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Vier Tote, 1.000 Verletzte

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach der Besetzung von Teilen der israelischen Botschaft in Kairo durch Demonstranten Konsequenzen von Ägypten gefordert.

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„Ägypten darf die schwere Verletzung der Substanz des Friedens mit Israel und einen so eklatanten Verstoß gegen internationale Normen nicht ignorieren“, sagte der Regierungschef am Samstag nach Angaben eines ranghohen Regierungsvertreters. Das Eindringen von Demonstranten in die diplomatische Vertretung stelle eine „klare Verletzung der Immunität der Botschaft dar“, sagte der Sprecher zur Nachrichtenagentur dpa. Zugleich dankte Netanjahu aber auch den ägyptischen Behörden, dass sie bei der sicheren Ausreise der Diplomaten geholfen hätten.

Konsulat gestürmt

Wütende Demonstranten hatten in der Nacht in Kairo ein Bürohochhaus, in dem sich auch die israelische Botschaft befindet, gestürmt. Sie brachen in das Konsulat ein, scheiterten nach israelischen Angaben aber an einer weiteren Sicherheitstür, die in die Botschaft selbst führt. Bei den schweren Ausschreitungen wurden nach offiziellen Angaben vier Ägypter getötet und 1.049 Menschen verletzt. Unter den Verletzten seien 46 Polizisten und Soldaten, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium am Samstag mit.

Die Menschenmenge riss am Freitag zunächst eine Mauer nieder, die nach den vorhergehenden Protesten zum Schutz der Israelis errichtet worden war. Nach der Erstürmung der Botschaft warfen die Demonstranten Akten und die israelische Flagge aus dem Fenster. Die Demonstranten zündeten Autoreifen an, mindestens zwei Autos nahe des Botschaftsgebäudes standen in Flammen. Die Polizei setzte Tränengas ein und gab Warnschüsse in die Luft ab.

Botschafter flüchtete

Der israelische Botschafter verließ Ägypten in der Nacht angesichts der chaotischen Lage Hals über Kopf zusammen mit mehr als 80 weiteren Israelis an Bord einer Maschine der israelischen Luftwaffe. Die ägyptische Regierung wurde zu einer Krisensitzung einberufen, die Polizei in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Am Samstag harrten noch rund 500 Demonstranten vor dem Haus am Ufer des Nils aus, wo die Botschaft in den oberen Etagen untergebracht ist. Einige von ihnen warfen mit Steinen auf Polizisten und Soldaten. Die Sicherheitskräfte drängten die Demonstranten aber schließlich zurück. Medienberichten zufolge versetzte das Ministerium die Polizei in Alarmbereitschaft. Das Kabinett berief eine Krisensitzung ein.

Höhepunkt der Proteste

Die Gewalt vom Freitag ist ein neuer Höhepunkt Israel-feindlicher Proteste seit dem Umsturz in Ägypten. Hintergrund der Demonstrationen ist die für fünf Ägypter tödliche Verfolgungsaktion der israelischen Armee nach einer Angriffsserie mutmaßlicher palästinensischer Extremisten in der Nähe der südisraelischen Stadt Eilat, bei der sieben Israelis getötet wurden.

Wichtiger Partner

Ägypten ist neben Jordanien das einzige arabische Nachbarland, das einen Friedensvertrag mit dem jüdischen Staat hat. Seit dieser im Jahr 1979 geschlossen wurde, ließen die USA Ägypten milliardenschwere Militärhilfe zukommen.

Jugendbewegung kritisiert Angriff

Die oppositionelle Jugendbewegung 6. April distanzierte sich mittlerweile von den Randalierern. In einer Erklärung beschuldigte die Gruppe am Samstag Anhänger des gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak und seines früheren Innenministers Habib al-Adli, hinter den Ausschreitungen zu stecken. Kräfte des alten Regimes versuchten, „Ägypten ins Chaos zu stürzen“ und das öffentliche Bild der Revolution zu beschädigen. Ziel sei es auch, den Prozess gegen Mubarak und seinen Machtzirkel scheitern zu lassen.

Die Jugendbewegung des 6. April ist eine von Ahmed Maher gegründete Facebook-Gruppe, die zunächst Arbeiter aus Mahalla al-Kubra in Ägypten bei ihrem Streik am 6. April 2008 unterstützte, später gehörte sie zu den Initiatoren der Revolution in Ägypten 2011.

US-Präsident Barack Obama drängte Ägypten dazu, sich an seine internationalen Verpflichtungen zu halten. Er sicherte zudem dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu zu, Schritte zur Lösung der Krise vorzubereiten.

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