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Ein Computervirus soll nach Einschätzung von Experten die unbemannten Flugkörper im Krieg gegen den Terrorismus befallen haben. Wie der Internetblog „Danger Room“ des Computermagazins „Wired“ am Freitag meldete, soll das Virus die Cockpits der Predator- und Reaper-Drohnen befallen haben, mit denen der US-Geheimdienst CIA Einsätze in Afghanistan, Pakistan und im Jemen fliegt.

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Sämtliche Befehlseingaben von den Bodenstationen der unbemannten Waffen könnten durch das Virus aufgezeichnet werden, meldete auch der TV-Sender MSNBC. Das Virus sei hartnäckig und bösartig, berichten anonyme Quellen. „Wir versuchen, es auszuschalten, aber es kommt immer wieder zurück“, zitiert der Blog einen Informanten. Die Militär-Netzwerkspezialisten sind sich demnach noch nicht sicher, ob das Virus absichtlich oder zufällig den Weg in das System gefunden hat.

Offizier wies Berichte als „übertrieben“ zurück

Ein ranghoher Offizier der US-Luftwaffe wies den „Wired“-Bericht im Sender Fox News als „maßlos übertrieben“ zurück. „Die Flugzeuge waren nie in Gefahr, verrückt zu spielen.“ Der Virus habe die Einsätze in keiner Weise beeinträchtigt. Die Computernetze der Air Force seien gut geschützt. Der Virus gelangte demnach bei der Übertragung von Daten über externe Festplatten in das System.

US-Drohne Predator im Irak

AP/Maya Alleruzzo

Drohnen wie die MQ-4 Predator waren schon im Irak-Krieg im Einsatz

Kriegsführung per Joystick und Monitor

Drohnen spielen in den Kriegen der USA eine immer größere Rolle, um etwa Terrorverdächtige zu attackieren und Aufklärungsflüge zu machen. Piloten steuern den unbemannten Flugkörper per Joystick und Monitor, ähnlich einem Videospiel. Sie sitzen zwar in einem Cockpit, doch befindet sich dieses weit weg von den Zielen, die sie anvisieren. Statt im Flugzeug befindet sich der „Operator“ in einem Container auf einem von vier Luftstützpunkten in den USA. Das ist auch der große Vorteil von Drohnen: Es gibt keine Verluste in den eigenen Reihen.

Mythos „sauberer Krieg“

Die Militärs müssen sich selbst nicht „die Finger schmutzig machen“, sie müssen nicht physisch im Kriegsgebiet anwesend sein. Experten sprechen deshalb von einer Illusion und warnen vor dem „Mythos des sauberen Krieges“. Der Mensch als Fehlerquelle bleibt jedoch. So kann zum Beispiel die räumliche Distanz des Piloten zu seinem Kampfziel laut dem US-Kriegsexperten Peter Singer die Gefahr bergen, „sich nicht zurückhalten zu können“, erklärte er in einem Interview mit dem deutschen Magazin „Spiegel“.

Drohnen sind aber nicht nur genauer und „sauberer“ als andere Waffen, sie sind auch billiger als beispielsweise Kampfjets. Und das, obwohl ein einziges Drohnensystem aus vier Fluggeräten, einer Bodenstation, einem Satellitenlink und Wartungscrews am Abschussort - um die Drohnen rund um die Uhr betriebsbereit zu halten - besteht. Je nach Einsatzgebiet und Ausstattung können Drohnen Raketen und andere Nutzlasten tragen.

Geheime US-Drohnenlager

Zum tödlichen Einsatz kamen die unbemannten US-Flugzeuge bisher in mindestens sechs Ländern: Afghanistan, Irak, Libyen, Pakistan, Somalia und Jemen. Erst Ende September berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf US-Beamte, dass die Regierung geheime Lager für Drohnen am Horn von Afrika und der Arabischen Halbinsel zur Terrorismusbekämpfung betreibt. Die Stützpunkte für die unbemannten Flugkörper seien Teil einer aggressiven Kampagne, um mit Al-Kaida verbundene Terrorgruppen in Somalia und Jemen anzugreifen.

Eines der Drohnenlager werde in Äthiopien eingerichtet. Einen Teil des Landes kontrolliert die radikal-islamische Al-Shabaab-Miliz aus Somalia. Ein anderer Stützpunkt wird nach Angaben der „Washington Post“ im ostafrikanischen Inselstaat Seychellen im Indischen Ozean errichtet. Dort soll eine kleine Flotte von Killerdrohnen diesen Monat eine Testmission für Einsätze in Somalia abgeschlossen haben. Die unbemannten Luftkörper sollen Anti-Terror-Operationen in Somalia durchführen, schreibt die Zeitung und zitiert vertrauliche diplomatische Berichte der Enthüllungsplattform WikiLeaks.

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