Ehrung zum 80. Geburtstag
Fünf Jahrzehnte des künstlerischen Schaffens von Gerhard Richter stellt die Tate Modern in London in einer großen Retrospektive vor. Die Ausstellung mit dem Titel „Gerhard Richter: Panorama“ will die Eckpunkte in der Entwicklung und der „bemerkenswerten Karriere“ Richters aus Anlass seines 80. Geburtstags im Februar 2012 nachvollziehen.
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Richter, so die Tate, habe über 50 Jahre die Rolle des Künstlers in der modernen Welt hinterfragt und damit die Malerei an sich mit neuem Leben erfüllt. Der Tate geht es nach Angaben von Direktor Nicholas Serota und dem Hauptkurator, Mark Godfrey, darum, die Vielfalt der Ideen und Techniken Richters zu beleuchten.
Beginnend mit den auf Fotografien basierenden realistischen Gemälden der 60er Jahre, beleuchtet die Tate das Werk Richters bis hin zur abstrakten Malerei, den Gemälden zur Baader-Meinhof-Gruppe aus den 80er Jahren und den großen Glasskulpturen des letzten Jahrzehnts.
Kontrast zwischen „Wichtigem und dem Banalen“
Mit seinen vielfältigen Techniken und Kunstformen sei es Richter gelungen, den Kontrast zwischen dem „Wichtigem und dem Banalen“ zu betonen und eine Verbindung zwischen abstrakter und figurativer Kunst herzustellen. „Die Herausforderung besteht darin, dass es keine zentrale oder singuläre Interpretation gibt“, sagt Tate-Direktor Nicholas Serota über das Werk Richters.
Die markanten Eckpunkte seiner „bemerkenswerten Karriere“ stellt die Tate in chronologischer Anordnung in 13 Ausstellungsräumen vor. Startpunkt sind die auf Fotografien beruhenden realistischen Schwarz-Weiß-Gemälde der 60er Jahre, darunter „Bomber“, „Tante Marianne“ und „Rudi“, der Onkel in Wehrmachtsuniform. Godfrey würdigt Richter als einen der ersten deutschen Nachkriegskünstler, die einen „Zusammenhang zwischen Familie und Vergangenheit“ hergestellt haben.

Reuters/Luke MacGregor
Werke aus der Serie „Cage 1-6“
Über die „grauen“ Bilder - laut Richter „die einzige Farbe, in der sich das Elend des Lebens darstellen lässt“ - führt die Ausstellung in die Farbexplosionen der großen abstrakten Gemälde, darunter „Gelbgrün“ und „Chinon“ aus dem Centre Pompidou in Paris. Der erste von Richter genutzte Spiegel aus der Kunsthalle Düsseldorf sowie riesige Glasskulpturen und ein Porträt seiner Tochter „Betty“ sorgen für Kontraste.
Auseinandersetzung mit der Geschichte
Die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist dabei laut Tate allgegenwärtig. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist Richters Gemälde „September“ über die Terroranschläge in New York am 11. September 2001. Das Gemälde aus dem New Yorker Museum für Moderne Kunst (MoMA) ist erstmals in Großbritannien zu sehen. Die Retrospektive entstand in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin und dem Centre Pompidou in Paris.

Gerhard Richter 2011
Gerhard Richters 9/11-Werk „September“
Richter findet Biopic über sich selbst „okay“
Auch ein Kinofilm über den Künstler - „Gerhard Richter Painting“ - ist seit September zu sehen. Richter selbst fand den Film über sich „okay“ - obwohl der Streifen für ihn „keine Überraschungen“ bringe, sagte der scheue Künstler bei der Pressevorstellung der Retrospektive in London. „Ich fand es überraschend, dass es überhaupt möglich war, sich diesen Film anzuschauen. Er war nicht besonders ...“, sagte Richter. Erstaunliche Erkenntnisse habe ihm der Film von Corinna Belz nicht gebracht: „Nein, ich kenne mich selbst.“
Richter äußerte sich auch zu der Frage, was ihn gegenwärtig für seine Arbeit inspiriere: „Ich weiß es nicht. Es gibt so viele Dinge im Moment - immerzu, alles. Das ist zu kompliziert. Sorry.“ In der Tate, die für ihre Dauerausstellungen mit freiem Eintritt wirbt, äußerte er sich kritisch über kostenfreie Museumsbesuche. „Ich bin nicht sicher, ob das so eine gute Sache ist.“
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