Treibgut in Meeresströmungen
Woher die in Kanada ans Land gespülten Füße gekommen sind, ist noch völlig unklar. Experten gehen davon aus, dass sie in den Plastikschuhen Tausende Kilometer im Meer zurücklegen können. Eine Spur dafür könnte auch der US-Ozeanograph Curtis Ebbesmeyer mit seinem Faible für Plastikenten liefern.
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Ebbesmeyers Spezialgebiet sind Meeresströmungen und ihre Beobachtung anhand des Verhaltens von Treibgut. Seine große Stunde war aber erst gekommen, als er 1992 erfuhr, dass ein Frachter im Nordpazifik eine Ladung von 29.000 Plastikenten verloren hatte. Er sah in dem Vorfall nichts anderes als den größten Treibgutfeldversuch der Geschichte. Er bat Kollegen, Küstenbewohner, Strandwächter, Fischer und andere mehr, ihn zu informieren, falls eine Ente an Land gespült werden sollte.
Es setzte eine regelrechte Jagd auf die Entchen ein, die danach als „Friendly Floatees“ bekanntwurden. Zehn Monate nach der Panne auf dem Schiff war es schließlich so weit: Vor Alaska wurde die erste von letztlich insgesamt 400 Sichtungen gemeldet.
Tipp für kanadische Fahnder
Durch die Beschäftigung mit den Plastikenten und anderem Treibgut mehr - Ebbesmeyer verfolgte auch über Bord gegangene Schiffsladungen von 34.000 Eishockey-Handschuhen - wurde er zum Experten für Meeresströmungen schlechthin.
Im Fall der in Kanada angespülten abgetrennten menschlichen Füße riet er schon nach den ersten Funden den Ermittlern, ihre Suche weitestmöglich auszudehnen. Gerade bei den Fundstellen zwischen Vancouver und Vancouver Island seien die Strömungen extrem „hinterhältig“. Angesichts der Strömungsverhältnisse könnten die Füße aus Alaska, Kalifornien oder sogar Japan kommen, meinte Ebbesmeyer in kanadischen Medien. Den Fall selbst fand er „natürlich sehr seltsam“. Es müsse eine Erklärung geben, und zwar „vermutlich eine eigenartige“.
Ebbesmeyer weiß, wovon er spricht. Noch bevor ihn die Plastikenten bekanntgemacht hatten, hatte er sich bereits einer anderen über Bord gegangenen Fracht gewidmet: 80.000 Nike-Turnschuhen, die 1990 einem Schiff abhandenkamen.
Route exakt prophezeit
Dass Ebbesmeyers Theorien stimmen, lässt sich ebenso überprüfen: Er prophezeite schon 1992, dass die unsinkbaren Plastikenten, die nicht an Land gespült wurden, 1996 an Washington vorbeitreiben würden. Seine Voraussage stimmte exakt. Erst danach, so der Ozeanograph schon damals, stünde den Entchen ihre wirklich große Reise bevor: nach Alaska, dann westlich nach Japan, zurück nach Alaska und schließlich nordwärts durch die Beringstraße mit dem arktischen Eis als vorläufige Endstation.
Über den Pol sollten die Enten schließlich in rund sieben Jahren während der Tauperioden in den Nordatlantik gelangen. Tatsächlich tauchten sie 2004 vor Kanada und Island auf. Der letzte Rest von ihnen soll im Südwesten Großbritanniens endgültig an Land gehen.
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