Billigere Kredite durch Anleihentausch
Die US-Notenbank Fed setzt angesichts der schwachen US-Konjunktur ihre Politik des günstigen Geldes fort. Mit einer „Operation Twist“ genannten Maßnahme sollen kurzfristige Anleihen gegen Anleihen mit langer Laufzeit getauscht werden, wie der Offenmarktausschuss der US-Zentralbank vor wenigen Tagen mitteilte.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Damit sollen Hypotheken und langfristige Kredite für Privathaushalte und Unternehmen billiger werden. Die Fed will nach eigenen Angaben bis Ende Juni 2012 US-Staatsanleihen mit Laufzeiten bis zu drei Jahren im Gesamtwert von 400 Milliarden Dollar verkaufen. Für die gleiche Summe will sie Titel mit Laufzeiten von sechs bis 30 Jahren erwerben. Befürwortern zufolge muss für diese Maßnahme kein neues Geld gedruckt werden, sie könnte aber die Zinsen senken und Banken dazu ermutigen, ihre Geldreserven arbeiten zu lassen, statt sie zu horten.
Die US-Notenbank hatte sich schon einmal, im Jahr 1961, zu einem derartigen Schritt entschlossen. In Anlehnung an den damals erfolgreichen Tanz Twist wurde die Maßnahme „Operation Twist“ genannt.
Verschuldungsproblematik nicht gelöst
Im Idealfall könne die „Operation Twist“ über den Hypothekenmarkt die Privathaushalte stützen und die Unternehmensinvestitionen erleichtern, sagte Mikio Kumada, Analyst von LGT Capital Management. Die grundlegenden Probleme wie die Verschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte in den USA würden dadurch aber nicht gelöst.
Eine robuste wirtschaftliche Erholung bleibe in naher Zukunft unwahrscheinlich. Allenfalls könne mehr Zeit für die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft gewonnen werden.
„Erhebliche Risiken“
Der Offenmarktausschuss, der zwei Tage lang tagte, begründete seine Entscheidung mit der hohen Arbeitslosigkeit und der sich hinziehenden Immobilienkrise sowie mit „erheblichen Risiken“ - vor allem durch die Spannungen an den internationalen Finanzmärkten. Angesichts des weiterhin „langsamen Wachstums“ der US-Wirtschaft solle der Leitzins auf dem historisch niedrigen Niveau zwischen null und 0,25 Prozent bleiben.
Nach Einschätzung des Börsenhändlers Jordan Lambert sind Investoren jedoch skeptisch, ob eine Senkung der langfristigen Zinsen den stagnierenden Immobilienmarkt beleben könne. Das Problem scheine bei den potenziellen Hauskäufern zu liegen, die nicht die notwendigen Kredite bekämen. Verschärft werde das durch die Vorsicht der Banken bei der Kreditvergabe wegen der hohen Arbeitslosigkeit in den USA.
Bewährungsprobe für Fed
Die Entscheidung für die „Operation Twist“ war innerhalb des Offenmarktausschusses umstritten. Drei von zehn Mitgliedern stimmten nicht zu, weil sie laut Fed „zusätzliche geldpolitische Zugeständnisse zu diesem Zeitpunkt nicht unterstützen“. Die Maßnahme könnte für die Fed und ihren Chef zu einer Bewährungsprobe werden.
Nach Ansicht vieler Experten verfügt die Fed nicht mehr über viele Möglichkeiten, weil sie die US-Wirtschaft in den vergangenen drei Jahren schon oft mit Geld versorgt hat. Führende Mitglieder der Republikanischen Partei hatten Fed-Chef Ben Bernanke in einem öffentlichen Brief vor weiteren Stützungsmaßnahmen gewarnt.
Link: