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Alvis Hermanis erobert Österreich

Für österreichische Theaterfans war Lettland lange Zeit ein ziemlich weißer Fleck auf der kulturellen Landkarte - bis Alvis Hermanis die deutschsprachigen Bühnen eroberte. Der 1965 geborene Regisseur leitet seit 1997 das Neue Theater in Riga, an dem er zuvor schon mit vielen Regiearbeiten Erfolge feierte.

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Schon eine seiner ersten Produktionen - „Like a Calm and Peaceful River is the Home-Coming“ nach Steven Soderberghs „Sex, Lies, and Videotape“ - wurde von der Kritik als beste Inszenierung der Spielzeit ausgezeichnet, weitere Preise folgten.

Mit Produktionen des Neuen Theaters nahm er an Festivals auf der ganzen Welt teil. 2003 wurde er mit seiner Inszenierung von Nikolai Gogols „Revisor“ zum Young Directors Project bei den Salzburger Festspielen eingeladen und konnte den Wettbewerb um die beste internationale Arbeit eines jungen Regisseurs für sich entscheiden. Damit öffneten sich für Hermanis die Tore der renommierten deutschsprachigen Theater.

Schauspieler Roland Kenda, Sylvie Rohrer und Barbara Petritsch in "Tracy Letts (Eine Familie)"

APA/Robert Jäger

Für die Inszenierung von Tracy Letts’ „Eine Familie“ am Akademietheater wurde Hermanis 2010 mit dem Regie-Nestroy ausgezeichnet.

Regieaufträge in Österreich und Deutschland

In den letzten fünf Jahren inszenierte der Lette am Wiener Akademietheater, am schauspiel frankfurt, in Zürich und Köln. Für seine Produktion „Eine Familie“ von Tracy Letts am Akademietheater wurde er 2010 mit dem Nestroy für die beste Regiearbeit ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er den Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste für „seine innovative, forschende und dabei ungemein intensive Schauspielerarbeit“.

Hermanis überrascht das Publikum regelmäßig mit sehr ungewöhnlichen Konzepten. So verzichtete er in seinen bejubelten Produktionen „Das Lange Leben“ (Riga 2003, bei den Wiener Festwochen 2005) ebenso wie in „The Sound of Silence“ (Salzburger Festspiele 2009) komplett auf gesprochenen Text.

Hermanis hat „keinen Stil“

Die Arbeiten bestechen bei allem Formbewusstsein primär durch ihre Vielfältigkeit: „Das ist mein Stil: dass ich keinen Stil habe“, erklärt Hermanis gerne sein Konzept. Ausgangspunkt ist stets die Realität, denn der gute, alte Realismus interessiere ihn mehr als modernes Nabelschau-Theater.

Für „Schukschins Erzählungen“, die vor zwei Jahren bei den Wiener Festwochen gastierten, fuhr er mit dem Ensemble zur Recherche nach Sibirien, für „Lettische Geschichten“ hat Hermanis das Leben von Kindergärtnerinnen, Soldaten und Bartänzerinnen in Riga studiert, und zu seinem Einstand am Kölner Schauspielhaus ließ er in der „Kölner Affäre“ die Lebensgeschichten ganz normaler Kölner Bürger auf die Bühne bringen.

Aushängeschild der kommenden Burgtheater-Saison

In Wien inszeniert Hermanis in diesem Jahr gleich zwei Neuproduktionen, nach „Platonov“ („Platonow“) beginnt er direkt mit den Proben zu „Das Weite Land“. Das Stück von Arthur Schnitzler mit Klaus Maria Brandauer und Dörte Lyssewski in den Hauptrollen gilt als eines der Highlights der kommenden Spielzeit am Burgtheater.

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