„Kein Schuldeingeständnis“
A-Tec-Chef und Mehrheitseigentümer Mirko Kovats hat seinen Rücktritt bis zum Jahresende angekündigt, bestätigte eine Sprecherin des börsennotierten Mischkonzerns A-Tec der APA einen diesbezüglichen, am Freitag erscheinenden Bericht des Magazins „Format“.
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„Meine Aufgabe bei der A-Tec ist beendet, wenn ein Investor gefunden ist - der bestmögliche, hoffe ich“, sagte Kovats. Kovats will noch den Einstieg des neuen Investors abwickeln, der bis Ende September gefunden werden soll. Sein Rücktritt komme nicht überraschend, da mit Investoren eine neue Mannschaft komme. Als Schuldeingeständnis will er den Schritt aber nicht verstanden wissen.
Rücktritt gefordert
Zuletzt waren die Rufe nach einem Abgang Kovats’ immer deutlicher geworden, Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger forderte vergangene Woche auch öffentlich Kovats’ Rücktritt. „Die Vorkommnisse der letzten Monate zeigen, dass sich Mirko Kovats gleichzeitig als CEO und Mehrheitseigentümer in einem unlösbaren Interessenkonflikt befindet. Daher sollte der Aufsichtsrat den Rücktritt von Kovats bewirken“, deponierte Rasinger in einer Aussendung. Außerdem sprach sich der Chef des Interessenverbands für Anleger (IVA) für die Zerschlagung des in Finanznöten befindlichen Mischkonzerns aus.
„Im Interesse der Wandelschuldgläubiger und der Streubesitzaktionäre sollte nicht die Holding erhalten werden, sondern die Teilkonzerne bestmöglich verwertet werden, weil damit insgesamt ein besseres Ergebnis zu erwarten ist“, so der IVA. Im Bieterprozess sollten daher nur Investoren zugelassen werden, die einen Bonitätsnachweis respektive eine Bankgarantie vorlegen, über die Herkunft des Geldes Auskunft geben und eine Kaution in Höhe von fünf Prozent des Angebotspreises als Pönale für die Erfüllung der zu übernehmenden Verpflichtungen erlegen.
Kovats: Gorbach lobbyierte für Penta-Gruppe
Kovats rechtfertigte sein Fehlen bei der Hauptversammlung vergangenen Donnerstag mit den Verhandlungen über den Einstieg eines neuen Investors bei der A-Tec. Zu den Gesprächen äußerte sich Kovats nicht, schoss aber gegen die tschechisch-slowakische Penta-Gruppe, die ein Angebot für die in Finanznöten befindliche A-Tec gelegt hatte. „Wir haben herausgefunden, dass frühere KGB-Mitglieder den Fonds gegründet haben und dass es nicht nachvollziehbar ist, woher das Geld stammt.“ Solange die Herkunft des Kapitals nicht geklärt sei, werde mit Penta nicht weiterverhandelt.
Kovats zufolge hatte Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach zugunsten der tschechisch-slowakischen Gruppe lobbyiert. Penta verlängerte unterdessen erneut ihr Angebot - diesmal bis Ende September, teilte Penta in einer Aussendung am Mittwochnachmittag mit. Der Investor sei „an einer glaubwürdigen und stabilen Lösung für die A-Tec“ interessiert. Penta wies in der Aussendung darauf hin, dass A-Tec die formellen Schritte für die Durchführung einer Transaktion deutlich vor Ende September setzen müsste.
Penta wehrt sich gegen Kovats-Attacke
Penta reagierte am Donnerstag auf die Vorwürfe Kovats’. Die Gruppe spricht von „grundlos persönlichen und emotionalen Attacken“ vonseiten Kovats’ gegen Penta. Man sei offiziell nicht informiert worden, dass es zu einen Abbruch der Gespräche gekommen sei. Penta sieht in den Kovats-Angriffen ein Ablenken von der für Freitag erwarteten Entscheidung im Bieterprozess um die A-Tec und betont erneut, genügend Geld für den Kauf der finanziell angeschlagenen A-Tec zu haben.
Die zu Beginn der 1990er Jahre gegründete Gruppe, hinter der laut eigenen Aussagen fünf tschechische und slowakische Investoren stehen, dementiert ausdrücklich, in einer Geschäftsbeziehung zu Gorbach zu stehen oder den österreichischen Ex-Minister als Lobbyisten engagiert zu haben.
Contor Industries „keine Strohfirma der A-Tec“
Dass der weitere an A-Tec interessierte Investor Contor Industries eine Strohfirma der A-Tec sei, wies Kovats zurück. „Das ist lächerlich.“ Contor Industries wurde Kovats zufolge vom „selbstständigen Berater der A-Tec“ Thomas Schätti gegründet - an derselben Firmenadresse wie die A-Tec. Laut dem „Industrie Magazin“ (Onlineausgabe) soll in einer außerordentlichen Hauptversammlung Mitte September der Verkauf der A-Tec Industries an eine dem Mehrheitseigner Kovats nahe stehende Gruppe durchgewunken werden. Dabei soll es sich laut dem Artikel um die Contor Industries handeln.
Den Vorwurf der mangelnden Transparenz lässt Kovats nicht gelten: „Wir verhandeln hinter den Kulissen um das beste Angebot.“ Wie viel Kovats von seiner 66-prozentigen Beteiligung an der A-Tec behalten werde, ließ er offen: „Einen Anteil werde ich sicherlich behalten, aber so viel wie jetzt wird es künftig wohl nicht mehr sein, falls es einmal zu einer Kapitalerhöhung kommt.“ Zu seinen Zukunftsplänen sagte Kovats, dass er sich nicht zur Ruhe setzen wolle und sich durchaus vorstellen könne, ins Ausland zu gehen.
Aufsichtsratschef Freimut Dobretsberger wies gegenüber der APA am Donnerstagabend die Version, dass eine Entscheidung bereits gefallen sei, als „vollkommenen Blödsinn“ zurück. Es werde mit allen Bietern gleichberechtigt verhandelt, sagte er. Der Aufsichtsrat werde bei seiner Sitzung Freitagabend eine Entscheidung über den vom Vorstand unterbreiteten Vorschlag treffen.
Harsche Kritik Rasingers
„Es ist ungustiös, was da abläuft“, so Rasinger im Gespräch mit der APA am Dienstag. Die Zahlen seien katastrophal, es habe in den drei Konzernteilen sehr viele Abschreibungen gegeben. „Hätten diese nicht früher erfolgen müssen?“, so Rasinger. Seiner Ansicht nach werfen diese Abschreibungen auf die Bewertungen in der Vergangenheit ein schiefes Licht. Hier sei der Wirtschaftsprüfer, aber auch der Aufsichtsrat der A-Tec gefragt, der von Kovats’ Gnaden agiere, so Rasinger.
Um die Vereinbarung mit den Gläubigern zu erfüllen, muss die A-Tec bis Ende September einen Investor finden, der zumindest rund 210 Mio. Euro für die Erfüllung der vereinbarten 47-Prozent-Quote auf den Tisch legen muss. Sollte das bis dahin nicht gelingen, ist Rechtsanwalt und Treuhänder Matthias Schmidt am Zug, der das Unternehmen im Gläubigerinteresse veräußern soll.
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