola, der gemeinsam mit Diethard Leopold die Ausstellung kuratiert hat. Anders als der Aufbau des Katalogs orientiert sich die Hängung der Werke in der Ausstellung nicht an kunstgeschichtlichen Kriterien, sondern vielmehr an Farben, Themen und Motiven. Es sei der Versuch, den Sammlerblick Leopolds wiederzugeben, so Kurator Franz Smola.
Sammlung „in Schwebe“
Das Diskurshafte und noch nicht Abgeschlossene der Sammlung II soll auch durch die prägnante Ausstellungsarchitektur hervorgehoben werden. Die von Laurids Ortner gestalteten Räume sind im Wesentlichen beherrscht von hohen Palettentürmen aus Holz, die mit ihrer rauen Oberfläche und dem typischen Holzgeruch an ein Atelier oder Depot erinnern sollen, wie Ortner bei der Pressekonferenz zur Ausstellung erklärte. Für ihn sei die Sammlung heterogen und befinde sich in Schwebe.

Leopold Museum/APA-Fotoservice/Bargad
Schon im Foyer werden die Ausstellungsbesucher von „schwebenden“ Werken empfangen
Hauptsächlich österreichische Künstler
So trifft der Besucher auf eine in jeder Hinsicht bunte Auswahl, die zwischen Alex Amann und Robert Zeppl-Sperl kaum etwas auszulassen scheint. Zwar liegt der Schwerpunkt auf österreichischer Kunst, doch vor allem im Bereich der abstrakten Kunst finden sich auch Werke internationaler Größen wie Mario Merz, Anja Decker, Umberto Mastroianni und Bernar Vernet.
Ausstellungshinweis
„The Excitement Continues“, bis 30. Jänner, Leopold Museum im MuseumsQuartier Wien, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr, dienstags geschlossen. Zur Ausstellung ist ein Katalog (336 Seiten, 29,90 Euro) erschienen.
Es ist ein sehr kulinarischer Parforceritt durch 30 Jahre Kunstgeschehen, der (nicht nur wegen dreier Kunstwerke von Tochter Gerda Leopold) mehr über den Sammler als über die Künstler erzählt.
Der Sammler am Anfang und am Ende
Weswegen es logisch erscheint, dass Rudolf Leopold am Anfang und am Ende der bis 30. Jänner laufenden Schau steht: Das von Peter Weinhäupl vor ein paar Jahren ersteigerte und nun als Leihgabe zur Verfügung gestellte Auto des Sammlers, das von Klaus Pobitzer in ein Kunstwerk verwandelt wurde, empfängt am Eingang, am Ende entlässt ein überlebensgroßes Leopold-Porträt Pobitzers die Ausstellungsbesucher. Privat oder nicht: Rudolf Leopold wacht noch immer unübersehbar über seine Sammlung.
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