Wettlauf mit der Zeit
Die Havarie eines Frachters vor Neuseeland hat Ängste vor der größten Umweltkatastrophe seit Jahrzehnten geweckt. Es wird befürchtet, dass das Schiff auseinanderbricht. Experten versuchen, eine große Ölpest abzuwenden. Betroffen sind unter anderem Wale, Delfine, Seelöwen und Pinguine, warnten Umweltschützer am Freitag.
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Der Treibstoffaustritt sei „einstweilen“ gestoppt, teilte die staatliche Schifffahrts- und Meeresschutzbehörde (MNZ) am Samstag mit. Der Ölteppich, der sich an dem 236 Meter langen Schiff gebildet hatte, sei mittlerweile sehr dünn, erklärte Einsatzleiter Rob Service. Daher werde man auf den weiteren Einsatz ölzersetzender Chemikalien vorerst verzichten.
Es wurden zwei Rettungszentren eingerichtet, deren Teams Strände und Inseln der Bucht Plenty nach mit Öl verschmutzten Tieren absuchen. Die Marine hält 500 Soldaten bereit. In der Bucht war das unter liberianischer Flagge fahrende Containerschiff „Rena“ am Mittwoch gegen ein Riff gestoßen. Das Schiff ist den Angaben zufolge 32 Jahre alt, 236 Meter lang, schwer beschädigt und hat 1.700 Tonnen Schweröl an Bord.

APA/Martin Hirsch
Plenty ist eine der Touristenattraktionen Neuseelands
Schiff könnte auseinanderbrechen
In der Nähe des havarierten Schiffes vor der Nordinsel des Landes wurden bereits ein fünf Kilometer langer Ölfilm sowie mehrere tote Vögel entdeckt - darunter auch verölte Pinguine. Experten der Tierschutzorganisation Forest and Bird prognostizieren eine besondere Gefahr für Seevögel. Derzeit sei Brutzeit, einige Tiere seien bereits geschlüpft.
Umweltminister Nick Smith sagte laut Medienberichten, das Schiffsunglück habe „das Potenzial, die größte Umweltkatastrophe seit Jahrzehnten“ zu werden. Nach Angaben von Verkehrsminister Steven Joyce begann ein Bergungsteam, Öl aus dem Schiff zu pumpen. Trotzdem verschlimmere sich die Situation. „Das Schiff könnte auseinanderbrechen und sinken“, sagte Joyce der Zeitung „New Zealand Herald“. Der Frachter hat eine Schlagseite von etwa 14 Grad.
„Die Operation ist kompliziert, das wird länger als nur ein paar Tage dauern“, sagte der Einsatzleiter Service. Es sei zudem unvermeidbar, dass einiges Öl ans Ufer gelange. „Wir sind auf eine große Reinigungsaktion vorbereitet.“ Meteorologen sagten für den Beginn der kommenden Woche schlechteres Wetter voraus. Damit verbundene hohe Wellen könnten die Gefahr eines Auseinanderbrechens des Schiffes erhöhen.

APA/EPA/Bay of Plenty Regional Council
Pinguine gehören zu den Opfern der Ölpest
Sperrzone errichtet und Chemie versprüht
Da das Schweröl auch giftig für Menschen ist, wurde eine Sperrzone von einem Kilometer um das havarierte Schiff errichtet. Der Einsatz von chemischen Lösungsmitteln gegen das Öl war bisher ohne Erfolg. „Der Unfall zeigt, wie schwer es ist, mit Ölkatastrophen auf hoher See umzugehen“, hieß es seitens der Umweltschutzorganisation Greenpeace. „Auch ein langsamer und relativ zugänglicher Ölaustritt wie dieser hat Neuseelands Notfallkapazitäten ans Limit gebracht.“
Zugleich warnte Greenpeace vor der Verwendung von Chemikalien. „Das Problem ist, dass Lösungsmittel die Verschmutzung nicht beseitigen, sie bringen diese nur außer Sichtweite und fügen der Umwelt meist zusätzlichen Schaden zu“, sagte der neuseeländische Greenpeace-Sprecher Steve Abel. Die Umweltschutzorganisation WWF forderte, Schweröl als Schiffstreibstoff zu verbieten. Schweröl sei „eine besonders zähe Masse und besonders giftig“, sagte Pressesprecher Jörn Ehlers. Es gelange „über Kleinstlebewesen in die Nahrungskette“.
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