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Wenig Neues aus Cupertino

Statt mit neuer Hardware will Apple nun offenbar vor allem mit Software auf seinem iPhone punkten und bringt statt dem eigentlich erwarteten iPhone 5 das 4S auf den Markt. Es ist schneller, sieht aber genauso aus wie sein Vorgänger. Die Apple-Aktie gab nach der Präsentation nach.

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Das iPhone 4S ist eine rein technisch überarbeitete Version der aktuellen Generation. Es hat wie das iPad 2 den Dual-Core-Chip A5 spendiert bekommen, der auch für schnellere Grafik sorgen soll. Die stark verbesserte Kamera mit neuer Linse und neuem Sensor macht Bilder mit acht Megapixel und Videos in 1.080p, die Antennentechnik wurde runderneuert.

Das Smartphone unterstützt nun Downloads mit bis zu 14,4 MBit/s und ist sowohl in GSM- als auch CDMA-Netzen nutzbar. Das 4S soll in den USA am 14. Oktober auf den Markt kommen und kostet in der 16-GB-Version 199 Dollar (151 Euro). Es wird neben dem iPhone 4 und dem 3GS angeboten werden. In Österreich wird das iPhone 4S am 28. Oktober auf den Markt kommen, Preise sind noch nicht bekannt.

Fokus auf die inneren Werte

Im Fokus der Präsentation stand am Dienstag vor allem die Software für Apples Smartphone. Ein neuer „persönlicher Assistent“ namens Siri, der mit Stimmbefehlen gesteuert wird, soll dem Nutzer in Zukunft zur Hand gehen. Apple nutzt dabei eine Entwicklung der übernommenen Start-up-Firma Siri zur Sprachsteuerung. Siri ist vorerst nur auf dem 4S als Beta verfügbar.

Apple-Manager Phil Schiller demonstrierte die Funktion auf der Bühne. Auf die Frage nach der aktuellen Wettervorhersage zeigte das Gerät das lokale Wetter für San Francisco an. Sagt man dem Telefon „Wecke mich um 6.00 Uhr“, stellt es automatisch einen Wecker. Ebenso soll der Assistent etwa nach Restaurants und Routen zum vorgegebenen Ziel suchen, beim Schreiben von E-Mails oder beim Planen der Termine helfen. Auf Basis einer Zusammenarbeit mit dem Onlinedienst Wolfram Alpha soll Siri auch komplexe Rechenaufgaben lösen können. Siri versteht zunächst Englisch, Deutsch und Französisch.

IOS 5 kommt am 12. Oktober

Abgesehen von ebenfalls leichten Updates für den iPod nano (neue Oberfläche) und den iPod Touch (neue Farbe) drehte sich ein großer Teil der über eineinhalb Stunden dauernden Präsentation um die Neuerungen im kommenden Betriebssystem iOS 5 - die aber alle schon seit Apples Entwicklerkonferenz WWDC im Juni bekannt waren.

IOS 5 kommt am 12. Oktober für iPhone 4, 3GS, iPod Touch und iPad heraus und bringt unter anderem ein neues Benachrichtigungssystem für Aktualisierungen und Statusmeldungen, den Instant Messaging Service iMessage, starke Integration des Kurznachrichtendienstes Twitter und Tabbed Browsing im integrierten Browser Safari.

Neue App für echte Grußkarten

Ebenfalls am 12. Oktober startet der weltweit verfügbare Onlinespeicherdienst iCloud, mit dem Apple das Speichern und Synchronisieren von Daten wie Musik, Kontakten und Bildern zwischen verschiedenen Geräten radikal vereinfachen will. Die ersten fünf GB sind kostenlos, mehr Speicherplatz kostet. Der Musikdienst iTunes Match, der die Musikkollektion eines Nutzers aus dem Netz abrufbar macht, startet in den USA Ende Oktober. Auch iCloud und iTunes Match wurden im Juni noch von dem damaligen Apple-Chef Steve Jobs vorgestellt.

Neu waren zwei Apps von Apple: Find my Friends, mit der man den aktuellen Aufenthaltsort seiner Freunde sehen und seinen eigenen angeben kann. Außerdem bietet Apple nun einen Service zum Ausdruck und Versand von physischen Grußkarten an, die davor direkt auf dem iPhone bearbeitet werden können.

Bewährungsprobe für Neo-Chef Cook

Der Auftritt im Apple-Hauptquartier in Cupertino war die erste große Bewährungsprobe für den neuen Apple-Chef Tim Cook, der im August die Zügel von Gründer Steve Jobs übernommen hat. Die Vorstellung einzelner Neuerungen überließ Cook unter anderem Marketingchef Schiller, der schließlich das 4S präsentierte. Die Hoffnung, dass Jobs zumindest kurz bei der Präsentation auftauchen könnte, erfüllte sich nicht.

Zahlreiche Kommentatoren zeigten sich enttäuscht. „Es hat 16 Monate gedauert, und nun gibt es nur einen A5-Prozessor im bereits existierenden iPhone 4“, kritisierte Analyst Colin Gillis von BGC Partners. Eigentlich war erwartet worden, dass das jüngste iPhone wie die Konkurrenz den Nahfunk NFC mit sich bringen, wenn schon nicht die noch junge Technologie LTE. Die Aktie des Herstellers rutschte während der Vorstellung um bis zu fünf Prozent ab, erholte sich aber bis Börsenschluss wieder.

IPhone ist Apples Geldmaschine

Das iPhone ist Apples Geldmaschine und das meistverkaufte Smartphone eines einzelnen Herstellers. Experten sehen Apple auf Kurs, in diesem Jahr mehr als 80 Millionen iPhones zu verkaufen - und mehr als 100 Millionen 2012. Von den bisher verkauften iPhones ist jedes zweite laut Apple ein iPhone 4. Apple hat laut eigenen Angaben einen weltweiten Marktanteil von fünf Prozent.

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