Kandidaten für außerirdisches Leben
Europäische Astronomen um Michel Mayor vom Observatorium der Universität Genf haben Mitte September 50 neue Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt, darunter 16 „Supererden“, auf denen sich möglicherweise auch Leben entwickeln oder entwickelt haben könnte.
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Es handle sich dabei um die größte Anzahl neu entdeckter Planeten, die jemals auf einen Schlag vorgestellt wurde, betonte die Europäische Südsternwarte (ESO). Laut den Forschern besitzen nicht weniger als 40 Prozent aller sonnenähnlichen Sterne im Weltall mindestens einen Planeten, der weniger schwer ist als Saturn. „Supererden“ scheinen damit im Weltall sehr häufig zu sein.
Nicht zu heiß und nicht zu kalt
„Supererden“ sind Planeten mit einer Masse zwischen einer und zehn Erdmassen. Sie sind also kleiner als Gasriesen wie Jupiter. Für Astronomen sind diese Erden besonders interessant: Falls sie in der bewohnbaren - nicht zu heißen und nicht zu kalten - Zone um einen Stern liegen, aus Gestein bestehen und Wasser besitzen, ist außerirdisches Leben dort denkbar.
Die Wissenschaftler hatten Beobachtungen ausgewertet, die sie in den vergangenen acht Jahren mit dem an der Uni Genf entwickelten Instrument HARPS - vereinfacht gesagt ein Spektrograph, der hinter ein Teleskop geschaltet wird - gemacht haben. Es zeigte sich, dass von 376 sonnenähnlichen Sternen rund 40 Prozent mindestens einen Planeten besitzen, dessen Masse geringer ist als die des Saturn.
„Kandidaten für Beobachtung“
HARPS ist der erfolgreichste Planetenjäger der Welt: Mit diesem Instrument wurden bis heute etwas mehr als 150 neue Planeten entdeckt. Insgesamt sind momentan rund 600 Exoplaneten bekannt. Zudem gibt es noch etwas mehr als 1.200 Exoplaneten-Kandidaten, die vom Weltraumteleskop „Kepler“ beobachtet wurden.
In den vergangenen zwei Jahren haben die Forscher mit HARPS rund um zehn vergleichsweise erdnahe Sterne fünf Planeten entdeckt, deren Masse weniger als das Fünffache der Erde beträgt. „Diese Planeten gehören zu den besten Kandidaten für die Beobachtung durch zukünftige Weltraumteleskope“, wird der Genfer Astronom Francesco Pepe in einer Mitteilung der ESO zitiert.
„Liste potenziell bewohnbarer Planeten“ versprochen
Mit den Teleskopen könnten die Atmosphären dieser Planeten nach Anzeichen von Leben abgesucht werden - zum Beispiel nach chemischen Fingerabdrücken, die auf das Vorhandensein von Sauerstoff hindeuteten. Teleskope, die solch genaue Untersuchungen erlauben, müssen aber erst gebaut werden. Mayor, der 1995 den ersten Exoplaneten überhaupt entdeckte, ist aber optimistisch.
„In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren sollten wir eine Liste potenziell bewohnbarer Planeten in der Nachbarschaft unserer Sonne vorlegen können“, wird Mayor in der Mitteilung zitiert. Darauf aufbauend lasse sich dann nach Leben suchen. Einen der neu entdeckten - und für allfälliges Leben besonders aussichtsreichen - Planeten namens HD 85512b hatten die Forscher bereits im Sommer in einem Fachartikel vorgestellt.
Genauer hinsehen mit „Espresso“
Die Forscher schätzen, dass HD 85512b nur rund 3,6-mal schwerer ist als die Erde und sich am Rande der bewohnbaren Zone seines Sterns befindet. Die Genfer Forscher verbessern momentan sowohl die Hard- als auch die Software von HARPS. Zudem entwickeln sie ein noch leistungsfähigeres Gerät namens „Espresso“, das 2016 in Betrieb gehen soll. Sie sind deshalb zuversichtlich, bald noch kleinere erdähnliche Gesteinsplaneten nachweisen zu können.
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