Themenüberblick

Nachfrage nach billigen Geräten

Der Preis gilt bei der Anschaffung eines Tablets als wichtigstes Argument. Schließlich sind die flachen Geräte mehr Luxusobjekt als Gebrauchsgegenstand. Sie laden hauptsächlich zum Medienkonsum auf der Couch ein, während der produktive Output auf Tablets meist eher beschränkt ist, das zeigen jedenfalls aktuelle Nutzerstudien.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dass die Nachfrage nach einem günstigen Tablet da ist, bewiesen jüngst die Reaktionen auf den Abverkauf des TouchPad aus dem Hause Hewlett-Packard (HP). Nachdem der mittlerweile zurückgetretene Konzernchef Leo Apotheker im August verkündet hatte, den Tablet-PC nach nur sechs Wochen vom Markt zu nehmen, fand der Kleincomputer dank einer drastischen Preissenkung reißenden Absatz.

Vom Ladenhüter zum Verkaufsschlager

Das Gerät, das sich auf dem Markt gegen das iPad von Apple nicht durchsetzen konnte, war für nur noch 99 Dollar (69 Euro) zu haben und damit 300 beziehungsweise 400 Dollar billiger als vorher. Der Konzern entschloss sich schließlich dazu, noch eine letzte Runde zu produzieren, um alle Kundenwünsche zu erfüllen. Weltweit brachen Onlineshops unter dem Ansturm der Käufer zusammen.

Dass die Nachfrage nach Tablets auch hierzulande groß ist, bestätigen die Experten des Preisvergleichsportals Geizhals.at auf Anfrage von ORF.at: „Die Kategorie Tablet ist eine der beliebtesten, meistens an dritter oder vierter Stelle. Das Schlagwort iPad ist in unseren Suchtrends praktisch seit der Erscheinung in den Top Drei.“

Hoffen auf das Amazon Tablet

Derzeit liegen die Hoffnungen vieler Interessenten auf Amazon. Der US-Onlinehändler hat ein eigenes Gerät für 199 Dollar vorgestellt und zielt damit wie bei seinem E-Book-Reader Kindle auf die breite Masse. Mit dem Preis und vor allem dem breiten Angebot an Inhalten - neben Büchern auch Filme, TV-Shows, Musik und Android-Anwendungen wie Spiele - wird dem Amazon-Tablet derzeit die größte Chance eingeräumt, Apples Dominanz zu brechen.

IPad kostet 236 Euro - in Einzelteilen

Die Branchenexperten von Forrester Research trauen Amazon im vierten Quartal den Verkauf von fünf Millionen Geräten zu. Apple verkaufte allein im zweiten Quartal fast 9,3 Millionen iPads. Das iPad 2, das in Österreich je nach Konfiguration zwischen 479 und 799 Euro angeboten wird, kostet laut einer Erhebung des Marktforschers iSuppli in der Produktion 323 Dollar (236 Euro). Dieser Preis ergibt sich aus der Summe aller Einzelkomponenten. Entwicklung, Design und Produktion sind allerdings nicht eingerechnet.

Touch-Displays als größter Kostenpunkt

Der Löwenanteil entfällt mit 127 Dollar auf das berührungsempfindliche Display - das Herzstück eines jeden Tablets. Apple hätte in der Preisgestaltung offenbar noch Spielraum, um auf günstigere Konkurrenten zu reagieren, was bisher aber nicht nötig war.

„Auch die großen Markenhersteller orientieren sich noch immer sehr stark an Apple und eben auch an deren Preisstruktur. Zusätzlich kommt hinzu, dass sich die Apple-Konkurrenz dazu verleiten lässt, sehr viel Geld in Entwicklung und in neue Features zu stecken, dies muss dann über relativ hohe Preise zurückgeholt werden“, so die Einschätzung der Geizhals-Experten.

Für das iPad erwartet der Marktforscher iSuppli in diesem Jahr einen globalen Marktanteil von 74 Prozent. Das verbleibende Viertel entfällt zum überwiegenden Teil auf Android. Einen kleinen Rest teilen sich das Black-Berry-Tablet OS (QNX) - bisher verfügbar auf dem PlayBook - und Windows.

Auf der IFA nicht viel Neues

Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) präsentierte die Apple-Konkurrenz Anfang September, was sie in Sachen Tablet-Design in petto hat. Sony-Chef Howard Stringer kündigte an, „die Tablet-Welt auf ein völlig neues Niveau zu bringen“. Auf die Preisebene spielte er dabei aber wohl nicht an.

Bisher wollen nur wenige Hersteller bewusst das untere Preissegment ansprechen. Zu ihnen gehört der E-Reader-Spezialist PocketBook, der in Berlin das Zehn-Zoll-Tablet A10 vorstellte, das im November zu einem Preis von weniger als 300 Euro in den Handel kommen soll. Archos zeigte auf der IFA unter anderem ein Acht-Zoll-Tablet zum Preis von 249,99 Euro. Das angekündigte Medion-Tablet Lifetab P9514 war auf dem IFA-Stand des Herstellers noch nicht zu sehen.

„Es gibt durchaus schon einige günstige Tablet-Konkurrenten, jedoch zumeist von kleineren, eher unbekannten Herstellern“, heißt es von Geizhals. Kaufgrund sei hier zumeist aber wirklich nur der Preis.

Vorbild Nook

In Europa weniger bekannt ist, dass es in den USA bereits seit November 2010 ein auf den Einsatz als E-Reader optimiertes Android-Tablet mit Sieben-Zoll-Bildschirm zum Preis von 249 Dollar zu kaufen gibt, nämlich den Nook Color der Buchhandelskette Barnes & Noble. Auch hinter dem Nook Color steht ein komplettes Verkaufssystem für E-Publikationen und Android-Apps. Amazon setzt hier in der eigenen Branche - anders als bei Einführung des ersten Kindle - also keineswegs den Trend, es reagiert auch auf eine Herausforderung aus der eigenen Branche.

Immerhin konnte Barnes & Noble mittlerweile nach eigenen Angaben dank des Nook Color rund 25 Prozent des US-Markts für E-Reader erobern. Im August meldete das Unternehmen, seinen Umsatz im E-Reader-Bereich im Jahresvergleich um 140 Prozent auf 277 Millionen Dollar gesteigert zu haben.

Links: