George Lucas’ „Anti-Hollywood“
Keine protzige Auffahrt, kein glänzendes Schild mit dem berühmten Namen Skywalker Ranch. In dem abgeschiedenen Hügelland, eine Autostunde nördlich von San Francisco, weist nichts darauf hin, dass sich hinter den Kuhweiden und weiß gestrichenen Lattenzäunen das Imperium von „Star Wars“-Schöpfer George Lucas verbirgt.
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„Das werden wir niemals an die große Glocke hängen, denn so viele Fans würden gerne einmal diesen ‚heiligen Ort‘ besuchen“, sagt Lucas-Filmsprecherin Tracey Cannobbio einer kleinen Gruppe Journalisten, die den „Gral“ ausnahmsweise betreten dürfen. Dass die Skywalker Ranch an der Lucas Valley Road liegt, ist reiner Zufall. Den Namen verdankt die Straße einem längst verstorbenen Bauern und nicht dem zweifelsohne prominentesten Anrainer.
Die Landstraße mit den unzähligen Kurven gab es schon lange, bevor Lucas vor über 30 Jahren durch den ersten Teil seiner Weltraumsaga „Star Wars“ zum Millionär wurde und sich weitab von Hollywood das 3.000 Hektar große „Fleckchen“ Land kaufte.
Stolz auf Opposition zu Hollywood
„Ich habe nie einen Film in Los Angeles gedreht“, erzählte der 63 Jahre alte, bärtige und meist Jeans tragende Filmemacher stolz dem „San Francisco Chronicle“. Eher wäre er nach England gegangen, aber um „keinen Preis“ nach Hollywood. Unabhängigkeit von den Studios war ihm das Wichtigste, nachdem der junge Regisseur in den 1970er Jahren mit seinen Erstlingswerken „THX 1138“ und „American Graffiti“ bei den mächtigen Studiobossen aneckte und die Flucht gen Norden ergriff.
Vogelgezwitscher, Pferdegeruch und Ziegengemecker empfangen die Besucher der beschaulichen Skywalker Ranch. „Lucas hat Pferde, Kühe, Schweine und Hunde geschenkt bekommen, die musste er irgendwo unterbringen“, erklärt Cannobbio die kunterbunte Tierwirtschaft auf dem Filmgelände. Das Anwesen besteht aus einem prächtigen Herrenhaus im viktorianischen Stil, Gästehäusern, einem Teich mit Enten, einer 14 Mann starken Feuerwehr und einem Weingut, auf dem Lucas gemeinsam mit seinem Kollegen und Freund Francis Ford Coppola den Tropfen Viandante del Cielo (Italienisch für Skywalker) herstellt.
Idylle nur Fassade
Hinter der idyllischen Fassade von Ställen und Landhäusern verbergen sich Hightechstudios, in denen rund 200 Filmschaffende hart arbeiten. Das Herzstück der Ranch, ein zweistöckiges weißes Holzgebäude, ist mit Kletterrosen überwachsen und mit zahlreichen Erkern versehen. Die Räume sind holzvertäfelt, mit schweren Ledersesseln, bunten Tiffany-Lampen und Antiquitäten möbliert. Dort empfängt Lucas Besucher, bringt Filmideen zu Papier, lässt in einer Bibliothek mit 25.000 Bänden recherchieren und verköstigt seine Gäste.
Prominente Regisseure wie Robert Redford und Michael Moore mieten sich auf der Skywalker Ranch ein, um ihre Filme zu vertonen und ihnen den letzten Schliff zu geben. Etwa einmal pro Woche macht sich Lucas auf den Weg nach San Francisco, wo weitere 1.700 Angestellte seines Spezialeffekteimperiums Industrial Light & Magic die digitalen Tricks für Filme wie „Fluch der Karibik“, „Harry Potter“ und „Der Sturm“ aus den Computern zaubern.
Vor dem Gebäude wacht der kleine Jedi-Meister Yoda als Brunnenfigur. In der Eingangshalle trifft man gleich auf Filmrequisiten: eine Darth-Vader-Figur, das Lichterschwert von Luke Skywalker und die Pistole von Han Solo. Man könnte auch leicht ihrem Schöpfer über den Weg laufen, sagt Sprecherin Cannobbio.
„Sehr verträglicher" Mann“
Er ist ein ganz normaler Mann, sehr verträglich, ohne Starallüren, der sich in der Cafeteria genau wie alle anderen in die Schlange stellt", versichert die langjährige Angestellte. Dabei rankt Lucas auf der Forbes-Liste der Mächtigsten in Hollywood seit langem unter den Top Zwanzig. 1999 führte er mit einem Jahresverdienst von rund 400 Mio. Dollar sogar die Liste der Bestverdienenden an.
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