Die dunkle Seite der Macht
George Lucas hat - zum wiederholten Mal - Hand an seine „Star Wars“-Filme gelegt und veröffentlicht Mitte September die Blu-Ray-Edition „Star Wars: The Complete Saga I-VI“. Trotz umfangreichen Bonusmaterials ist die Fangemeinde nicht wirklich erfreut. Im Gegenteil - in zahlreichen Onlineforen macht sich angesichts vorab bekanntgewordener Szenen Empörung breit.
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Grundsätzlich sei die Blu-Ray-Edition durchaus interessant, auch wenn man schon im Besitz der „alten“ DVDs sei. Immerhin seien durch die HD-Neuabtastung und Korrekturen bei Farben und Schärfe durchaus Verbesserungen erzielt worden, die dem „Star Wars“-Vielseher durchaus einen erhöhten Sehgenuss bieten würden, so in den Fanforen.
Das Problem liegt jedoch nicht in der Verbesserung der Bild- und Tonqualität, sondern darin, dass Lucas anscheinend weitgreifendere Veränderungen an den Filmen vorgenommen hat: So soll etwa in „Episode I: The Phantom Menace“ die im Original von einer Puppe dargestellte Yoda-Figur durch eine Computeranimation ersetzt worden sein.

APA/EPA/Richard Lewis
George Lucas mit einem als Stormtrooper verkleideten Fan
Inhaltliche Eingriffe
Doch auch inhaltlich hat der Regisseur eingegriffen und das ausgerechnet in einer der wichtigsten Szenen: In der ursprünglichen Fassung von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (Episode VI) rettet Darth Vader seinen Sohn Luke Skywalker vor dem Imperator, den er wortlos in einen Schacht wirft. In der nun überarbeiteten Version entscheidet sich der Vater mit zwei schmerzerfüllten „Noooooo“-Schreien gegen die dunkle Seite der Macht.
Diese plötzliche Gefühlsregung ist für zahlreiche „Star Wars“-Fans so gar nicht nachvollziehbar und erzeugte den bisher lautesten Aufschrei in den Onlineforen und zahlreichen Medien. Der dunkle Lord sei zu einem „Weichei“ mutiert, heißt es, der coole Charakter würde ausgerechnet in der letzten Szene zu einer emotionalen „Witzfigur“.
Bereits mehrfach bearbeitet
Dabei müssten die Anhänger der Saga längst an Veränderungen gewöhnt sein. Schon im Jahr 1997 wurden die Episoden IV, V und VI als Special Edition neu herausgegeben und dafür umfangreich restauriert und bearbeitet. Dadurch würden die Filme „in einer Weise erstrahlen, wie es ursprünglich vorgesehen war“, sagte Lucas in einem Interview 2004. Damals wurden hauptsächlich Spezialeffekte hinzugefügt, die davor technisch noch gar nicht möglich gewesen wären.
Doch bereits damals gab es auch Änderungen, für die sich Lucas viel Kritik und auch Anfeindungen einhandelte. Legendär umstritten ist vor allem die „Han shot first“-Szene aus „Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung“, in der Lucas die Schussreihenfolge durch die Bearbeitung so verändert hatte, dass Schmuggler Han Solo (Harrison Ford) nicht den Kopfgeldjäger Greedo kaltblütig ermordet, sondern in Notwehr erschießt.
Visuelle Anpassung an die Prequel-Trilogie
Im Jahr 2004 wurden die Filme für eine DVD-Veröffentlichung in Verbindung mit einer umfangreichen und komplizierten Wiederherstellung durch die Restaurationsfirma Lowry Digital Images noch einmal mit einigen Änderungen versehen. In diesen neuen Versionen wollte man die Originaltrilogie visuell noch stärker der Prequel-Trilogie angleichen. Darüber hinaus wurden einige Änderungen der Special Edition von 1997 wieder entfernt. Mit dieser Version ließ Lucas auch ein hochauflösendes Master seiner Filme produzieren, das er für die kommende Veröffentlichung verwendete.
Dass ausgerechnet Lucas dermaßen in seinen Kultfilmen herumfuhrwerkt regt die Fans vor allem auch deshalb auf, weil sich der Regisseur 1988 in einer Rede vor dem US-Kongress ausdrücklich gegen nachträgliche Bearbeitungen aussprach, um das kulturelle Erbe der Filmindustrie zu schützen.
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