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„Zurück in die Gefahrenzone“

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vergangene Woche vor einer neuen Bankenkrise in Europa gewarnt. Die Euro-Krise schlage bei den europäischen Banken mit einer Lücke von 300 Mrd. Euro zu Buche. Das Finanzsystem sei „zurück in die Gefahrenzone“ befördert worden. Nun schlug EU-Währungskommissar Olli Rehn in dieselbe Kerbe.

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„Die derzeitige Krise ist eine ernsthafte Kombination aus einer Staatsschuldenkrise und Schwächen im Bankenbereich. Wir können das eine nicht ohne das andere lösen - wir müssen beides lösen“, sagte Rehn gegenüber der deutschen „Welt“ (Montag-Ausgabe). Nötig sei „eine stärkere Rekapitalisierung der Banken, um das Risiko einer Kreditklemme zu reduzieren und damit eine weitere Eintrübung der Konjunktur, wie sich gerade in Europa und in den USA zeigt, zu verhindern“.

Der Währungskommissar kündigte an, dass sich die EU-Finanzminister bei ihrem nächsten Treffen in Luxemburg in einer Woche mit einem gemeinsamen europäischen Plan zur besseren Kapitalausstattung der Banken beschäftigen werden. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich beunruhigt über die Lage der Banken.

Zugang zu privaten Kapitalquellen verloren

Einige Banken hätten bereits den Zugang zu privaten Kapitalquellen verloren, der Druck auf die Geldhäuser steige, analysierte der IWF. Dadurch erhöhe sich das Risiko neuer Kreditengpässe und Belastungen der Konjunktur. „Das muss vermieden werden“, sagte der Chef der IWF-Kapitalmarktabteilung, Jose Vinals.

Nur kurz zuvor hatte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia erklärt, dass noch mehr europäische Banken frisches Geld benötigen. Die Lücke gehe über die neun Geldhäuser hinaus, die bei den europaweiten „Stresstests“ im Juli durchgefallen waren und nun ihr Eigenkapital aufstocken müssen.

Situation wie nach Lehman-Kollaps

Die Banken stellen sich jedenfalls bei der Rettung Griechenlands auf weitere Kosten ein. „Ich glaube nicht, dass die Banken in Bezug auf Griechenland um weitere Belastungen herumkommen“, sagte der Präsident des deutschen Bankenverbands, Andreas Schmitz, gegenüber Reuters. Die Stimmen für eine stärkere Beteiligung der Banken an dem zweiten, rund 100 Mrd. Euro umfassenden Hilfspaket für Griechenland mehren sich.

Bankenexperte Gerhard Hofmann vergleicht die Stimmung mit jener nach dem Kollaps des US-Instituts Lehman Brothers 2008. Die systemischen Risiken seien ähnlich einzuschätzen. Damals verschärfte sich die Krise zusätzlich, weil sich die Banken untereinander kein Geld mehr liehen.

Banken wehren sich gegen Änderungen

Umso mehr warnen die Banken vor einer stärkeren Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Rettung über die bisherige Vereinbarung hinaus. Der Beschluss zum freiwilligen Anleiheumtausch könne nicht wieder aufgeschnürt werden. Zuvor hatte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) angedeutet, dass Änderungen des Ende Juli beschlossenen zweiten Hilfspakets nicht ausgeschlossen seien.

Einige europäische Banken wurden von Ratingagenturen bereits herabgestuft. Standard & Poor’s etwa senkte die langfristige Kreditwürdigkeit von sieben italienischen Instituten und drohte mit der Herabstufung der größten italienischen Bank UniCredit. Moody’s stufte die französischen Großbanken Credit Agricole und Societe Generale herab. Die Kreditwürdigkeit griechischer Geldhäuser steht ohnehin seit dem Sommer auf „Ramschniveau“.

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