Siemens setzt auf Solartechnik
Nach dem Abschied vom Atomgeschäft möchte Siemens nun den Boom bei erneuerbaren Energien für sich nutzen. „Wir möchten im großen Stil in die Solartechnik hinein“, sagte der neue Siemens-Energiechef Michael Süß dem „Handelsblatt“.
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Der Zeitpunkt ist laut Experten nicht zufällig gewählt. Der Weltmarkt für Photovoltaik wird sich nach Einschätzung von Frank Asbeck, Chef des Bonner Solarenergiekonzerns Solarworld, von derzeit 40 Mrd. Dollar (29,3 Mrd. Euro) bis 2020 verfünffachen und das Interesse großer Konzerne anziehen.
Strom aus Sonnenlicht
„Ich glaube, dass Photovoltaik ein größerer Markt wird als Solarthermie“, sagte Süß der „Financial Times Deutschland“. In den vergangenen Jahren hatte sich der Konzern auf die Solarthermie konzentriert, bei der das Sonnenlicht Flüssigkeiten erhitzt und der dadurch gewonnene Dampf eine Kraftwerksturbine antreibt. Die Finanz- und Schuldenkrise bremste jedoch Großprojekte aus.
Mit dem Wegfall des Atomgeschäfts will sich der deutsche Konzern jetzt auf Kraftwerke für erneuerbare Energien konzentrieren. Erst Mitte September hatte Siemens angekündigt, komplett aus dem Atomgeschäft auszusteigen. „Das Kapitel ist für uns abgeschlossen“, sagte Konzernchef Peter Löscher dem „Spiegel“. Der Schlussstrich unter das Thema Atomgeschäft hatte sich bereits seit der Atomkatastrophe des japanischen AKWs Fukushima und der folgenden Kehrtwende in der deutschen Atompolitik abgezeichnet.
Energiewende in Deutschland
Die Entscheidung sei die Antwort seines Unternehmens „auf die klare Positionierung von Gesellschaft und Politik in Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie“, sagte Löscher dem „Spiegel“. Das geplante Atom-Joint-Venture mit dem russischen Rosatom-Konzern werde nicht verwirklicht. Stattdessen wolle man mit dem Partner „auf anderen Feldern“ zusammenarbeiten.
Der russische Atomkonzern Rosatom kündigte nach dem Ausstieg von Siemens an, weiter mit dem deutschen Technologiekonzern kooperieren zu wollen. „Wir werden auf anderen Feldern zusammenarbeiten, eine Arbeitsgruppe setzt ihre Verhandlungen fort“, sagte ein Rosatom-Sprecher. Ein mögliches Kooperationsfeld sei die Nuklearmedizin, vor allem bei medizinischen Bildgebungsverfahren.
Teuer erkaufter Ausstieg
Rosatom und Siemens hatten im März 2009 eigentlich ein Gemeinschaftsunternehmen auf dem Atomsektor angekündigt. Dem Ausstieg sind langwierige Verhandlungen voraus gegangen, laut Siemens soll er allerdings keinen Cent kosten. Nach dem kostspieligen Bruch mit dem französischen Kernkraftpartner Areva hätte es sich Siemens nicht leisten können, es sich auch noch mit Rosatom zu verscherzen. Der Münchner Konzern musste dem Areva-Konzern 682 Millionen Euro inklusive Steuern als Strafzahlung für das Ende eines Atom-Joint-Ventures bezahlen.
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