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Bilderrätsel eines Ehepaars

Sie sind beide wichtige Vertreter der Leipziger Schule, seit mehr als 25 Jahren verheiratet und präsentieren nun ihre erste gemeinsame Ausstellung: Neo Rauch, einer der erfolgreichsten Maler der Gegenwart, und seine Frau Rosa Loy zeigen im Essl Museum in Klosterneuburg die selbst kuratierte Schau „Hinter den Gärten“.

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Auch den Titel hat das Künstlerpaar selbst gewählt und bezieht sich dabei auf ihre Absicht, in der Arbeit spontane Eingebungen zu vielschichtigen Konstellationen zu verbinden. „Hinter den Gärten erstrecken sich die Gebiete des Ungesonderten, des Ungebändigten, dort ist der Wald, dort lauern die Ungeheuer und der Wildwuchs“, so Rauch, den die „New York Times“ als „Max Ernst des postsozialistischen Realismus“ bezeichnete.

Installationsansichten Rosa Loy und Neo Rauch "Hinter den Gärten" im Essl Museum

Sammlung Essl, 2011/Peter Kuffner

Die Werke von Rosa Loy und Neo Rauch korrespondieren in der Ausstellung von Ebene zu Ebene miteinander

Gemeinsamkeiten in der Bildersprache

Entsprechend der langjährigen Arbeit Seite an Seite zeigen die Werke viele Gemeinsamkeiten, vor allem in der Bildersprache - jedoch auch dass die Entwicklung der Künstler durchaus nicht immer parallel zueinander verlaufen ist. Für Rauch soll der Betrachter das Gefühl bekommen, „mich hat jemand an den Abgrund herangeführt, aber er hat mich an der Hand genommen und hat mich davon weggeleitet“. Loy hingegen bleibt lieber auf sicherem Terrain und führt die Menschen „um den Abgrund herum und weit weg“.

Hinweise

ORF2 zeigt am Montag um 22.30 Uhr in „kultur.montag“ ein Exklusivinterview mit Neo Rauch - mehr dazu in tv.ORF.at

Ö1 überträgt den „Klassik-Treffpunkt“ am Samstag um 10.05 Uhr live aus dem Essl Museum in Klosterneuburg. Zu Gast sind Neo Rauch und Rosa Loy - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Im Zentrum von Loys Schaffen stehen primär Frauenfiguren, meist Doppelgängerinnen. Die Motive beziehe sie aus ihren persönlichen Erinnerungen genauso wie aus mythologischen Stoffen. Verglichen mit den Bildern ihres Mannes ist ihre Arbeit zarter, sind die Farbtöne sanfter und die Symbole weniger dramatisch. Ihre Figuren suchen oftmals den direkten Blickkontakt zum Betrachter und bleiben meist mysteriös - jeder soll sich aus ihren Bildern „das ziehen, was er möchte und was für ihn wichtig ist“.

„Restbestand des Unentschlüsselbaren“

Auch Rauchs Werk ist gespickt mit Bilderrätseln und versteckten Botschaften. „Es muss immer einen Restbestand des Unentschlüsselbaren, des Nichtverbalisierbaren geben“, so der Künstler. Sein Werk besticht durch den klaren Strich und kräftige Farben, in seinen Bildern mischen sich oft Zeiten und Räume. So tauchen moderne Figuren neben solchen aus länger vergangenen Zeiten auf, surreal aber immer stimmig. Wie auch Loy bedient er sich der deutschen Romantik, durch sozialistische Motive ergänzt.

Ausstellungshinweis

„Hinter den Gärten“, bis 16. November, Essl Museum, Klosterneuburg bei Wien, täglich 10.00 bis 18.00, mittwochs bis 21.00 Uhr, montags geschlossen. Zur Ausstellung ist ein Katalog (260 Seiten, 32 Euro) erschienen.

Eine gemeinsame Ausstellung sei schon lange ihr Wunsch gewesen, so Rauch und Loy auf der Pressekonferenz vor der Ausstellungseröffnung. Bisher wären die Werke nur im Haus des Paares im gemeinsamen Kontext sichtbar gewesen. Wie die Werke in einem größeren Kontext zusammen wirken, war jedoch auch für Loy und Rauch eine Überraschung - eine positive, wie sich herausstellte: „Was wir jeweils defizitär haben, spielt der andere ein.“

Das Ergebnis habe ihre Erwartungen weit übertroffen, sind sich das Künstlerpaar und Essl einig. Nur noch im Doppelpack sei ihre Arbeit aber auch in Zukunft nicht anzutreffen, denn „wir fahren ja keine Gemeinschaftsproduktion hoch“.

Sophia Felbermair, ORF.at

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